Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
hätte das heute noch eine Bedeutung?«
Jan lächelte. »Weil es vielleicht noch heute etwas ist, was plötzlichen Reichtum und Macht versprechen kann.«
Regina war skeptisch. »Das könnte für jemanden wie Arwed Köhn natürlich von Interesse sein, aber glaubt so ein Mensch wirklich an Legenden?«
Poch wiegte den Kopf. »Fakt ist, dass die Suche nach diesem Bild lange Zeit für sehr reiche Menschen eine Art Zeitvertreibwar, über den aber seltsamerweise wenig gesprochen wurde. Nur wenigen in der Kunstszene ist die Suche ein Begriff. Das mag auch am Schicksal der Suchenden liegen.«
»Was ist damit?«
Poch lächelte maliziös. »Sie sind verschollen.«
Elijah lachte auf. »Das ist doch ein Witz.«
Poch schüttelte den Kopf. »Mir allein sind vier Fälle bekannt. Drei im vergangenen Jahrhundert, zwischen 1900 und 1918 und kurz nach dem Krieg. Der Letzte, Nummer vier, ein Professor der Universität in Bologna, hinterließ einen mysteriösen Abschiedsbrief. Man fand später in einer Kleinstadt in Usbekistan Teile seines Reisepasses, Kleidungsreste und ein Haarbüschel von ihm. Ihr solltet gewarnt sein.«
Für einen Moment schwiegen alle, tranken still ihren Kaffee und folgten ihren Gedanken.
Regina unterbrach die Stille als Erste. »Also den Hinweis mit dem Fluss haben Sie erklärt, mit dem Meer auch. Aber was meinte Ezechiel mit dem Bett des Kaisers?«
Poch zuckte mit den Schultern. »Ich bin sicher sehr klug, aber eben nicht mehr so schnell. Vielleicht wollte Ezechiel Sie auch in eine Falle locken, damit Sie das gleiche Schicksal wie das der verschollenen Forscher ereilt.«
Regina schluckte. »Das würde vielleicht auch erklären, warum alle Versuche Köhns, das Werk mit seinen eigenen Leuten zu finden, scheiterten und er den Hinweis auf Almut mir anvertraute.«
»Und dann ruft er dich an, weil du Superwoman bist?«, scherzte Elijah.
»Nein«, antwortete sie ärgerlich. »Weil Almut diesen wohl sehr wichtigen Hinweis über den Verbleib des Werkes hatte. Zwischen Ezechiel und Almut gibt es eine Verbindung. Ich weiß nur nicht, welche. Sie ist Archäologin, und er hat sich auf eine fanatische Art und Weise mit Bosch beschäftigt.«
»Hat es was mit Almuts Ausgrabungen im Orient zu tun?«, fragte Jan.
Poch spitzte ein wenig die Lippen, ehe er erneut ausführte:»Die Venezianer waren in diesen Jahren die bedeutende Handelsmacht schlechthin und in einem dauerhaften Kampf gegen das Osmanische Reich. Vielleicht liegt da die Verbindung zu den Pocken. Die meisten Viruserkrankungen wie die Pest und die Pocken stammen aus Zentralasien. Sie wurden von Reisenden nach Europa getragen. Gut möglich, dass es damit etwas zu tun hat.«
Jan war mittlerweile aufgestanden und hatte sehr zum Missfallen von Poch in dessen Küche herumgeräumt. Er kam mit einem Korb in der Hand zurück an den Frühstückstisch, wischte wortlos ein Paar Zeitschriften und leere Spritzen, die er für die Behandlung Elijahs benötigt hatte, zur Seite und zog sich Gummihandschuhe über. Noch aßen die anderen genüsslich ihr Frühstück und diskutierten. Dann sahen sie, wie Jan ein Küchenbrett mit Spiritus befeuchtete, aus einer grünen Flasche ein grauschimmerndes, nasses Hautstück mit einer Pinzette herausholte und es sorgfältig und langsam auf dem Brett ausbreitete. Elijah verdrehte die Augen, Poch kreischte. Völlig unbeeindruckt rollte Jan Ezechiels Kopfhaut aus.
Eher entschuldigend erklärte Regina, woher sie diese hatten. »… na ja, und da ist eben etwas eintätowiert, und ob ihr es glaubt oder nicht, er bat uns, seine Kopfhaut mitzunehmen.«
Elijah schüttelte etwas blass den Kopf. »Was ihr so geschenkt bekommt: Amulette, Kopfhäute. Was kommt als Nächstes? Augen als Vergissmeinnicht?«
Keiner lachte. Jan hatte mit Rouladenspießen die Haut vorsichtig auf ihre ganze Fläche hin gespannt. Langsam konnte jeder Konturen und Zeichnungen erkennen. Es waren Striche, Punkte und dann auch Figuren zu sehen. Poch hatte mit angewidertem Gesicht ein Vergrößerungsglas mit eingebauter Lampe von seinem Schreibtisch geholt. Jan sah als Erster hindurch.
»Das ist doch ein Löwe, oder?«
Poch schob ihn zur Seite und verengte seine Augen. »Es scheint mir eher ein Wappen oder etwas Ähnliches zu sein, aber es sind auch noch Punkte und Striche zu sehen.«
Elijah drängte auch nach vorn. »Was könnt ihr sonst noch erkennen?«
Jan schüttelte den Kopf. »Einen Löwen, Flügel, ein Kreuz mit drei Punkten daneben und die Zahl Acht, die alles
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