Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
Vom Netzwerk:
entschlossen aus dem Wagen. Rechts neben dem Wagen sahen sie eine Treppe, über die man in den Kanzlergarten gelangte. Er schaute nach hinten, wo die ersten Demonstranten um die Ecke bogen. Das wird knapp, dachte er noch, als die erste Flasche mit Benzin über ihm an der Mauer zerbarst. Er drückte seinen massigen Körper gegen den Rücken der Kanzlerin und schob sie mit Kraft die Treppen hinauf, als ihn etwas Spitzes im Rücken traf. Er hatte keine Schutzweste angezogen, und so bohrte sich die Klinge einer Axt, die der wütende Bruder eines an Pocken verstorbenen Mädchens in seine Richtung geworfen hatte, in seinen Rücken. Er ächzte. Aber er schaffte es, seinem Stellvertreter das »Paket« zu übergeben. Dann fiel er auf die Stufen. Rechts von ihm sah er schon die schwarzen Räder des Hubschraubers, der sich schaukelnd wenige Meter über dem Garten des Kanzleramts hin und her bewegte. Der Mob war vor dem Eingang zur Treppe stehen geblieben. Trotz des Rotorenlärms nahm er das klirrende Geräusch auf der Motorhaube vor ihm wahr. Und da schlugen auch schon die Flammen empor. Jemand hatte einen Molotowcocktail auf den jetzt leeren Wagen geworfen. Der Wagen des Innenministers, der mit dem Geheimdienstkoordinator und der des Ministers für Gesundheit schienen es nicht zu schaffen. Er hörte nur noch das infernalische Schreien, die Rotoren und spürte das warme Blut, das an seinem Rücken hinunterlief. Er zog die Beretta und lud durch.
    Als der Hubschrauber schon 20 Meter vom Boden entferntwar, sah die Kanzlerin, wie der Mob durch das Loch in der Mauer in ihr Kanzleramt strömte. Ein Anblick, der fast jeden in der Kabine resignieren ließ. Doch bei der Kanzlerin bewirkte das Bild das Gegenteil. Es war Krieg, die Verhältnisse waren klar. Sie musste, egal mit welchen Mitteln, für Ruhe und Ordnung sorgen. Noch im Hubschrauber ließ sie eine vorläufige Ausgangssperre für die gesamte Bundesrepublik verhängen. Von nun an galt der sofortige Schießbefehl bei Plünderungen, was faktisch der Todesstrafe gleichkam. Strom würde reglementiert, die Kommunikationsmöglichkeiten massiv eingeschränkt. Das Internet, das hatte sie mit dem US -Präsidenten sowie den EU -Mitgliedern bereits abgestimmt, würde bis auf weiteres in Deutschland nicht nutzbar sein. Sie wollte Panikmachern keinen Nährboden mehr geben. Mochten ihr ihre Richter später vorwerfen, dass sie für eine Weile diese Demokratie in einen totalitären Staat verwandelt hatte, so wäre ihr das egal. Sie hatte keine Wahl und würde sowohl dem Terror als auch dem verzweifelten Mob da unten nicht das Land überlassen. Etwas gab ihr in diesem Moment der tiefsten Niederlage eine große innere Kraft. Sie würde dieses Land nicht aufgeben.

Seligenstadt, Deutschland, 18. 12., 06.10 Uhr
    Regina konnte nicht schlafen. Seitdem vor zwei Stunden der Strom ausgefallen war und Ivan den Kamin mit immer größeren Scheiten befeuerte, saß sie im Schneidersitz auf dem Sofa und blickte in die Nacht hinaus. Die Waffe lag neben ihr. Sie hatte in Pochs Bücherschrank ein altes Backgammonspiel entdeckt, es leise aufgeklappt, die Steine sortiert und ein wenig gegen sich selbst gespielt. Es war eine Art Meditation, eine Vorbereitung, um ihre Gedanken besser fließen zu lassen. Sie war dann nur auf die Züge konzentriert. Doch irgendwann hatte sie die Würfel zur Seite gelegt und ins Nichts gestarrt.
    Sie schloss die Augen, hörte auf ihren Atem und versuchte,sich von den vergangenen Ereignissen frei zu machen. Aus einer lokalen Epidemie war eine gigantische Katastrophe geworden. Jan und sie wurden gesucht. Ihr Auftrag konnte somit schon ein Ende finden, noch ehe sie begonnen hatte. Sie sortierte diesen Gedanken rasch in ein hinteres Schubfach ihres Hirns. Dann atmete sie tief ein und aus. Nach diesem schrecklichen Einsatz in Wien, bei dem sie einen Verdächtigen getötet hatte und suspendiert worden war, war sie gezwungen worden, psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Andernfalls hätte man sie angeklagt. Der Seelenklempner hatte, statt lange Gespräche mit ihr zu führen, zunächst diese Atemübungen mit ihr gemacht, ehe sie überhaupt irgendetwas sagen musste. Erst erschien es ihr lächerlich, dann aber genoss sie das Ruhigwerden. Sie war jetzt 39 Jahre alt. Nie hatte sie in der Vergangenheit einen Gedanken an einen womöglich tief in ihr versteckten Kinderwunsch verschwendet. Nur mühsam bekam sie ihr eigenes Leben unter Kontrolle. Die Verantwortung für ein weiteres wollte sie

Weitere Kostenlose Bücher