Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
Ich hab ja schon so viel von Ihnen gehört. Ich weiß, dass es Mr. Franklin kaum erwarten kann, mit Ihnen zu sprechen! Können Sie sich bitte einen Moment gedulden. Er ist bloß schnell auf der Toilette. Er hatte Steak und Eier zum Frühstück«, teilte ihr die Aushilfe atemlos mit. »Muss ich da noch mehr sagen?«
»Äh, nein danke«, erwiderte Clara.
»Ah, wer sagt’s denn. Da ist er ja! Das ging aber schnell«, flüsterte die Aushilfe in den Hörer. Dann vergaß sie, die Stummschalttaste zu drücken, als sie zu Mr. Franklin sagte: »Ich habe Clara Black für Sie in der Leitung. Sie klingt nicht allzu niedergeschlagen oder durch den Wind. Aber was weiß ich schon? Armes Ding … Übrigens, was anderes, ich glaube, ich habe vielleicht aus Versehen das Faxgerät geschrottet. Es gab die ganze Zeit Papierstau, und dann kam sogar Rauch oben aus dem Papierschubladendings, da hab ich Wasser drübergeschüttet.«
»Nicht schon wieder «, jammerte Mr. Franklin. »Ich kümmere mich später darum. Stellen Sie Clara in mein Büro durch. Alle anderen Anrufe müssen warten.«
Clara hörte den Missmut in seiner Stimme und stellte sich vor, wie er die Lippen aufeinanderpresste und sein pausbäckiges, rundes Gesicht einen schaurigen Rotton annahm, wie gewöhnlich, wenn er langsam die Geduld verlor.
»Clara, meine Liebe!«, begrüßte Mr. Franklin sie ein paar Sekunden später fröhlich. »Wie geht es Ihnen?«
Sie wollte schon antworten, dass sie nicht »zu niedergeschlagen und durch den Wind« sei, aber überlegte es sich dann doch anders, weil sie die arme Aushilfe, die das Geld vermutlich dringend brauchte, nicht in Schwierigkeiten bringen wollte. Stattdessen sagte sie ihrem Chef, es gehe ihr »ganz gut«.
»Ich freue mich, das zu hören«, antwortete er. »Denn, um es milde auszudrücken, Sie werden hier schrecklich vermisst!«
»Ich vermisse Sie alle bei Scuppernong auch. Ich habe Ihre E-Mail bekommen und wollte mich deswegen gleich bei Ihnen gemeldet haben.«
»Das weiß ich zu schätzen, Clara. Ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich direkt auf den Punkt komme.«
»Natürlich.« Sie betete, seine nächsten Worte würden nicht »Sie sind gefeuert« sein.
»Wir brauchen Sie zurück!«, verkündete der Bierkönig. »Das Kundenbetreuerteam steht unter enormem Druck. In ein paar Monaten kommt unser neues Lightbier auf den Markt, und im Hinblick darauf haben wir die Anzahl der Händler bereits um zehn Prozent erhöht. Rons neuesten Prognosen für die Ostküste zufolge ist das erst der Anfang. Wir bekommen viele Nachfragen von Geschäften in Kalifornien und Colorado und haben bereits Pläne ausgearbeitet, um weiter Richtung Westen zu expandieren. Kurz gesagt, dem Kundenbetreuerteam wächst die Arbeit über den Kopf, und langsam wirkt sich das negativ auf Leistung und Moral aus. Das kann ich nicht zulassen.«
Clara kniff die Augen zusammen. »Das tut mir leid. Ich fühle mich schrecklich, weil ich die Arbeitsbelastung für das Team in diesen hektischen Zeiten noch verschärft habe.« Sie stieß einen schuldbewussten Seufzer aus und hoffte noch immer, dass die nächsten Worte aus seinem Munde nicht »Sie sind gefeuert« lauten würden.
»Ich will nicht, dass Sie sich schrecklich fühlen. Ich möchte, dass Sie wieder zur Arbeit kommen«, erklärte er. »Und ich möchte die alte, aufgeweckte, fähige, kompetente Clara Black zurück, die ich ursprünglich einmal eingestellt habe. Nicht die, die uns nach Thanksgiving verlassen hat.«
Was hätte Clara nicht darum gegeben, wieder die »alte, aufgeweckte, fähige, kompetente Clara Black« zu sein. Aber wie ihr Verlobter war auch diese Person für immer fort.
»Clara, Sie sollen wissen, dass ich Sie trotz der Unwegsamkeiten noch immer für eine großartige Bereicherung für Scuppernong halte. Nichtsdestotrotz dauert Ihr Sabbatical jetzt schon geraume Zeit, und ich brauche langsam etwas genauere Informationen über Ihre künftigen Pläne, damit ich diese Firma anständig und effektiv leiten kann.«
»Ähm …«, sie spürte Panik aufkommen. »Na ja …« Sie war sich nicht ganz sicher, was sie darauf antworten sollte.
Nach ein paar Sekunden peinlichen Schweigens fuhr Mr. Franklin fort: »Ich habe Ihnen versprochen, dass Sie bei Scuppernong immer willkommen sein werden, und ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Allerdings könnte es sein, dass ich einen neuen Kundenbetreuer einstellen muss, um dem vermehrten Arbeitsaufkommen gerecht zu werden, und dass Sie dann keinen
Weitere Kostenlose Bücher