Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
und seinem Auftrag. Elijah hörte sehr aufmerksam zu, der Name schien ihn zu elektrisieren. Jan erzählte von dem schrecklichen Überfall auf Ezechiel und den Malereien. Jeder glaubte, eine Spur zu den Pocken zu haben. Und es dauerte nicht lange, bis alle lauthals stritten und sich gegenseitig blanke Ignoranz vorwarfen. Bis Faruk zwei Mal leicht in die Hände klatschte.
»Ich würde mir gern einmal die Aufnahme von eurem Gespräch mit diesem Ezechiel anhören. Dann wissen wir vielleicht mehr.«
Regina deutete auf das auf dem Tisch liegende Smartphone. Poch griff danach, ehe Regina es erreichen konnte.
»Ich schließe es an die große Soundanlage an, dann können wir es besser verstehen.«
In der nächsten Sekunde war der Raum erfüllt mit Stöhnen und Ächzen. Flüstern war zu hören, plötzlich ein »Fick mich«. Dann wieder das typisch rhythmische Geräusch zweier Körper. Sofort sprang Regina auf und hechtete zu ihrem Handy.
»Das ist die falsche Datei … das ist eine … Verdammt«, rief sie nach hinten, wo Jan sich eine Hand vor die Augen hielt und nur noch den Kopf schüttelte, während Elijah laut lachte und Faruk betreten aus dem Fenster schaute.
Schuldbewusst sah Regina zu Jan. »Ich wusste wirklich nicht, dass es mitlief …«
»Solange du nicht auch aus Versehen Videos machst, die dann aus Versehen bei Youtube landen, bin ich beruhigt und freue mich, die Herren hier mit meinem Sexualleben belustigt zu haben.« Er verneigte sich kurz in Richtung des immer noch kichernden Elijah. Dann hörten sie sich gemeinsam die Aufnahme mit Ezechiel an.
Elijah war der Erste, der sie kommentierte. »Er klingt nur vordergründigwirr, das ist Show. Aber was genau will er sagen? Er kennt Almut, das steht für mich fest. Er kennt auch den alten Köhn und weiß um seine Suche nach diesem Bild. Mit den Flüssen gibt er uns einen Hinweis …«
Ivan Poch hatte lange schweigend zugehört. Eigentlich war ihm das alles viel zu viel Trubel. Er war schließlich nicht aufs Land gezogen, um sich jetzt dieser Hektik auszusetzen. Zudem erwartete er auch noch Besuch. Also mussten die Kinder, wie er sie insgeheim bezeichnete, mal wieder an die frische Luft, zumindest aus seinem Haus heraus. Aber zwei Dinge in Ezechiels Aussagen hatten ihn elektrisiert.
»Entschuldigen Sie meine ungemein laienhafte Frage, aber sagte er etwas von Sar und Donau?«
»Ja«, antwortete Jan, »ich dachte, damit ist Bayern gemeint. Zwischen dem Saarland und der Donau eben.«
Poch schüttelte den Kopf. »Er meinte nicht die Saar, sondern die Sar mit einem A. Ein Fluss, der nördlich von Santiago de Compostela fließt.«
Elijah sah enttäuscht zu Poch. »Toll, dann ist das Gebiet noch größer. Irgendwo zwischen Nordspanien und Österreich sollen wir suchen.«
Poch sah ihn indigniert an. »Junger Freund, ich bin mir bewusst, dass ihr Kibbuz-Bengel Ballern, aber selten Bildung gelernt habt. Nur muss nicht ich darunter leiden. Also schweig und lerne.«
Elijah blieb für eine Sekunde der Mund offen stehen, zweifellos das Ziel Pochs, konnte er doch unvermindert mit der Lehrstunde fortfahren.
»Compostela ist der christliche Wallfahrtsort von …? Na, wer weiß es?«
Jan antwortete brav. »Des heiligen Jakobus.«
Poch war erfreut über seinen Lieblingsschüler. »Aber Sie sagten noch etwas. Ezechiel soll von einem Fluss, einem Meer und einem Kaiser gesprochen haben. Und da fiel mir ein Bild ein.«
Er wuchtete sich von seinem Stuhl hoch und ging laut schnaufend zu einem der vielen Bücherstapel. Für einen Mannseiner Statur und seines Alters zog er erstaunlich schnell, ohne dass einer der Stapel umfiel, einen Bildband heraus.
»Voilà, die Gesamtwerke Boschs. Die meisten befinden sich in Spanien, der letzten Ruhestätte des Kaisers Karl V., des Kaisers, der ganz vernarrt in Boschs Bilder war. Aber ein Fluss fehlt dort. Also könnte sein Vorgänger, Kaiser Maximilian, gemeint sein, begraben im österreichischen Wels, welches, wie sogar Regina sicher weiß, an der schönen blauen Donau liegt. Genauso wie Wien, wo ein großartiges Werk Boschs in der Wiener Kunstakademie hängt: Das Weltengericht. Es ist ein Triptychon …«
»Für alle Nichtwissenden hier im Raum, das ist ein Flügelaltar, der aufklappbar ist«, warf Regina ein.
Poch sah sie missbilligend an. »Haben Sie das aus einem Kreuzworträtsel?«
Ehe sie etwas auf diese Beleidigung erwidern konnte, schaltete sich Jan ein. »Was hat das mit dem heiligen Jakobus zu tun?«
Poch hatte den Bildband
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