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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Morgenmantel aus Seide bekleidet saß sie an ihrem Toilettentisch und betrachtete sich lächelnd im Spiegel.
    Sie war glücklich.
    Und das Erstaunliche war: ihr war nie bewusst gewesen, dass sie zuvor unglücklich gewesen sein könnte. Immer hatte sie gedacht, bei Matteo das perfekte Glück gefunden zu haben. Eine unverbindliche Affäre, die Bewunderung des mächtigsten Mannes von ganz Florenz – sie hatte es genossen. Doch dann war Alberto in ihr Leben getreten, und dieser abgerissene junge Künstler hatte sie gelehrt, was es hieß, wirklich zu lieben.
    Er war heute schon früh aufgestanden, und als sie aufwachte, war das Bett neben ihr leer. Sie läutete nach ihrer Zofe und ließ sich Frühstück machen. Bestimmt war Alberto in die Werkstatt gegangen, die sie für ihn eingerichtet hatte. Er genoss zwar das Leben an ihrer Seite, aber vor ein paar Wochen war er unruhig geworden, weil er nicht seiner schöpferischen Arbeit nachgehen konnte, wie er es gewohnt war. Kurzerhand hatte Cristina ihm auf Kosten ihres Ehemanns ein Atelier eingerichtet und ihm sogleich den Auftrag erteilt, sie zu malen. Er malte auch andere Motive, das wusste sie inzwischen, aber sie freute sich immer, wenn sie nachmittags ein paar Stunden für ihn Modell sitzen konnte. Er wirkte dann so ernst und konzentriert. Nie wurde ihr langweilig, obwohl sie ewig lange stillsitzen musste.
    Sie wollte das Gemälde, sobald es fertig war, zu ihrem Mann nach Florenz schicken lassen.
    Ja, auch dieser Teil ihres Lebens war neu und anders. Ihr Mann schrieb ihr häufig vor Zärtlichkeit übersprudelnde Briefe, und sie beantwortete seine Briefe nicht nur gewissenhaft, sondern auch mit wachsender Freude. Es war ihr gelungen, ihren Frieden mit dieser Ehe zu machen, in der ihr inzwischen so viele Freiheiten zugestanden wurden. Und sie hoffte, ihrem Mann schon bald das Geschenk eines Kindes machen zu können …
    Cristina lächelte. Als es an die Tür klopfte, rief sie fröhlich „Herein!“
    Ein Diener trat ein und trug auf einem silbernen Tablett ein Billet an sie heran. Sie nahm es, noch immer lächelnd, und drehte es in den Händen. Post von ihrem Mann? Eine Einladung zu einem Fest? Neugierig brach sie das Siegel, das ihr gänzlich unbekannt war, und faltete den Brief auseinander.
    Loris und Mario erbitten ergebenst, von Euch gehört zu werden, um der alten Zeiten willen .
    Cristina runzelte die Stirn. Seit Loris und Mario sie vor Wochen in Matteos Palazzo versetzt hatten, hatte sie nichts mehr von ihnen gehört. Warum tauchten sie jetzt plötzlich wieder auf? Doch ihre Neugier siegte. Sie sagte dem Diener, er solle die beiden Männer in den kleinen Salon führen. Dann klingelte sie nach ihrer Zofe, damit diese ihr beim Ankleiden half.
    Als sie eine halbe Stunde später den kleinen Salon betrat, trug sie ein schlichtes blaues Kleid und ihr Haar hatte sie von der Zofe zu einer einfachen Frisur hochstecken lassen. Loris und Mario saßen entspannt in den zwei Sesseln und standen nur langsam auf, als sie den Salon betrat.
    â€žAh, Cristina!“ Loris trat als Erster zu ihr. Er beugte sich über ihre Hand und blickte zu ihr auf. „Du wirst mit jedem Tag schöner.“
    â€žWas führt euch hierher?“, fragte Cristina. Sie zog ihre Hand zurück, und Loris bemerkte es. Seine Augenbrauen hoben sich in gespieltem Erstaunen.
    â€žKann es sein, dass du uns aus irgendeinem Grund zürnst?“, fragte er.
    â€žWie kommst du darauf?“, erwiderte sie spitz. „Ihr seid ja nur von einem Tag auf den nächsten spurlos verschwunden.“
    â€žSiehst du, was ich meine? Ihr Temperament ist doch unvergleichlich, findest du nicht?“ Loris sprach zu Mario, als wäre Cristina nicht im Zimmer. Sie räusperte sich.
    â€žEntschuldigt bitte, aber meine Zeit wie auch meine Geduld sind begrenzt. Wenn ihr mir bitte sagt, was euch herführt.“
    â€žWir möchten dich um einen Gefallen bitten. Es ist eine … Gelegenheit.“ Mario trat nun neben Loris. Er beugte sich ebenfalls über Cristinas Hand und besaß sogar die Frechheit, ihren Handrücken mit den Lippen zu streifen. Cristina zog die Hand abrupt zurück und widerstand dem Impuls, den Handrücken am Kleid abzuwischen. Plötzlich ekelte sie sich vor ihren einstigen Liebhabern, und sie wünschte, die beiden so schnell wie möglich loszuwerden. Nicht auszudenken, was passierte,

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