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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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und nickte einigen Bekannten zu. Meine Güte, halb Florenz war diesen Winter nach Rom gekommen!
    Dann hatte sie die Nische erreicht. Sie verharrte kurz, bevor sie in Matteos Blickfeld trat. Noch immer glitten seine dunklen Augen unruhig über die Menge. Als er sie erkannte, umspielte ein gequältes Lächeln seine Lippen, ehe er sich knapp und für Cristinas Geschmack viel zu förmlich vor ihr verneigte.
    â€žSo sieht man sich also wieder“, sagte er. Selbst seine Stimme klang müde und schleppend, als müsste er jedes Wort aus dem unendlich tiefen Brunnen seiner Seele ans Tageslicht tragen.
    â€žIch habe dich lange nicht mehr gesehen.“ Sie konnte seine saubere Haut riechen, seinen männlichen Geruch, der ihr einst den Verstand geraubt hatte. Einen Moment glaubte sie, auch den bitteren Duft der Trauer an ihm wahrzunehmen.
    â€žDu siehst müde aus“, sagte sie leise und legte eine Hand auf seine Wange. Sie fürchtete kurz, er würde ihre Hand beiseiteschlagen, doch stattdessen hatte sie das Gefühl, er sähe sie zum ersten Mal richtig an, wie sie in ihrem gewagten Ballkleid mit zarter Spitze und weiten Röcken vor ihm stand. Sie wusste, dass er mit jedem Heben und Senken ihrer Brust die dunklen Höfe ihrer Nippel sah, die sich unter der hellen Spitze bewegten. Das wusste sie, ebenso wie sie um ihre Wirkung auf die Männer wusste.
    Das war in dieser Nacht ihr Kapital. Das war ihre Gelegenheit, Matteo zu erlösen und Alberto vor den Fängen Allegras zu retten.
    Sie wusste, dass sie behutsam vorgehen musste. Alberto durfte nichts davon erfahren, dass sie eine letzte Liebesnacht mit Matteo plante. Und Matteo durfte ihr Handeln nicht durchschauen. Nein, sie musste sehr vorsichtig sein, wenn ihr Plan aufgehen sollte.
    Matteo neigte den Kopf und schmiegte sich an ihre Hand. Seine Haut fühlte sich überraschend kalt unter ihren Fingern an.
    â€žDu siehst glücklich aus“, sagte er schließlich leise. Über den Lärm des Orchesters und der lauten Stimmen konnte sie ihn kaum verstehen, und sie schob sich etwas näher an ihn heran, um seine Worte besser zu hören. Er ließ zu, dass sie ihre Brüste leicht gegen seinen Oberarm drückte. Ihre Hand legte sich nun an seine Hand, und seine Finger verschränkten sich beinahe automatisch mit ihren. Sie lächelte zu ihm auf. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen. Ihr Atem bewegte eine Strähne seines dunklen Haars, das sich aus dem Zopf gelöst hatte, als sie ihm ins Ohr flüsterte: „Du siehst nicht glücklich aus.“
    Er drehte den Kopf von ihr weg. Sie verstand ihn kaum, doch glaubte sie zu hören, wie er sagte: „Es ist besser, wenn du gehst.“
    Damit hatte sie gerechnet. Sie hatte geahnt, dass Matteo sich nicht so leicht von ihr herumkriegen ließ.
    â€žWarum bist du überhaupt hier?“, fragte sie herausfordernd. „Niemand zwingt dich zu diesem Ball zu gehen. Niemand verlangt etwas von dir, im Gegenteil. Und du warst bisher auch nicht der Typ Mann, der es genießt, wenn alle ihn bemitleiden.“
    Sofort taten ihr die harten Worte leid, denn auf Matteos Gesicht zeichnete sich etwas so Gequältes ab, dass sie plötzlich verstand. Er versuchte, weiterzuleben. Er versuchte, auch mit dem Verlust von Allegra irgendwie das Leben zu führen, das er vor ihrem Tod geführt hatte.
    â€žEntschuldige“, sagte sie reumütig. „Es scheint dich sehr mitzunehmen …“
    â€žNein, schon in Ordnung.“
    â€žIch dachte nur … ich dachte, wenn du schon hier bist, könnten wir vielleicht …“ Sie sprach nicht weiter, aber ihre Brüste drückten sich diesmal mit Nachdruck gegen seinen Arm. Erstaunt musterte er sie.
    â€žDu und ich?“, fragte er ehrlich überrascht. „Was ist mit deinem kleinen Malergesellen, mit dem du dich herumtreibst?“
    â€žEr ist kein ’kleiner Malergeselle’“, gab Cristina beleidigt zurück. „Er hat Talent und wird es noch weit bringen.“ Sie war nicht bereit, sich von Matteo unterkriegen zu lassen. Zwar war sie es, die etwas von ihm wollte, doch wenn sie sich zu zahm gab, schöpfte Matteo möglicherweise Verdacht. Nein, für ihn musste es so aussehen, als wäre es allein seine Idee.
    â€žIch dachte, du sehnst dich vielleicht nach ein bisschen körperlicher Wärme …“ Sie tat so, als dächte sie angestrengt nach. „Aber wenn

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