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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Meter fehlte, ehe der Basalt das Loch wieder verschlossen hatte, als sie spitz aufschrie. Er drehte sich am Stein vorbei und sah in ihr erschrockenes Gesicht.
    »Was ist?«
    »Da ist eine Katze drin, sie ist gerade vorbeigehuscht. Holen Sie sie raus.«
    Er kniete sich nieder, kroch in den Spalt zwischen Grab und Stein, leuchtete mit der Taschenlampe in das Loch und wolltegerade ärgerlich rufen, als er einen mächtigen Stoß gegen den Rücken verspürte. Er fiel nach vorn, versuchte sich festzuhalten, aber rutschte direkt auf die Kisten. Wenige Sekunden später rauschte mit einem gewaltigen Erschüttern der Basaltstein über ihm auf das Loch. Er schrie, klopfte. Aber niemand hörte ihn. Binnen einer halben Stunde hatte der Schnee, der aus dem Nachthimmel auf München hinabrieselte, die Platte mehrere Zentimeter bedeckt.

Berlin, Deutschland, 17. 12., 05.45 Uhr
    Sie nahmen den östlichen Ausgang, der von Besuchern und Schaulustigen nicht einsehbar war. Der Wind biss in ihre herunterhängenden Wangen. Sie sah schlecht aus. Sie hatte kaum Schlaf gefunden, immer neue Hiobsbotschaften waren in dem langsam verödenden Kanzleramt eingegangen. Jetzt, wo sie auf die Kolonne wartete, ließ sie all die Nachrichten der letzten Stunden noch einmal Revue passieren. Die Plünderungen nahmen zu. An den Grenzen hatte es bei illegalen Übertritten immer wieder Schießereien gegeben. Impfstationen wurden überfallen, auf der panischen Suche nach Seren. Zwei Passagiermaschinen, die aus anderen Ländern in München gelandet waren, wurden von Verzweifelten gestürmt und zum Start gezwungen. Zum Glück hatten Sondereinheiten schnell reagiert und die Reifen der Flieger zerstört.
    Aber vor einer Stunde war die wirklich schlimmste Botschaft von Vogel selbst überbracht worden: »Der Impfstoff schlägt nicht bei allen Patienten an.«
    Sie hatte für einen sehr kurzen Moment die Fassung verloren und war an das große Fenster ihres Büros getreten, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Die Lage schien ihr zu entgleiten. Es war wie ein Erdrutsch, der sich erst mit dem Fallen einzelner Felsen bemerkbar macht, dann rutschen Bäume, zum Schluss riesige, unaufhaltsame Erdmassen.
    »Das heißt, dass auch die Geimpften sterben werden?«
    Sie hatte sich zu Vogel umgedreht. Noch nie hatte er die Kanzlerin so gesehen. Ihre Augen waren gerötet, Flecken im Gesicht und am Hals zeugten von ihrer Anspannung. Die Hände zitterten. Niemand konnte ihr in dieser Stunde helfen. Sie war völlig einsam in ihren Entscheidungen. Das begriff der Mediziner jetzt. Er suchte fieberhaft nach tröstenden Worten.
    »Der amerikanische Impfstoff scheint ein wenig wirkungsvoller zu sein. Die Vertragspartner in der Pharmaindustrie haben der US -Gesundheitsbehörde zugesichert, ihre Produktion in 72 Stunden zu verdreifachen. Dann können auch wir davon profitieren. Und dann haben wir noch das Angebot, einen Wirkstoff ohne Zulassung von Atalante auszu…«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir werden das deutsche Volk nicht zu einer Laborratte machen.« Er nickte.
    In wenigen Stunden würde sie in einem TV -Studio in Hamburg ihre nächste Erklärung abgeben müssen. Dann würde ihr Hubschrauber auch sie auf die Insel bringen. Sie hatten lange darüber beraten, wo das Notparlament und die Kanzlerin sicher und dennoch nicht außerhalb der Landesgrenzen wären. Zum jetzigen Zeitpunkt war damit zu rechnen, dass wirklich jedes Bundesland von der Pockenepidemie erfasst würde. Ihre Freundin, die Verlegerin, hatte ihr eine Insel empfohlen: Helgoland. Das kleine Stück Fels, 40 Kilometer vom Festland entfernt inmitten der winterlichen Nordsee liegend, schien nicht wirklich einladend, bot aber absoluten Schutz und war dennoch zum deutschen Staatsgebiet zu rechnen. Die 1200 Einwohner waren auf Pocken geprüft und für unbedenklich eingestuft worden. Aufgrund des harten Winters hatten die Einwohner die Insel nicht verlassen und Besucher waren ausgeblieben. Das rettete sie jetzt vor einer Gesamtevakuierung, die der Innenminister vorgeschlagen hatte. Von Helgoland aus würde sie in den kommenden Tagen ihre Geschäfte führen.
    Einheiten der Marine hatten die notwendigen Kommunikationseinrichtungen aufgebaut. Mehrere Schiffe der Bundesmarine sowie der Nachbarstaaten kontrollierten See- und Luftraum.Denn noch immer glaubten der Innenminister und seine Experten an einen gewaltigen Anschlagkomplott. Dass nun auch noch die Antiseren nicht anschlugen, verstärkte auch bei der Kanzlerin den

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