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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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Speise zu verzehren. Erst jetzt merkte sie, wie hungrig sie war. Doch ihre Gedanken schweiften schon wieder ab.
    Matteo hatte ihrem Vater also auch Geld geliehen … Zweitausend Fiorini, eine Summe, die so unvorstellbar hoch war, dass ihr schwindelig wurde … Sie musste noch einmal die Bücher prüfen, denn irgendwo musste ihr Vater diesen Geldeingang verzeichnet haben. Und sie spürte, wie ihre Wut auf Matteo wuchs. Wie hatte er ihrem Vater das antun können? Wieso hatte er Giancarlo Bandinelli die Pistole auf die Brust gesetzt, hatte das Geld zurückgefordert, von dem er selbst schrieb, es sei ein „zinsloses Darlehen"? Was hatte das alles zu bedeuten?
    Allegra merkte, wie sich ein pochender Schmerz hinter ihrer Stirn manifestierte. Sie schob den leer gegessenen Teller beiseite und stand auf. Sie wollte nach ihrem Vater sehen, bevor sie sich wieder mit den Rechnungsbüchern beschäftigte.
    Sie brauchte Antworten.
    Als sie das Schlafzimmer ihres Vaters betrat, schlug ihr eine angenehme Wärme entgegen. Das Feuer im Kamin flackerte munter, und als sie ans Bett trat, ging die Tür wieder auf. Die Köchin Rosalie trat ein. In den Händen hielt sie einen Ziegelstein, den sie im Küchenfeuer erhitzt und anschließend in Tücher gewickelt hatte.
    Die Köchin knickste rasch, als sie Allegra erkannte.
    â€žSignora Allegra, ich bin so froh, dass Ihr hier seid!“
    Allegra trat beiseite und ließ Rosalie den Stein unter die Bettdecke legen. „Der Arzt ist soeben eingetroffen. Danke, dass Ihr zurückgekommen seid. Danke.“
    Sie griff nach Allegras Händen.
    â€žIch bete Tag und Nacht um sein Leben, Signora. Er war immer so gut zu uns.“
    â€žAch, Rosalie … Schick den Arzt herauf.“
    Die Köchin zögerte, ehe sie ging.
    â€žWas denn, Rosalie?“
    â€žEs ist nur … Der Winter steht vor der Tür, die Erntezeit. Es gibt viele Entscheidungen, die bald getroffen werden müssen, Signora.“
    Allegra nickte. „Morgen. Ich werde mich morgen darum kümmern, Rosalie.“
    Sie wärmte ihre klammen Hände am Feuer, während sie auf den Arzt wartete. Ihr Vater schlief. Sein Atem ging flach und rasselnd, und einmal keuchte er auf, und sie fuhr herum. Doch dann fiel er wieder in tiefen Schlaf.
    Sie hoffte, dass er sich nun gesund schlief.
    Doch der Arzt machte ihr wenig Hoffnung. Er untersuchte Giancarlo Bandinelli rasch, dann rückte er die Brille auf seiner Nase zurecht.
    â€žIch fürchte, im Moment können wir für Euren Vater nicht allzu viel tun, Signora“, gestand er schließlich. „Er befindet sich in einem nervösen Zustand, und hinzu kommt, dass sich die Nacht im kalten Wasser schlecht auf seine schwache Konstitution ausgewirkt hat.“
    â€žUnd das bedeutet …“
    â€žIch kann nicht viel für ihn tun. Ich werde Euch ein stärkendes Pulver mischen, das Ihr ihm verabreichen könnt. Aber ansonsten … wir müssen abwarten.“
    Allegra nickte. Sie begleitete den Arzt zur Tür, ehe sie ans Bett ihres Vaters zurückkehrte.
    Vielleicht wäre er auch unter anderen Umständen in diesem Herbst krank geworden. Ihr Vater war alt, und um seine Gesundheit hatte es nie besonders gut gestanden. Allegra hatte ihn, soweit sie sich erinnern konnte, nur so gekannt. Alt und schwach. Aber immer hatte ein Lächeln sein Gesicht erhellt.
    Und dieses Lächeln vermisste sie gerade am meisten.
    Sie holte aus dem Arbeitszimmer die Rechnungsbücher und setzte sich im Schlafzimmer ihres Vaters in den hohen Lehnsessel, den er so sehr liebte. Sie rückte das Möbel dicht ans Feuer und stützte ihre Füße auf das Kamingitter, ehe sie sich wieder in die Berechnungen vertiefte.
    Doch ihre Gedanken kreisten immer wieder um den Brief, den Matteo ihrem Vater geschrieben hatte.
    Wie sollte sie ihm je wieder in die Augen blicken, nachdem er ihrer Familie das angetan hatte?
    Cristina hatte natürlich gemault, als Matteo sie nicht zur Principessa mitnahm. Doch Matteo blieb eisern.
    â€žIch habe wichtige Dinge mit der Principessa zu besprechen. Du würdest dich nur langweilen.“
    Inzwischen lag der Maskenball drei Wochen zurück und die meiste Zeit hatte Matteo in gespannter Erwartung verbracht. Er sehnte sich nach seinem Sturmmädchen, wie er sie im Stillen nannte. Mit jedem Tag, an dem ihm nicht der Besuch eines Kastraten oder einer unbekannten jungen Frau gemeldet wurde,

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