Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
würde den Müll hinunterbringen.
Jan fuhr fort. »… von einem Reich namens Aratta, das …«
Poch fiel ihm ins Wort. »Das legendäre Aratta. Meine Güte! Es wird in sumerischen Texten erwähnt. Niemand weiß genau, ob es je existiert hat.«
Jan ließ sich nicht beirren. »Sie sagte, dass es vor 8000 Jahren im Nahen oder Mittleren Osten gelegen haben soll und von irgendwelchen Kriegern aus dem Norden zerstört wurde, den Gogs aus Magog. Sie hat dort Ausgrabungen durchgeführt.«
Jetzt war es Poch, der begeistert war. »Wo? Wo hat sie gegraben?«
Jan zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Im Iran? Jedenfalls hat sie die Wirkstoffe, die sie fand, in der Türkei untersuchen lassen.«
»Verdammt«, rief Poch, »genau in diesen beiden Ländern wird Aratta von seriösen Wissenschaftlern vermutet. Im Süden des Irans und im Osten der Türkei. Eine Kultur, die höher und weiter entwickelt war, als wir es uns je vorstellen können. Es würde passen, dass ausgerechnet diese Kultur Wirkstoffe gegen Krankheiten kannte.«
Jan hatte sich erhoben. »Wir müssen dieses Bild finden. Jetzt ist doch auch klar, warum Köhn junior nach dem Werk sucht. Als Biopantscher will er natürlich die Wirkstoffe für seine Pharmaklitsche haben. Schon ein einziges Mittel, gegen Krebs zum Beispiel, würde ihn unglaublich mächtig und unsterblich machen.«
Sie hörten, wie Andrea schnaufend die Treppe hinaufkam.
»Soll ich dir helfen?«, rief Jan.
»Nein, geht schon. Ich komme schon klar«, antwortete seine Exfrau.
Zum ersten Mal sprach Faruk. »Das würde auch das von Ihnen, Herr Poch, angesprochene internationale Interesse erklären. Und noch etwas für unsere weitere Zusammenarbeit: Ich möchte Sie bitten, Ihre unangemessenen Sticheleien gegenüber Frau Bachmaier einzustellen.«
Alle waren über die zwar höfliche, aber dennoch deutliche Ansage des Syrers überrascht. Poch wollte etwas erwidern, aber ein scharfer Blick von Elijah ließ ihn verstummen. Regina schaute verschämt aus dem Fenster. Noch nie hatte ein Mann so souverän und klar Partei für sie ergriffen. Sie fühlte sich dem Syrer seit ihrer gemeinsamen Reise nach Rohrbrunn tief verbunden. Er hatte ihr mit seiner ruhigen, überlegenen, aber eben auch schüchtern-verschämten Art sehr geholfen. Es war keine Liebe, wie sie sie für Jan empfand. Aber spätestens jetzt war er für sie ein guter Freund geworden. Davon hatte sie nur wenige.
Lediglich die Stimmen aus dem Fernseher erfüllten den Raum. Unten im Hauseingang fiel eine Tür ins Schloss. Der Nachrichtensprecher redete von Köhn und seiner Pressekonferenz. Es folgte ein Schwarzweißbild des Vaters. Niemand kommentierte es. Um die peinliche Stille zu durchbrechen, fragte Regina Poch so sachlich wie möglich nach seiner Theorie zum Fundort des Bildes.
Poch atmete tief durch, ehe er antwortete: »Ich möchte euch allen hier etwas erklären. Mein Freund, dem jemand die Kehle durchschnitten hat, war, und ich bitte, auf jegliche dummen Sprüche zu verzichten, mein Seelenverwandter. Ohne zu intimzu werden, solltet ihr wissen, dass ich sicher auch an dem Aufenthaltsort des Bildes interessiert bin. Aber vor allem will ich wissen, welcher Bastard seine dreckige Klinge an den Hals meines Freundes gelegt hat. Und ich werde euch helfen, so lange, bis ihr ihn gefunden habt und ich mich mit ihm beschäftigen kann.«
Sie verstanden ihn und nickten.
»Nun zu unserem Rätsel. Ezechiel oder Fischer, wie der wirre Mann vom Tegernsee wohl hieß, gab uns ein Rätsel mit auf den Weg. Ein Fluss, ein Meer, ein Bett des Kaisers . Wir nahmen die Donau, das Mittelmeer und suchten nach dem Bett eines Kaisers. Giovanni stieß mich in Venedig sozusagen mit der Nase darauf. Sein Großvater, General von Mackensen, so viel fand ich bereits heraus, war im Ersten Weltkrieg an der Verurteilung diverser Deserteure beteiligt. Im Zuge dessen wurde ein Bild von anscheinend hohem Wert gefunden. Kurz vor Kriegsende schaffte ein Sonderzug des Kaiserlichen Hofes zahlreiche Kunstschätze aus Frankreich nach Potsdam in die Schlösser der Hohenzollern. 1918 dankte Wilhelm der Zweite ab und ging ins Exil nach Holland. Und das Bild nahm er mit.« Er kramte in seinen Unterlagen und las dann vor: »›Zwischen September 1919 und Februar 1920 treffen am Bahnhof Zeist fünf Züge mit insgesamt 59 Waggons voll kaiserlichen Hausrats ein.‹ So steht es in einer Broschüre, die Giovanni aus dem holländischen Doorn zugeschickt bekommen hat. Doorn, das ist der Exilort
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