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Die linke Hand Gottes

Die linke Hand Gottes

Titel: Die linke Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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verunsicherte Vipond.
    »Unsere Haut muss makellos, unser Haar glänzend und duftig locker sein, wir müssen große leuchtende Augen und rosige Wangen haben, unsere Brüste sollen rund und üppig, unser Hintern prangend sein, schließlich darf weder zwischen den Beinen, noch unter den Armen, noch an irgendeiner anderen Stelle Haar sprießen. Wir müssen uns immer teilnahmsvoll und charmant geben und stets nach Blumen duften. Keinesfalls dürfen wir Ärger, Wut oder Kritik gegenüber anderen Personen zeigen, vielmehr sollen wir stets sanft und liebevoll und zu Zärtlichkeiten bereit sein.«
    Albin und Vipond waren Männer mit Lebenserfahrung und hatten schon viel Erstaunliches gesehen, aber nach Ribas Erklärung fehlten beiden die Worte. Schließlich fand Albin die Sprache wieder.
    »Noch einmal zu der versuchten Untat des Mönches. Du hattest ihn nie zuvor gesehen?«
    »Nein, weder ihn noch sonst einen Mann.« »Aber wie«, fragte Vipond, »habt ihr Mädchen denn diese... Zärtlichkeiten geübt, wenn ihr keine Männer kanntet?«
    »Unter uns Mädchen«, lautete die Antwort, die die beiden Männer noch mehr verblüffte. »Abwechselnd spielten wir die Rolle des müden oder übel gelaunten Mannes: Die eine schrie laut herum, schlug mit den Türen und die andere beruhigte sie mit Nettigkeit, bis alle wieder glücklich waren.« Sie schaute die beiden Männer an und merkte, dass ihre Antwort sie noch nicht überzeugte. »Außerdem hatten wir die Puppen.«
    »Puppen?«
    »Ja, Männerpuppen. Wir kleideten sie, massierten sie und verwöhnten sie wie Könige.«
    »Ich verstehe«, sagte Vipond.
    »Lena und ich...«, Riba zögerte für einen Moment, »Lena war das Mädchen, das der Mönch umgebracht hat – uns beiden sagte man, wir seien als Bräute auserkoren worden, um verheiratet zu werden und ein glückliches Leben zu führen. Stattdessen führten uns unsere Tanten in die Gemächer dieses Unholds. Tanten nannten wir die Frauen, die uns umsorgten und uns auf den Brautstand vorbereiteten. Aber dann kam dieser Unhold und brachte Lena um.«
    »Wussten eure Tanten denn, was mit euch geschehen würde?«
    »Wie wäre das möglich, wo sie doch so liebenswürdig zu uns waren? Nein, sie müssen getäuscht worden sein.«
    »War es nicht ein merkwürdiger Zufall«, sagte Albin, der sich nicht sicher war, ob Riba sie nicht hinters Licht führte, was sie zu einer gerissenen Lügnerin gemacht hätte, »dass du am selben Tag in die Hände dieses Mönches gefallen und auf Cale gestoßen bist, der dich buchstäblich im letzten Augenblick gerettet hat?«
    »Ja, das habe ich auch schon gedacht. Wie merkwürdig, nach so vielen Jahren an ein und demselben Tag gleich vier Männern zu begegnen, noch dazu einem Unhold und drei Jungen, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um mich, die sie nicht einmal kennen, zu retten. Kommt so etwas öfter vor?«
    »Nein«, sagte Vipond, »ganz und gar nicht. Danke, Riba. Das ist alles für heute.« Er zog an einer Glocke. Die Tür ging auf und eine junge Frau mit dem stolzen Gebaren einer sechzehnjährigen Aristokratin trat herein, die erkennen ließ, dass sie schon alles gesehen hatte und wenig davon für beachtenswert hielt. Dennoch rollte sie mit den Augen, als ihre Blicke auf Riba fielen, auf ihr schwarzes Haar und ihre imposanten Formen. Wenn man sie so nebeneinander stehen sah, hatte man den Eindruck, dass sie nicht der gleichen Gattung angehörten.
    »Riba, das ist Mademoiselle Jane Weld, meine Nichte. Sie wird sich die nächsten Tage um dich kümmern.«
    Mademoiselle Jane, immer noch fassungslos, nickte. Riba lächelte nervös.
    »Albin, würdet Ihr bitte draußen mit Riba warten? Ich habe kurz etwas mit Mademoiselle Jane zu besprechen.«
    Albin führte Riba nach draußen und schloss hinter sich die Tür. Vipond sah seine erstaunte Nichte an.
    »Mach den Mund zu, Jane, oder willst du Fliegen fangen.«
    Mademoiselle schloss den Mund so heftig, dass man es fast hören konnte, öffnete ihn jedoch sofort wieder: »Wer um alles in der Welt ist dieses Geschöpf?«
    »Setz dich und hör mir zu. Und dann mach einmal, was von dir verlangt wird!«
    Widerwillig tat Mademoiselle Jane wie ihr geheißen. »Freunde dich mit Riba an und locke aus ihr alles heraus, was sie mir bereits erzählt hat, und wenn möglich noch mehr. Schreib es auf und schick es mir, ohne das kleinste Detail auszulassen, so banal oder seltsam es auch scheinen mag. Und es sind seltsame Dinge dabei.« Mit festem Blick auf das Mädchen fuhr er fort:

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