Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Rasse hineinkommen würden. Sie trug die Sehnsucht danach weiter. Jetzt durfte sie keinen Fehler machen. Sie war ganzallein – nur ihre ungeborenen Söhne würden bald an ihrer Seite stehen. Groß, stark und ohne Schwächen wie Schmerz oder Angst. Eben jene aus Magog.
Frankfurt/Main, Deutschland, 17. 12., 23.45 Uhr
Die Swissair-Maschine flog bei leichten Turbulenzen auf die westliche Landebahn zu. Das Kabinenlicht wurde heruntergedimmt, und Faruk sah die Lichter der Mainmetropole. Wo würden die beiden wohl sein? Jan war ihm nicht so wichtig. Er freute sich auf Regina.
Sie waren als Vertreter der Weltgesundheitsorganisation über Genf eingereist. Während man Faruk, der einen dunklen Anzug und einen Hermès-Schal um den Hals trug, die Legende abnahm, sah Elijah mit seiner verwaschenen Militärjacke und der ausgebeulten Jeans eher wie ein in die Jahre gekommener Rucksacktourist aus.
Schon die Entscheidung, gemeinsam zu reisen, erwies sich als zähes Politikum. Elijah und Faruk hatten sich dann aber, ohne die Entscheidung ihrer Vorgesetzten abzuwarten, in die Royal-Jordanian-Maschine von Amman nach Genf Cointrin eingebucht. Die Papiere kamen vom israelischen Auslandsgeheimdienst, die Israelis würden auch die Vorbereitungen für Deutschland übernehmen. Dort wartete ein Team des Mossad, mit dem Elijah mögliche Erkundungen schnell und zielsicher durchführen konnte. Am Abend war die Spur, die in das israelische Labor führte, publik geworden. Ein »Leck« in der deutschen Regierung schien dafür verantwortlich zu sein. Aber das war zweitrangig. Elijahs Regierung fürchtete zu Recht, dass nun antiisraelische Stimmungen aufkommen würden, die bei einer europaweiten Ausbreitung katastrophale Folgen haben konnten. Einige Abgeordnete in der Knesset, dem israelischen Parlament, waren äußerst besorgt.
»Sie fürchten Pogrome, wie einst im Mittelalter, als man die Juden des Brunnenvergiftens verdächtigte«, erklärte Elijah noch im Flugzeug.
»Ach, habt ihr das etwa nicht gemacht? Und auch das Verzehren von Säuglingen gehört doch zu eurem Repertoire, oder nicht?«
Faruk lächelte. Er wusste, womit er seinen jüdischen Partner hochnehmen konnte. Aber Elijah ließ sich nicht ärgern.
»Und eigentlich sind wir alle Geldwechsler, tief in unserem Herzen. Geldwechsler, Spekulanten, und gleich schneide ich dir ein Stück Fleisch aus deiner Brust.«
Hart setzte die Maschine auf und rollte zu einer Außenrampe, wo schon zwei Busse warteten. Während die anderen Passagiere in die Busse stiegen, verschwanden die beiden im Fond von zwei wartenden Vans mit schwarz verdunkelten Scheiben.
»Wenn Poch recht hat, sind unsere Freizeitagenten auf einer heißen Spur«, meinte Elijah, bevor er in ein Sandwich aus einem bereitgestellten Lunchpaket biss.
Faruk sah ihn kopfschüttelnd an. »Du isst immer noch diesen Fraß. Du wirst fett und unansehnlich. Reiß dich mal zusammen. Im Übrigen freue ich mich, die beiden wiederzusehen.«
Elijah grinste mit vollem Mund. »Die beiden?«
Faruk reagierte nicht. Der alte Poch hatte Elijah noch am späten Nachmittag erreicht und über seinen unerwarteten Besuch informiert. Obwohl schon lange außer Dienst, waren solche Informationswege für ihn selbstverständlich.
Das Gelände des Flughafens wurde von Soldaten der Bundeswehr streng abgeschirmt. Ihre Papiere wiesen sie jetzt als Mitarbeiter des diplomatischen Corps des Staates Israel aus, und so ließ der Posten am Südtor die Vans anstandslos ziehen. Obwohl er als Mossad-Agent gut für solche Operationen geschult war, fiel dem jungen Posten der weiße Kleintransporter nicht auf, der sich auf dem Autobahnzubringer hinter die Vans geschoben hatte.
»Wir kümmern uns erst einmal um Roth. Das Team hat schon erste Ergebnisse. Mordechai, leg los.«
Ein athletischer junger Mann mit kurzgeschorenen Haarenund dunklem Teint beugte sich vom Beifahrersitz nach hinten zu Elijah und Faruk.
»Izzakh Roth hat es nie gegeben. Wir haben seine Grabstätte auf dem jüdischen Friedhof in München ausfindig gemacht. Im Sterbeverzeichnis war er als Roeth eingetragen. Wir dachten an einen Schreibfehler. Sicherheitshalber ließen wir das Grab öffnen. Alles, was wir fanden, war ein verwester Hund. Die Adressen, die sich noch zurückverfolgen ließen, sind unergiebig. Er ist ein Gespenst.«
Elijah war enttäuscht und gleichzeitig elektrisiert. »Da scheint ja was dran zu sein.«
Faruk, der während des Vortrags mit halbgeschlossenen Augen auf den Verkehr
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