Die Lilie von Florenz
wenn Alberto jetzt aus dem Atelier zurückkam und sie mit den beiden Männern hier antraf.
âNun? Welchen Gefallen soll ich euch tun?â
âNichts GroÃes. Loris und ich möchten dem Conte del Pirandelli vorgestellt werden, mit dem du ja so gut bekannt bist. Und da wir auch schon häufiger Gäste in seinem Palazzo waren â¦â
Cristina runzelte die Stirn. âIch habe geglaubt, ihr wärt bereits mit ihm bekannt. Immerhin wart ihr auf seinem Maskenball zu Gast.â
âJa, stimmt, wir waren zu Gast. Wir waren aber nicht eingeladen, und uns würde sehr viel daran liegen, ihm offiziell vorgestellt zu werden.â
Cristina zögerte. Sie wusste nicht viel über diese beiden Männer â eigentlich sogar nichts, auÃer ihren Namen. Aber sie machten beide einen gebildeten, höflichen Eindruck. Was konnte schon verkehrt daran sein, die beiden Männer Matteo vorzustellen?
AuÃerdem wusste sie, dass auch Matteo übermorgen auf dem Ball anwesend sein würde, den Kardinal Grossi in seinem Palazzo geben würde. Das wäre sicher eine gute Gelegenheit, um die Männer einander vorzustellen. Dennoch zögerte sie.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen.
âAllegra!â, rief Alberto, der in höchster Aufregung in den Salon stürmte. Cristina drehte sich erstaunt zu ihm um, und auch Loris und Mario wandten sich interessiert dem Neuankömmling zu.
âAllegra?â, fragte Cristina verwirrt.
Ohne auf die Besucher Rücksicht zu nehmen â Cristina beschloss, später mit Alberto zu reden, was ein gebührliches Verhalten Gästen gegenüber wäre â, eilte er zu Cristina und umfasste ihre Oberarme. âAllegra â sie lebt!â
Verwirrt blickte Cristina zu ihm auf. Wovon redete Alberto nur? Doch dann begriff sie die Worte, die er immer wieder wie ein Papagei wiederholte. âAllegra lebt?â, brachte sie mühsam hervor.
Das konnte nicht sein. Hatte nicht in Florenz die ganze Stadt über Matteos Elend geklatscht? Hatte sie nicht mit eigenen Augen gesehen, wie die Trauer um Allegra ihn niederdrückte?
âDu musst dich irrenâ, sagte sie knapp und schob Alberto beiseite. âEntschuldige, aber die beiden Herren haben etwas Wichtiges mit mir zu besprechen.â
âWenn ich es dir doch sage!â So schnell gab Alberto nicht auf. âIch habe sie gesehen â sie trägt wieder Männerkleider, aber ich erkenne sie in jeder Verkleidung!â
Wütend fuhr Cristina zu ihm herum. Loris und Mario waren für den Moment vergessen. âAch, tatsächlich? Du erkennst diese Schlampe, obwohl sie Männerkleider trägt? Warum sollte sie das tun? Welchen Grund sollte sie haben, ihren Tod vorzutäuschen?â
Ihre Stimme war schrill und unnatürlich laut in ihren Ohren. Cristina atmete tief durch. Nur nicht aufregen, sagte sie sich. Doch es war schon zu spät â der Gedanke, dass Allegra Bandinelli nicht nur lebte, sondern auch in Roms StraÃen unterwegs war, lieà kalte Schauer über ihren Rücken rinnen.
Sie hatte Allegra unterschätzt. Ja, und das war ein Fehler. Denn jetzt war Allegra wieder da â wenn sie Albertos Worten Glauben schenkte â, und wenn Cristina nicht wachsam war, würde diese Frau ihr alles nehmen, was ihr heilig war. Vor allem Alberto. Sie brauchte nur in die Augen ihres Geliebten zu schauen, die vor Aufregung glitzerten, um zu erahnen, in welchen Aufruhr ihn die Wiederauferstehung Allegras stürzte.
Cristina musste dringend etwas unternehmen.
Loris meldete sich zu Wort.
âEntschuldige, aber unsere Angelegenheit â¦â
âHerrgott, ja!â, fuhr Cristina ihn an. Sogleich bereute sie ihren Ausbruch und versuchte, sich zu beruhigen. âIch werde mich eurer Angelegenheit annehmen. Ãbermorgen auf dem Ball von Kardinal Grossi. Seid dort, und ich werde euch dem Conte vorstellen.â
âMehr wollen wir gar nicht.â Loris verneigte sich und lächelte spöttisch, ehe er zusammen mit Mario ging.
Cristina fuhr zu Alberto herum.
âWürdest du sie erkennen, wenn sie vor dir steht?â
âImmer und überallâ, versicherte Alberto ihr.
âGut.â Cristina nickte. âSehr gut â¦â
In ihr reifte bereits ein Plan, wie sie Allegra für immer von Alberto fernhalten könnte ⦠Es war ein riskanter Plan, aber Cristina war bereit, dieses Risiko einzugehen. Alberto war es
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