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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Bandinelli die Bühne. Das Schweigen der Zuschauer wich einer gespannten Stille, hier und da war leises Hüsteln zu hören. Das Orchester begann zu spielen, und dann … ja dann vergaß Matteo für einen Moment den Knaben in der zweiten Reihe.
    Luigi Bandinelli hatte die Stimme eines Engels.
    Applaus brandete auf, Bravorufe wurden laut und einige Zuhörer sprangen sogar begeistert auf. Einzelne Taschentücher, Blumen und sogar etwas, das wie ein Strumpfband aussah, flogen auf die Bühne.
    Verstohlen wischte Allegra sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie war vom Stolz auf ihren Bruder wie berauscht, und das laute Klatschen hallte in ihr wieder. Tröstlich legte es sich wie ein Mantel um ihre geschundene Seele.
    Luigis Premiere war ein voller Erfolg. Mehr noch, er war rauschend, himmlisch, der Beginn der großen Karriere, die er sich immer erträumt hatte! Und das spürte jeder der anwesenden Zuschauer. Jeder wusste, dass man über diesen Premierenabend noch in Jahrzehnten reden würde, und wann immer zwei Menschen zusammenkamen, die dieses wunderbare Ereignis erleben durften, würden sie einander schwärmerisch an diesen besonderen Abend erinnern.
    Luigi trat mit den anderen Sängern auf die Bühne und verneigte sich. Seine Kollegen ließen ihn vortreten, und der Applaus wurde noch lauter, brandete hin und her. Allegra schloss einen Moment die Augen. Dieser Moment war so erhebend, so glücklich! Dies war der Beginn einer wunderbaren Karriere. Wie sehr sie es Luigi gönnte!
    â€žSignore?“
    Allegra fuhr herum. Ein Diener hatte sich durch die Reihe der Zuschauer zu ihr durchgedrängelt. Er hielt ein Billet in der Hand, das er ihr nun hinhielt.
    â€žDiese Nachricht soll ich Ihnen von meinem Herrn überbringen, Signore.“
    â€žDeinem Herrn?“ Nur zögernd nahm Allegra das Billet. „Wer ist dein Herr?“
    â€žDer Conte del Pirandelli.“ Der Diener wies zu einer Loge hinauf, die offensichtlich leer war. Doch Allegra wusste es besser. Sie ließ das Billet fallen, als hätte sie sich an dem zarten Papier geschnitten.
    Sie musste die Nachricht nicht lesen. Sie ahnte, was darin stand.
    Matteo war hier! Und er hatte sie erkannt …
    â€žMein Herr hat mich gebeten, ihm Ihre Antwort unverzüglich zu übermitteln“, fügte der Diener hinzu. „Wenn Sie also bitte …“ Er bückte sich schwerfällig und verzog das Gesicht, als er das Billet aufhob. Noch immer brandete der Applaus um sie herum, noch immer jubelten die Menschen ihrem Bruder zu. Doch Allegra nahm das alles wie durch einen dichten blutroten Nebel wahr, der sie umschloss. Sie nahm das Billet, öffnete es und starrte tränenblind auf die wenigen Zeilen, die Matteo in seiner steilen Schrift eilig aufs Papier geworfen hatte.
    Komm zu mir. Heute Nacht, in meinen Palazzo. Matteo .
    Er hatte sie erkannt.
    Allegra hätte am liebsten die Hände vors Gesicht geschlagen. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden, doch sie hielt sich mit einer Hand krampfhaft an der Rückenlehne ihres Sitzes fest. Sie beugte sich vor, damit der Diener verstand, was sie sagte. In diesem Moment erstarb der Jubel, und ihre Worte, die sie so laut hervorbrachte, um gegen den Lärm anzukommen, waren weithin hörbar.
    â€žSage deinem Herrn, dass ich ihm nicht zur Verfügung stehe.“
    Dann drängte sie sich an dem Diener vorbei. Blicke folgten ihr, als sie sich an den festlich gekleideten Damen und Herren vorbeischob und den Weg zum Bühneneingang suchte.
    Luigi, hilf mir! Ich will heim!
    Sie eilte die Stufen hinab. Ein Zwerg versperrte ihr den Weg, doch als er sie erkannte, grinste er sie an. Seine Zähne waren strahlend weiß und wirkten in seinem kleinen Mund riesig, als er den Vorhang vor dem Bühneneingang beiseiteschob und sie durchwinkte. „Los, los! Euer Freund wird sich freuen, Euch zu sehen, Signore!“
    Das bezweifelte Allegra. Zumindest, wenn sie Luigi sagte, dass Matteo sie nicht nur gefunden, sondern auch erkannt hatte …
    Luigi stand hinter der Bühne. Der Zwerg führte Allegra dorthin, und sie wartete abseits, während ihr Bruder ein letztes Mal hinaus trat und den Jubel des Publikums empfing. Wie ein König, dem das Volk huldigte, stand er vorne am Orchestergraben, verneigte sich und winkte in die Menge. Der Zwerg folgte ihm auf seinen kurzen Beinen und wackelte quer über die Bühne, um die zahlreichen Blumen,

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