Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Kaiser Wilhelms des Zweiten. Dort starb er 1941, und dort liegt er auch begraben. An der Beerdigung hat auch General von Mackensen teilgenommen, Giovannis Großvater. Doorn ist unser Fundort. Das meinte Ezechiel mit dem Bett des Kaisers . Da bin ich mir ganz sicher. Und jetzt möchte ich etwas essen. Nach dem Erbrechen schreit mein Magen nach Nahrung. Es wird sich hier doch etwas auftreiben lassen.«
Jan erhob sich. »Ich frage mal Andrea.«
Faruk atmete durch. »Wo liegt dieses Doorn? Ich bin nicht besonders vertraut mit der Geographie der Niederlande.«
Elijah, der in Antwerpen geboren war, erklärte es ihm. »Doorn ist ein kleines Dorf in der Nähe von Utrecht, also im westlichenTeil der Niederlande. Viele reiche Kaufleute haben da ihre Villen gebaut. Die niederländische Königin Wilhelmina hat dem Kaiser dort Asyl gewährt. Man kann das Haus besichtigen. Nicht weit von dort liegt das Ausbildungszentrum der niederländischen Spezialeinheiten. Ich habe vor Jahren dort trainiert. Gute Jungs. Aber …«
Jan stand in der Tür. »Sie ist weg.«
Die vier im Wohnzimmer sahen überrascht zu ihm.
»Wer?«
»Andrea, und die Kinder auch. Sie hat sie mitgenommen.«
Tegernsee, Deutschland, 24. 12., 11.15 Uhr
Es war ein schwarzer, schmal geschnittener Gucci-Anzug. Köhn strich mit einer sanften Bewegung über den Stoff, der eng an seinem Körper lag. Er würde einen schwarzen Kaschmir-Doubleface-Mantel von Loro Piana darüber tragen, einen Stetson-Hut und eine Marc-Jacobs-Sonnenbrille. Arwed Köhn gefiel sich.
Trotz erheblicher bürokratischer Hindernisse waren sein Vater und dessen Schwester ohne Obduktion in einem österreichischen Krematorium verbrannt worden. Wie es seinem Testament entsprach, würden die beiden in einem Familiengrab auf einem Tegernseer Friedhof beerdigt werden.
Er war jetzt allein. Der letzte Köhn. Es war Zeit, seine Dynastie aufzubauen. Almuts Zwillinge hätten so etwas wie das Fundament bilden können. Aber Almut war verschwunden. Nach allem, was seine Leute herausbekommen hatten, war Almut von diesen ausgesprochen hartnäckigen vier entführt worden. Seine Männer hatten die Überreste Hermels auf einem Friedhof gefunden. Er empfand kein Mitleid für den Sicherheitschef. Hermel hatte in letzter Zeit zu viele Fehler gemacht. So kurz vor dem Ziel konnte Köhn sich das nicht leisten. Aber wenigstens waren Almuts Kisten vollständig zerstört worden. Zumindest das hatteHermel hinbekommen. Nur das Bild war immer noch nicht gefunden worden. Er würde das jetzt selbst in die Hand nehmen.
Alle vier hatten peilungsarme Mobiltelefone. So konnten seine Leute sie nur in einem großen Umkreis von München orten. Lediglich bei einer war das anders – das war Andrea Kistermann. Und am späten Abend kam das Signal ihres Handys klar und deutlich von einem Rastplatz in Nordbayern. Er hatte seinen Männern den Auftrag gegeben, sie lebend zu bringen. Aber in seinen kühnsten Träumen wäre es ihm nicht in den Sinn gekommen, dass Andrea Kistermann nicht nur ihre Nichte, sondern auch die Zwillinge bei sich hatte. Sie war, wie sie den Männern sagte, auf dem Weg nach Bad Bentheim, wo sie im Haus ihres Bruders wohnen wollte.
Arwed Köhn betrat den Friedhof in Rottach-Egern am Tegernsee. Die Schneewolken hatten sich verzogen. Ein klarer, kalter Winterhimmel prangte über dem malerischen Idyll des Sees und dem Gottesacker, wo reiche Bauern, Gastwirte, alte Nazis und sogar zwei Juden ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Trotz der Seuche waren ein paar Alteingesessene und die wenigen Freunde seines Vaters gekommen. Auch Clara Ridder war dazugestoßen. Sie trug einen dezenten schwarzen Pelzmantel, einen ebenso warmen Pelzhut, kniehohe Lederstiefel und sah sexy wie eine reiche russische Nutte aus. Nur er wusste, dass sie unter all dem schwarzen Nerz splitternackt war. Er hatte sich in eine windgeschützte Nische an der Außenseite der Kirche gesetzt und Clara dabei zugesehen, wie sie über die Gräberfelder ging und die Namen studierte. Er zog sein Handy heraus und rief Regina Bachmaier an.
Ihr Telefon klingelte. Sie war nicht überrascht. Aber die Menschen um sie herum schienen mit dem Klingelton nicht einverstanden zu sein. Es war Regina egal.
»Ich bin es, Arwed Köhn. Sind Ihre Überlegungen weiter gediehen, liebe Frau Bachmaier?«
»In der Tat«, antwortete Regina kühl.
»Ach, wenn Sie diese Idylle hier sehen könnten … Die Sonne scheint mir gerade mächtig ins Gesicht.«
»Das, lieber Herr Köhn,
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