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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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bewahren, weil er sich nicht anders zu helfen wusste, hatte hilflos mit den Schultern gezuckt.
    Und so hatte sie wieder die Kleider des Knaben Alessandro Bandini angelegt, hielt ihr Haar kurz, das langsam wieder nachwuchs, trug dunkle Perücken und schwarze Kleidung, die ihre schmale Figur betonte und zugleich die zarten Rundungen ihrer Brüste kaschierte, die sie wieder Tag für Tag einschnürte, bis sie das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Aber der Schmerz saß tiefer, er wütete unter Haut und Knochen.
    Das Schlimmste waren die Nächte. Wenn sie wach lag, konnte sie in der Stille seine Stimme hören. Wie er sie sein Sturmmädchen nannte. Und dann wandte sie den Kopf ab, drückte sich das Kissen auf die Ohren, um ihn nicht länger in ihrem Kopf zu hören und in ihrem Herzen zu spüren.
    Doch es war noch lange nicht vorbei. Vielleicht würde es das auch nie sein.
    Sie hoffte, dass es in Rom besser wurde.
    Luigi war ihr in diesen Tagen auch keine Hilfe. Er hatte sich ganz zurückgezogen, alles an ihm sprach nur noch von der in ihm brennenden Nervosität angesichts der Premiere. Er wirkte immer sehr geistesabwesend, aß kaum noch und summte meist leise die Melodie seiner Arie vor sich hin. Stundenlang zog er sich zu Proben zurück, und permanent trank er diesen Tee mit Salbeiblättern, den Allegra nicht ausstehen konnte.
    Nein, Luigi war ihr wahrlich keine Hilfe.
    Sie hoffte nur, seine Premiere würde ein Erfolg! Und das hoffte sie nicht nur für ihn, sondern auch für ihre Zukunft. Vielleicht gelang es ihm ja, eine große Karriere als Opernsänger zu beginnen. Wäre es nicht wunderbar, wenn er ihnen eines Tages den Reichtum und das Ansehen zurückgeben könnte, die ihre Familie verdiente? Könnte sie dann nicht von den Toten wiederauferstehen, wie ein Schmetterling aus dem Kokon schlüpfen und vor Matteo treten?
    Allegra seufzte und schüttelte nur müde den Kopf.
    Selbst wenn es irgendwann soweit käme – bestimmt hatte Matteo sie bis dahin vergessen und sich eine andere Frau gesucht.
    Kurz vor Mitternacht erreichten sie die Ewige Stadt. Es hatte keinen Sinn gehabt, bei dem stetig schlechter werdenden Wetter wenige Meilen vor den Toren der Stadt noch eine Rast einzulegen.
    Der Maestro besaß in Rom einen kleinen Palazzo, den er Luigi und Allegra für die erste Zeit zur Verfügung stellte.
    Allegra beugte sich vor und berührte Luigi leicht an der Schulter. Er schreckte auf und schaute sich verwirrt um. Wieder einmal bewunderte sie ihren Bruder, weil er in jeder Lebenslage Schlaf fand und nicht einmal von der Nervosität davon abgehalten wurde.
    â€žWir sind da“, sagte sie überflüssigerweise.
    Die Kalesche war in einem kleinen Innenhof zum Halt gekommen. Diener strömten aus dem Haus und hielten Fackeln und Laternen hoch, um den Hof zu beleuchten. Schon wurde der Schlag geöffnet, jemand klappte die Treppe aus. Allegra drückte ein letztes Mal aufmunternd Luigis Hand, ehe sie aus der Kutsche stieg.
    â€žSignore Luigi Pirandelli?“, fragte ein Diener mit näselnder Stimme und hielt seine Laterne hoch, damit Allegra ihn besser erkennen konnte.
    â€žNein“, sagte sie mit sanfter Stimme. Sie hatte festgestellt, dass die meisten Menschen sie am ehesten als Kastraten erkannten, wenn sie mit leiser, sanfter Stimme sprach. Sonst wirkten manche verwirrt, wenn sie sprach. „Ich bin ein Freund von Signore Pirandelli.“
    Der Diener musterte sie von oben bis unten, ehe er nickte. „Ich wurde über Ihr Kommen ebenfalls informiert, Signore. Sie haben ein Gemach am anderen Ende des Gangs. Ich hoffe, Sie respektieren das.“
    Allegra nickte knapp. Auch das war ihr inzwischen egal. Man hielt sie für den Geliebten ihres Bruders. Nur der Maestro und die Principessa wussten, dass Allegra lebte. Alle anderen glaubten, der hübsche Knabe an der Seite von Luigi sei sein Gefährte.
    Und niemand stellte Fragen.
    Allegra wartete, bis Luigi sich aus den zahlreichen Decken geschält hatte und die Kutsche verließ. Wie zum Trotz hakte sie sich bei ihrem Bruder unter und folgte dem Diener in den kleinen, aber luxuriös eingerichteten Palazzo, der in den nächsten Wochen ihr Zuhause sein sollte.
    â€žIst das nicht der Conte del Pirandelli?“ – „Habt Ihr gesehen, wie traurig er aussieht?“ – „Man sagt, seine Mätresse habe ihn für einen zweitklassigen

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