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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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versank er in immer größere Verzweiflung.
    Hatte sie ihn vergessen? Oder spielte sie etwa mit ihm? War das ihre Art, ihm klar zu machen, dass sie die Regeln schrieb?
    Jetzt hielt er es nicht länger aus. Er ließ sich bei der Principessa melden. Sie musste doch wissen, wer die schöne Fremde war und wo er sie finden würde, oder?
    â€žMatteo, du hast mich sträflich vernachlässigt!“ Die Principessa eilte ihm entgegen. Heute trug sie ein geradezu mädchenhaftes Kleid aus blassblauer Seide. Die angesteckten Ärmel waren aus Spitze gefertigt und bauschten sich um ihre Handgelenke. Die Principessa empfing ihn in einem kleinen Salon, in dem es sehr warm war. Sofort geriet Matteo ins Schwitzen. Die Hitze in dem Salon stand im krassen Gegensatz zu der nebligen Kälte, die sich in diesem Jahr erstaunlich früh über die Stadt gelegt hatte und alle Geräusche schluckte.
    â€žEs war nicht meine Absicht, Euch zu vernachlässigen.“ Er küsste ihre Hand, die sich unter seinen Fingern papiertrocken anfühlte. Seine Lippen verharrten einen Zentimeter über ihrem Handrücken.
    â€žWie heißt denn deine neue Favoritin?“ Sie wies einladend auf das Sofa und setzte sich in einen Sessel, der dicht ans Feuer gerückt war.
    Matteo seufzte. Der Principessa konnte wirklich niemand etwas vormachen.
    â€žIch weiß es nicht“, gestand er schließlich.
    Die Principessa hatte eine zierliche Porzellantasse vom Tisch genommen. Die Tasse verharrte in der Luft. „Wie muss ich das verstehen?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich hatte gehofft, Ihr könntet Licht ins Dunkel der Identität meiner Erwählten bringen.“
    â€žIch?“ Die Bögen ihrer Augenbrauen wölbten sich in Erstaunen. „Wie soll das möglich sein? Kenne ich sie?“
    â€žDas vermute ich …“ Er suchte nach den richtigen Worten. Und dann purzelten sie in einem wahren Schwall aus ihm heraus, und er erzählte ihr alles: wie er dem Kastraten im Palazzo Pitti begegnet war und ihn zum Fest einlud, wie dort jenes köstliche Spiel von Verführung ihn glauben ließ, das Lager mit einem Knaben zu teilen, bis sein Sturmmädchen sich vollständig entkleidete. Er knetete seine Hände, während er gestand, dass er sie seitdem nicht mehr wiedergesehen hatte – weil sie nicht aufgetaucht war, wie sie es ihm versprochen hatte.
    Die Principessa hörte geduldig zu. Nur einmal huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
    â€žUnd da ich das Mädchen zum ersten Mal bei Euch gesehen habe … Verzeiht, Fürstin, aber ich dachte, Ihr könntet mir vielleicht die Identität der Frau offenbaren, in die ich mich Hals über Kopf … verliebt habe.“
    Sie schwieg einen Moment. Dann stellte sie die Tasse auf den Unterteller. Das leise Klappern ließ Matteo zusammenzucken. Er blickte zu Anna Maria Louisa auf, die sich sehr gerade hielt. Majestätisch.
    â€žDu liebst dieses Mädchen also“, sagte sie. „Und du willst sie wiedersehen.“
    â€žNichts lieber als das.“
    â€žHast du denn gar nichts gelernt, Matteo? Was wird aus Allegra Bandinelli, wenn du dir schon wieder eine neue Favoritin zulegst? Und was ist überhaupt mit Cristina della Visconti? Ich kann mir vorstellen, sie wird das am wenigsten freuen …“
    â€žCristina hat andere Interessen“, sagte Matteo steif. Und andere Interessenten, fügte er in Gedanken hinzu. Auch wenn sie noch oft zu ihm kam, wusste er, dass sie sich inzwischen häufig auch mit den beiden Männern traf, die sie auf dem Maskenball verwöhnt hatten. Er gönnte es ihr. Gegen sie hegte er keinen Groll.
    â€žUnd deine Verlobte …?“
    Matteo schnaubte. „Sie ist weggelaufen, nicht wahr? Ihr Vater schrieb mir, sie sei mit unbekanntem Ziel verreist. Ich glaube nicht, dass es noch zur Heirat kommen wird. Daher habe ich das zinslose Darlehen zurückgefordert, das Giancarlo Bandinelli von mir bekam. Er brauchte es, um das Konservatorium für seinen Sohn zu bezahlen. Ein Kastrat mit einer begnadeten Stimme …“
    Matteo verstummte.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er erinnerte sich wieder an den Moment, als er das Sturmmädchen zum ersten Mal gesehen hatte. Als sie vor ihm stand. Wie ihre Augen gefunkelt hatten. Hatte sie ihn nicht in jenem Moment erkannt? Hatte sie es nicht eilig gehabt, von ihm fortzukommen?
    â€žEs war Allegra …“,

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