Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
lag jetzt auf dem Rücken, hob den Oberkörper, spreizte seine Beine und zielte. Der erste Schuss traf, durch die ungünstige Lage, nur die linke Schulter des Mannes, er wirbelte nach rechts. Das nächste Projektil aus Faruks Glock drang durch die Gummischlaufe der Maske in die Schläfe des Killers und riss beim Austritt auf der rechten Seite ein handtellergroßes Loch. Er fiel nach vorn in den Graben. Der zweite Mann drückte auf Dauerfeuer seiner MP. Schnee, Asphaltsplitter und Gras wirbelten auf. Aber die Salve war ungenau. So konnte Faruk den Mann mit zwei Schüssen in den Bauch und in die Beine von den Füßen holen. Dann bemerkte Faruk eine Bewegung in seinem rechten Augenwinkel. Er drehte sich ruckartig dorthin. Im Graben neben der Straße sah er kurz einen Mann mit langen blonden Haaren, der sich umdrehte, zwei Mal feuerte und dann über eine Kuppe verschwand.
Faruk wusste, dass er keine Chance hatte, ihn zu verfolgen. Er drehte sich zu Elijah. Dieser war immer noch orientierungslos, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Dann wanderte sein Blickwieder zum Auto. Faruk sah auf den sich krümmenden und schreienden Mann vor sich. Er hielt sich den Bauch. Seine Jacke war aufgerissen. Unter dem Hals prangte eine Tätowierung auf der Brust. »Scotland, my Love« las Faruk. Der Mann trug am Gürtel zwei eiförmige Tränengasgranaten. Faruk sprang nach vorn, zog beide heraus, nahm den Stift der ersten, hob die Gasmaske des Mannes und setzte die Granate direkt auf sein Gesicht. Für einen Moment zögerte er, dann schlug er den Mann mit einem Hieb gegen die Schläfe bewusstlos, um ihm den Schmerz zu ersparen, der gleich seinen Rücken zum Kopf hinauflaufen würde. Die zweite Granate warf er, nachdem er sie scharfgemacht hatte, unter ihren Van. Wenige Sekunden später war Faruk im Schutz der Gasnebelschwaden mit dem Israeli auf den Schultern im Wäldchen verschwunden.
München, Deutschland, 19. 12., 23.45 Uhr
Der Alte Südfriedhof grenzt an das Münchener Glockenbachviertel. Mit seinen opulenten Gräbern aus dem 19. Jahrhundert ist er ein Anziehungspunkt für viele Besucher. »Brauereibesitzer«, »Offizier« oder »Privatier« liest man auf den mannshohen Marmorsteinen. Bis ins späte 19. Jahrhundert hinein lag der Friedhof aufgrund einer Verordnung der Stadt München vor der Stadtmauer. Man wollte den Tod nicht mehr in der Stadt haben. Aber mittlerweile war München gewachsen und der Tod somit wieder zurückgekommen.
Sie war im Schutz der Dunkelheit von ihrer Pension am Sendlinger Tor über verlassene Straßen und vorbei an patrouillierenden Polizeistreifen hierhergekommen. Das Tor war nicht verschlossen, und so schlüpfte sie neben der kleinen, geduckten Kirche auf den Gottesacker. Der Schnee lag jetzt fast meterhoch. Mit ihrem zum Bersten gefüllten Bauch schob sie sich schwitzend und leise stöhnend durch die weiße Masse. Vor einer Tafel mit der Gräberübersicht verharrte sie, verglich sie mit den eigenenAufzeichnungen und eilte an schiefen Grabkreuzen und hohen Bäumen vorbei weiter. Nach wenigen Minuten, und unter Aufbringung ihrer ganzen Kräfte, sah sie ihn. Er hatte sie zwei Mal wie vereinbart mit der Taschenlampe angeleuchtet. Sie grüßte den hageren Mann nicht, sondern sah nur schnaufend auf das Loch. Er blickte sie skeptisch an. Sie sollte die Amulette haben? Diese Frau war hochschwanger und wirkte mit ihrem verschwitzten Gesicht und den verklebten Haaren unter einem schwarzen Tuch eher wie eine naive Irre. Wut stieg in ihm auf, sein Kontaktmann schien ihn getäuscht zu haben.
»Haben Sie die Amulette dabei?«
Sie sah immer noch in das Loch, wo, wie verabredet, die drei Kisten auf einem zerbrochenen und verrotteten Sarkophag lagen. Leise, fast sanft, erhob sie die Stimme.
»Und wer schiebt den Stein wieder darauf?«
»Erst die Amulette.«
»Damit Sie damit weglaufen? Ich habe es bei mir, seien Sie unbesorgt. Aber Sie schieben jetzt.«
Ihr Ton war nun nicht mehr leise und sanft, sondern eher herrisch und deutlich. Der rechteckige Grabstein maß knapp zwei Quadratmeter und bestand aus Granit. Er hatte den Stein mit einer improvisierten Seilwinde nach oben gezogen und wollte den Zug schon lösen, als sie ihn stoppte.
»Sie müssen den Stein richtig positionieren, sonst sieht man es sofort. Ich kann den Zug auch lösen.«
Mürrisch und vor Kälte zitternd folgte er ihren Anweisungen. Sie hielt den Seilzug, und er brachte mit beiden Händen den Stein langsam in die richtige Position. Nur noch ein
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