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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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D-Areal verlegt. Schwach und völlig fiebrig lag sie in dem weißen Bett. Ihre blonden dünnen Haare fielen nass über ihre Stirn. Aber Pusteln hatten sich noch nicht gebildet. Warum war sie also hier? Eine Infusion hing an ihrem Arm. Vor ihrem Bett steckte in einem Plastikbehälter ihre Akte. Jemand hatte ihr fürsorglich einen kleinen Bären in den Arm gelegt. Das Bild von seinem sterbenden Sohn sprang in seinem Kopf umher. Wie er nass und bleich und tot im Rettungswagen lag. Eingehüllt in die goldene Rettungsplane, wie ein Rauschgoldengel. Und jetzt sie. Sie durfte nicht sterben. Das konnte nicht wahr sein. So viel Elend auf einmal könnte er nicht ertragen. Er griff nach der Akte und verstand sofort. Die Rubrik »Ex Ex.« kannte er. Erwarteter Exitus, Tod, und dahinter nur eine Zahl: »72 h.« Dieses Mädchen würde, so die ärztliche Prognose, spätestens in drei Tagen tot sein. Das würde er nicht zulassen. Er hatte seinen Sohn verloren. Aber dieses kleine, erschöpfte Mädchen würde leben.
    Er beugte sich, so gut es ging, in seinem klobigen Schutzanzugzu ihr hinunter. Ihr Atem ging stoßweise und flach. Die Pocken hatten auf ihrer jungen Haut kleine, pergamentartige Falten entstehen lassen. Im Weiß ihrer Augen sah er die typischen roten Flecken. Das Gesicht war angeschwollen, und aus ihrer Nase lief ein schwarzes Rinnsal, das Pockenblut. Es brach ihm das Herz, diesen Sonnenschein so verunstaltet und gequält zu sehen. Tränen schossen in seine Augen. Er konnte sie nicht wegwischen, und so brannten sie und ließen seinen Blick verschwimmen. Aber, das war für ihn die gute Nachricht, die Haut warf eben Falten, und die Pocken hatten sich noch nicht großflächig zusammengefügt. Sie schien nicht der schlimmsten Variante der Pocken ausgesetzt und zudem widerstandsfähig zu sein.
    Jan löste die Bremsen des Bettes, zog das Laken über ihren Kopf und schob seine Nichte an den anderen Leidenden vorbei, die keinerlei Regungen zeigten. Vermutlich stand an der Endrampe ein Wechsel der Mannschaften bevor. Jedenfalls zog das Gros der Cleaner ab und trottete in Richtung eines Aufenthaltsraumes. Nur einer blieb an der Rampe stehen, verschwand dann aber in der Ladefläche eines der bereitstehenden LKW . Jan drückte mit aller Kraft gegen das Bett, um unbemerkt zur Endrampe zu gelangen. Er hatte bereits den Eingangsbereich, in dem Leichen und Wäsche sortiert wurden, erreicht, als ihm jemand von hinten auf die Schulter klopfte. Er hörte eine verärgerte Stimme.
    »Nehmen Sie ihr die Infusion ab. Oder wollen Sie das kostbare Equipment mit verbrennen?«
    Er drehte sich um, sah in das wütende Gesicht eines Cleaners und nickte kurz. Der Mann schob sich an ihm vorbei und wollte die Kanüle selber aus dem Arm reißen.
    Jan hielt ihn fest und schrie: »Das ist immer noch Sache der Ärzte, kümmern Sie sich um den Dreck da drüben.«
    Er deutete auf einen Berg von OP -Binden, Tupfern und mit Blut und Eiter verschmutzter Bettwäsche. Der Cleaner sah ihn noch einmal hasserfüllt an und drehte sich dann um. Jetzt musste er schnell handeln. Er hob seine Nichte sachte aus dem Bett und rannte, so schnell es ihm in dem Anzug möglich war, zu einerder offenen LKW -Ladeflächen. Er wählte einen bereits gut gefüllten Wagen aus. Kaum hatte er dem Mädchen einen halbwegs sauberen Platz inmitten der gelben und roten Laken und Binden geschaffen, hörte er Schreie. Er drückte sich an die Metallwand des Laders. Wachmannschaften in grünen Schutzanzügen und mit Maschinenpistolen im Anschlag rannten in die Halle. Eine Sirene ertönte. Wenige Meter vor ihm schien ein Offizier seine Befehle zu bellen.
    »Wir suchen einen Infizierten. Er hat zwei junge Männer verletzt, einen Arzt niedergeschlagen und ist jetzt wohl auf der Suche nach einem Kind. Sperrt alle Ausgänge, verschließt die LKW , damit er nicht dort hineinflüchten kann.«
    Wenige Sekunden später schlugen zwei große Metalltore vor seinen Augen zu. Er hörte, wie sie die Riegel verschlossen und auf die Tür schlugen, um dem Fahrer zu signalisieren, dass er fahren könne. Schlagartig war es dunkel, und wenige Momente später ruckelte die Ladefläche und der Motor wurde gestartet. Jan nahm den Helm ab und musste angesichts des süßlichen Eitergestanks sofort würgen. Gerade als er den Helm wieder aufsetzen wollte, bremste der LKW noch einmal abrupt. Berge von nassen Laken und Verbänden fielen auf Jan und Martha und begruben sie fast vollständig. Schmierige Flüssigkeiten zogen sich

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