Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
geklingelt.«
Sie half ihm auf. »Du meinst, ein Araber ist um diese Uhrzeit vertrauenerweckender als ein blonder Israeli?«
Er stützte seine Hände auf die Knie und versuchte, den Schmerz in seinem Unterleib halbwegs zu ertragen. Von der Terrasse kam eine bekannte tiefe Stimme.
»Regina, begrüßt man so seine Freunde?«
Sie sah hinauf und erkannte Faruk. Poch musste ihm die Tür geöffnet haben. Sie ließ den stöhnenden Elijah stehen, rannte hinauf und umarmte ihn überschwänglich.
»Schön, dich zu sehen, Faruk Al-Ali.«
Sie hatten im Sommer in Syrien zusammen einen äußerst haarigen Fallschirmsprung überlebt und fühlten seitdem eine tiefe Verbundenheit miteinander. Dann sah sie den schlaftrunkenen Jan, der hinter Poch im Haus stand und konsterniert versuchte, das Bild, das sich ihm im Garten bot, zu verstehen. Ivan löste die seltsame Szenerie auf.
»Kommen Sie bitte alle herein. Ich heize ungern umsonst.«
Jan sah sich die Wunde an. Reste eines Querschlägers steckten noch in Elijahs Arm, ein weiterer hatte die rechte Gesichtshälfte gestreift. Jan hatte seinen Notarztkoffer dabei und konnte nach wenigen Minuten auch das verformte Metall aus dem Bizeps holen. Er betäubte den Arm lokal und reinigte nun die Streifwunde.
»Schöner macht es dich nicht, aber sterben wirst du auch nicht daran.«
Elijah verzog das Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. »Hörst du noch immer diese grauenhafte Altrockermusik?«
Jan drückte auf eine Wunde, und Elijah stöhnte kurz auf. »Du redest von den Göttern? Von Led Zeppelin? Ja, die Band mit dem besten Gitarristen der Welt.«
Elijah schüttelte den Kopf. Seitdem sie sich im Nahen Osten zum ersten Mal begegnet waren, stritten sie über Musik, und jeder wollte dem anderen beweisen, dass er alles besser wusste. »Zipfelspiele«, wie Regina es einmal nannte. Denn auch die Telefonate, die die beiden Freunde in den vergangenen Monaten geführt hatten, drehten sich immer auch um Musik.
»Okay. Die drei besten Gitarrensoli aller Zeiten?«
Jan packte die restlichen Utensilien in den Koffer. »Du fängst an. Ihr Israelis fangt ja immer an.«
Elijah blieb ungerührt. »Gut, also erstens: Star-Spangled Banner von Jimi Hendrix. Woodstock, kompletter Vietnamkrieg miteiner Fender Stratocaster, inklusive Bomben, Schreien, alles dabei …«
Jan lachte. »War klar, das ist schlicht. Jeder Spießer würde das nennen. Hast du bestimmt aus dem Buch Die 1000 wichtigsten Rocksongs .«
»Unsinn, hör zu und lerne: Hotel California, von den Eagles, bis in die letzte Note arrangiert, melodiös, wiedererkennbar, Song im Song, gute Spannungsbögen durch die zwei Gitarren, und drittens All Along The Watchtower – Jimi Hendrix, psychedelisch, virtuos, studiotechnisch perfekt für die Zeit …«
Jan unterbrach ihn. »Es fehlen Stairway To Heaven von Led Zeppelin, der erste Riff von Whole lotta love, klar, inzwischen natürlich tausendmal zu Tode geritten, trotzdem gnadenlos gut, und natürlich Highway Star von Deep Purple, das Headbanger- und Luftgitarren-Solo schlechthin.«
So ging es weiter. Regina konnte es nicht fassen, wie man sich so lange über so etwas Unwichtiges auslassen konnte. Aber sie verstand, dass die Männer es brauchten, um das Geschehene zu verarbeiten.
Faruk hatte währenddessen den Grund ihrer Mission und die Details des Überfalls beschrieben.
»Seid ihr die einzigen Überlebenden?«, wollte Regina wissen.
»Ja, wir konnten aus der Deckung sehen, wie sie nacheinander die Kameraden erschossen. Danach nahmen sie ihre eigenen Toten und fuhren mit dem Transporter wieder auf die Autobahn. Sie machten keinerlei Anstalten, uns zu verfolgen. Elijah hat noch seine Leute aus der Botschaft alarmieren können. Sie klären das jetzt vor Ort. Uns gibt es offiziell gar nicht.«
»Aha, aber wenigstens lebt ihr.«
Faruk sah Regina an. Etwas in ihrer Stimme erfreute ihn. Er zeigte es aber nicht.
»Ihr glaubt also, dass diese Bosch-Sekte hinter den Anschlägen steckt. Dann sollten wir sie uns einmal genauer ansehen«, presste Elijah mit schmerzverzerrter Stimme heraus.
»Jetzt frühstücken wir erst einmal«, rief Ivan aus der Küche.
Sie hatten aus Ivans reichhaltigen Lebensmittelvorräten ein grandioses Frühstück gezaubert. Lachs, Wachteleier, köstlich duftendes Olivenbrot, Croissants und dazu allerlei Marmeladen. Dank einer gigantischen, einer italienischen Espressobar entstammenden Maschine genossen sie einen wunderbar starken Kaffee.
Regina berichtete von Köhn
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