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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Bänder und anderen Zeichen der Verehrung einzusammeln, die von den Zuschauern in einem wahren Regen herniedergingen.
    Allegra wartete mit wachsender Ungeduld. Sie spürte, wie der Schweiß an ihrem Rücken hinabrann, und ihre Hand zerknüllte das Billet. Endlich war der Applaus vorbei. Luigi kam hinter die Bühne gestolpert, den Arm voller Blumen, auf dem Gesicht ein Strahlen, das sie noch nie bei ihm erlebt hatte. Ihr Herz öffnete sich ihm. Sie war so stolz auf ihn!
    â€žAllegra!“ In seinem Überschwang vergaß er, dass sie gar nicht seine Schwester war, sondern noch immer der Kastratenjunge Alessandro. „Hast du das gesehen?“
    Sie trat zu ihm, legte die eiskalte Hand auf seine glühende Wange. „Ja, Luigi“, flüsterte sie. „Ja, ich habe es gesehen.“
    Dann wurde ihr plötzlich schwindelig. Sie taumelte und Luigi, der nur einen Arm frei hatte, hielt sie mit Mühe am Oberarm fest. Sie wimmerte leise. Sogleich war Luigi wieder ganz bei ihr. Er reichte einem Bühnenarbeiter die Blumen und plötzlich spürte Allegra einen Schemel, der sich an ihre Kniekehlen drückte. Der Zwerg stand hinter ihnen, und dankbar ließ Allegra sich auf den Hocker sinken, den er ihr unterschob. Dann wackelte der Zwerg eilig davon. Luigi hockte sich vor Allegra und musterte sie besorgt.
    â€žWas ist passiert? Freust du dich nicht mit mir?“
    Wortlos reichte sie ihm das Billet.
    Luigi überflog die Zeilen. Er runzelte die Stirn. „Wie …“
    â€žIch weiß es nicht“, flüsterte sie. „Er hat mich erkannt. Bitte, Luigi, lass uns gehen.“ Sie kam unsicher auf die Füße und zupfte an Luigis Ärmel. „Bitte, ich will heim.“
    â€žWir können doch jetzt nicht heim! Ich bin auf eine Soiree eingeladen. Und ich hatte gehofft, du begleitest mich dorthin …“
    Allegra schwieg. Natürlich, dachte sie. Dies war der wichtigste Abend in Luigis Karriere und sie konnte nicht von ihm verlangen, dass er jetzt in den Palazzo heimkehrte und früh zu Bett ging.
    â€žSie findet im Palazzo des Kardinal Accoramboni statt. Bitte, Allegra, lass mich nicht allein.“ Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. Konnte er endlich aufhören, sie Allegra zu nennen?
    â€žEntschuldige, Alessandro.“ Luigi senkte verlegen den Blick. „Es ist die Aufregung dieses Abends. Spürst du es nicht auch?“
    Sie seufzte. Nun ja, was konnte an einer Soiree im Haus eines Kardinals schon Schlimmes sein? Sicher würde Matteo dort nicht auftauchen, schließlich wollte er in seinem Palazzo auf sie warten. Sie würde Luigi für eine Stunde begleiten und danach eine Kutsche nehmen, um in den Palazzo des Maestros zurückzukehren. Genau, so würde sie es machen. Niemand konnte sie zwingen, auf Matteos Avancen zu antworten, niemand konnte sie zwingen, zu ihm zu gehen.
    Doch ihr Herz schmerzte, als sie sich vorstellte, wie Matteo auf sie wartete. Wie er die ganze Nacht auf jedes Geräusch im Haus lauschte …
    Für Matteo war sie tot. Wenn er glaubte, sie erkannt zu haben, so irrte er sich. Und wenn er glaubte, hier einen neuen Gespielen zu finden, so irrte er sich erst recht. Sie war nicht so naiv zu glauben, dass Matteo nach ihrem vorgetäuschten Tod enthaltsam lebte. Im Gegenteil: dieses Billet bewies doch, dass er wieder das Leben aufgenommen hatte, für das er vor ihrer Verlobung so berüchtigt gewesen war …
    Die Soiree im Palazzo des Kardinals war überraschend langweilig. Es wurden unzählige Gänge serviert, und vor jedem Gang erhob sich der Kardinal, hob sein Wasserglas – er trank nicht mal Wein! – und trank auf den überragenden Erfolg des jungen Kastraten Luigi Bandinelli, den er nun, da er sich von dessen überirdisch schöner Stimme hatte überzeugen können, in Zukunft protegieren wolle. Luigi nickte und lächelte brav in alle Richtungen. Allegra, die man am unteren Ende der langen Tafel platziert hatte, bekam ausreichend Gelegenheit, die anderen Gäste zu beobachten, die immer wieder schräge Blicke in ihre Richtung warfen.
    Allegra konzentrierte sich schließlich nur noch auf ihren Teller, auf dem sich gedünstetes Gemüse, fades Hühnchenfleisch und helles Brot abwechselten. Der Kardinal schien eine sehr genaue Vorstellung davon zu haben, was sich an seinem Tisch schickte, und es gab nicht einmal eine Sauce, um das völlig vertrocknete Hühnchen etwas

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