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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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bemerkte Jan nicht, zu sehr war er mit dem Anzünden des Streichholzes beschäftigt. Jan musste handeln. Er sah auf das Abzeichen und erkannte, dass es ein Doktor der Bundeswehr war. Seine Augen, die Hände – alles schmerzte. Denk nach, Jan. Denk nach. Das Jaulen der Sirene sirrte in seinem Kopf wie das Quietschen von Kreide auf einer grünen Tafel. Das konnte die Lösung sein. Noch einmal raffte er sich auf, nahm Anlauf und sprang mit aller Kraft gegen die Tür. Sie prallte mit großer Wucht gegen den geneigten Kopf des Helfers, schleuderte ihn nach rechts, und Jan beugte sich über ihn, nur um festzustellen, dass sein Kollege definitiv lange bewusstlos bleiben würde. Rasch zog Jan den Mann aus, schlüpfte selbst in den Schutzanzug und setzte sich den Helm auf. Er konnte den Arzt nicht hier draußen liegen lassen, binnen kürzester Zeit hätte ihn die Kälte getötet. Er griff gerade unter die Arme des Mannes, um ihn in den Eingang zu schleifen, als ein Jeep mit großer Geschwindigkeit auf ihn zufuhr. Instinktiv ließ er den Bewusstlosen fallen. Aber der Wagen brauste an ihm vorbei. Die Soldaten hatten ihn nicht erkannt. Er knebelte und fesselte den Mann, drückte ihn zwischen zwei Container mit medizinischen Geräten und blickte misstrauisch in die Halle. Wo sonst Baumaschinen standen, war jetzt ein Meer von Betten. Sie waren in vier Abteilungen, die A- bis D-Areale, eingeteilt, er befand sich am untersten Ende. D bedeutete, dass die Cleaner pausenlos die Betten leerten, die Toten in Plastikbeutel verstauten und zusammen mit dem kontaminierten Bettzeug zu den Toren am Kopfendebrachten, der sogenannten Endrampe, und dort in große LKW verluden. Mobile Krematorien waren in größter Eile, nicht weit vom Lager entfernt, auf einem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt der Bundeswehr errichtet worden. Danach wurden neue Patienten aus dem C-Areal hinüber in das letzte Areal geschoben, das der Hoffnungslosen.
    Überall an der Decke waren Videokameras installiert. Er durfte nicht auffällig agieren. Er griff nach einem Stoß Akten, der auf einem kleinen Tisch am Rande einer Bettenfront stand, und eilte an den Patienten vorbei. Es mussten einige Hundert Erkrankte sein. Noch am Nachmittag hatte er Martha besuchen dürfen. So wusste er in etwa, wo er sie finden konnte. Er hetzte förmlich, als für ihn kaum sichtbar von links jemand nach ihm griff. Der Helm des Anzuges schränkte sein Gesichtsfeld massiv ein, und so erschrak er, als eine Hand sich in seinen Arm krallte. Er sah hinunter. Eine junge Frau, sichtbar schwanger, sah ihn aus blutroten Augen an. Sie schwitzte. Dekolleté und Hals waren schon mit eiternden Pusteln übersät.
    »Sagen Sie es mir, stimmt es?«
    Er musste stehen bleiben, wenn er kein Aufsehen erregen wollte.
    »Was denn?«, fragte er blechern und stumpf aus seinem Helm heraus.
    »Kann sie wirklich heilen?«
    Er verstand die Frau nicht. Sie schien im Fieberwahn zu sein.
    »Die Prophetin? Kann sie uns helfen? Nicht mir, ich werde sterben, aber meinem Kind.« Sie tippte mehrmals auf ihren Bauch. »Sie kennen doch auch das Gerücht. Die Prophetin aus dem Fernsehen, sie lebt da unten in Bayern. Sie heilt. Und es sind schon viele.«
    Er sah in ihre irren Augen. Angesichts einer solchen Katastrophe klammerten sich die Verzweifelten immer an noch so kleine Strohhalme der Hoffnung.
    »Vertrauen Sie uns, wir sind auf einem guten Weg.«
    Die Frau kam näher zu ihm. Sie griff in ihren Bademantel, nahm ein Handy heraus, klappte es auf, drückte auf eine Menütasteund hielt Jan den Bildschirm vor die Nase. Ein verwackeltes, sehr undeutliches Video erschien. Eine Frau sprach direkt in das Objektiv. »Ich war bei ihr. Sie hat uns geheilt. Schau, Tanja, was sie mit uns gemacht hat. Komm nach Rottershausen.«
    Die Kamera schwenkte nach unten, und man sah sehr undeutlich mehrere, anscheinend gesunde Kinder. Dann endete das Video.
    »Wer war das?«, fragte Jan.
    Die Frau atmete jetzt schwer. »Das war meine Schwester, sie ist nach Bayern gereist. Sie haben sie nicht bekommen. Das hat sie mir überspielt, als sie die Frequenzen noch frei gehalten haben. Sie war krank, ihre Kinder, ihr Mann – alle. Jetzt ist sie gesund. Ich muss dahin. Sie müssen mir den Stick einsetzen. Bitte.«
    Er sah sie lange an. Die Gedanken kreisten in seinem müden Kopf. »Ich will sehen, was ich für Sie tun kann«, log er. Er nahm ihre Hand, schaute ihr lange ins Gesicht und wandte sich dann ab.
    Dann sah er Martha. Man hatte sie gerade in das

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