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Die linke Hand Gottes

Die linke Hand Gottes

Titel: Die linke Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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dolmetscht.«
    »Du hast kein Recht, so über Koolhaus zu reden. Schau nach, wo Simon steckt, und sorge dafür, dass er zu uns geschickt wird.« Dann wandte sie sich an die Diener und schickte sie mit demselben Auftrag ins Zelt des Oberbefehlshabers.
    Erst jetzt sah Conn Materazzi zum ersten Mal Cale an.
    »Ihr habt hier einen sicheren Aussichtsplatz.«
    Cale erwiderte nichts. Conn wandte sich an Kleist. »Und was ist mit dir? Wenn du mehr Mumm hättest, statt hier herumzustehen und uns das Kämpfen zu überlassen, würde ich dir einen Platz in der vordersten Linie verschaffen.«
    Kleist setzte eine interessierte Miene auf.
    »Fein«, erwiderte er freundlich. »Ich muss noch ein paar Sachen erledigen. Geh schon mal voran, ich komme in ein paar Minuten nach.«
    Conn war nicht gerade mit Sinn für Humor gesegnet, aber selbst er merkte, dass man sich über ihn lustig machte.
    »Eure Pfaffenfreunde da unten haben immerhin den Schneid, selber zu kämpfen. Ihr drei dagegen dreht hier Däumchen und lasst das die anderen tun.«
    »Warum auch«, erwiderte Kleist, als müsse er einem geistig Minderbemittelten etwas erklären, »wer einen Hund hat, braucht nicht selbst zu bellen.«
    Doch Conn ließ sich nicht so leicht verhöhnen, oder genauer gesagt, es imponierte ihm nicht, weil er den Wert seiner Person immer schon höher als den aller anderen eingeschätzt hatte.
    »Ihr hättet mehr Grund als wir, euch am Kampf zu beteiligen. Wenn ihr glaubt, das sei lustig, muss ich nicht erst den Spruch eines Hofnarren hören, um mir ein Bild von eurem wahren Wert zu machen.«
    Zufrieden, das letzte Wort gehabt zu haben, wendete er sein Pferd und sprengte davon. Tatsächlich beeindruckte das Vague Henri wenig, an Kleist perlte es sowieso ab, aber bei Cale riss es alte Wunden auf. Aus seinem Sieg über Solomon Solomon hatte er die Lehre gezogen, dass seine Überlegenheit im Kampf von der kalten Todesgefasstheit abhing, die kommen und gehen konnte. Was nützte diese Überlegenheit, wenn Panik sie auslöschte? Was ihn hier oben auf Silbury Hill hielt, war zum einen das Wissen, dass dies genau genommen nicht sein Krieg war, dass er aus Pflicht und Neigung Arbell Materazzi zu beschützen hatte, zum anderen aber auch die Erinnerung an den Augenblick der Schwäche und an die Heidenangst.
    Nun kam ein weiterer Besucher auf den Aussichtsplatz, und sein Erscheinen sorgte auch bei den anwesenden hochgestellten Persönlichkeiten für Bewegung. Er war in einer Kutsche am Fuß der Anhöhe angekommen, dann aber in eine geschlossene Sänfte umgestiegen, wie sie die Materazzi-Damen in den engen Gassen der Altstadt benutzten. Acht Männer, die der Anstieg sichtlich außer Atem gebracht hatte, trugen die Sänfte, zehn Wachsoldaten eskortierten sie.
    »Wer ist denn das?«, fragte Cale IdrisPukke.
    »Nun, eigentlich kann mich wenig überraschen, aber das hier ist ein Wunder.«
    »Ist das die Bundeslade?«
    »Schau eher nach unten als nach oben. Wenn der Teufel sich jemals inkarnieren wollte, dann wäre dieses Geschöpf dazu geeignet. Es ist Kitty der Hase.«
    Cale war so beeindruckt, dass ihm für einen Moment die Worte fehlten und er nur still die elf Wachsoldaten betrachtete. »Die machen einen fähigen Eindruck.«
    »Das sind sie auch. Lakonische Söldner. Die kosten eine Kleinigkeit.«
    »Was macht er hier? Ich dachte, das sei jemand, von dem man viel hört, ohne ihn je zu sehen zu bekommen.«
    »Spotte nur weiter. Wenn du Kitty in die Quere kommst, wirst du es bereuen. Wahrscheinlich ist er hier, um nachzusehen, wie es seinen Krediten geht. Übrigens hat man heute die Gelegenheit, aus sicherer Entfernung ein historisches Ereignis mitzuerleben.«
    Dann ging die Tür der Sänfte auf und ein Mann stieg aus.
    Cale blies vor Enttäuschung die Luft aus.
    »Das ist nicht Kitty«, stellte IdrisPukke sachlich fest.
    »Gott sei Dank. Beelzebub muss den Part übernehmen.«
    »Ich vergesse manchmal, dass du eigentlich noch ein Kind bist. Falls du dem jemals über den Weg läufst«, sagte er und zeigte auf den Mann, »dann, du Grünschnabel, such nach einer Ausrede, dass du anderswo dringend gebraucht wirst.«
    »Jetzt machst du mir aber Angst.«
    »Du bist schon ein freches Bürschchen. Das ist Daniel Cadbury. Schau im Wörterbuch unter >Gefolgsmann< nach, dann findest du seinen Namen. Sieh auch unter >Meuchelmörder< und >Schafdieb< nach. Ein bezaubernder Mann – so entgegenkommend, er würde dir sein letztes Hemd geben und fände doch noch was, um sich den

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