Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
fragte sich, ob sie sich verhört hatte. »Mathematik und Strategie? Memory?«
Absolut. Deinem zweifelnden Tonfall entnehme ich, dass dir die strategische Bedeutung verschiedener Memoryzüge nicht ganz klar ist, also verrate ich dir ein paar grundlegende Spieltechniken.«
»Oh, unbedingt.« Clara konnte gar nicht fassen, wie ernst er plötzlich geworden war. »Ich bitte darum.«
»Zuerst muss man sich die vier Eckkarten einprägen. Die sind entscheidend. Es ist leichter, sich andere Karten zu merken, wenn man sie mit einer der Eckkarten in Verbindung bringen kann. Und dann musst du noch die Treffer und Fehltreffer effektiv nutzen lernen. Bei den Treffern handelt es sich darum, absichtlich eine bekannte Karte aufzudecken, die zusammen mit einer anderen bekannten Karte ein Paar ergibt. Und ein Fehltreffer ist die Aufdeckung einer unbekannten Karte, die kein Paar mit einer vorher bekannten Karte ergibt. Bei der unbekannten Karte geht es um Risiko. Wann dreht man eine um? Wann entscheidet man sich, lieber keine umzudrehen, um seine Position zu verbessern?« Lincoln hielt inne. »Kannst du mir folgen?«
Claras Kopf fing an zu schwirren. »Meine Güte, was ist denn mit dir los? Hast du ’ne Diplomarbeit über Memory geschrieben?«
»Als ich klein war, hab ich es immer mit meinem Bruder gespielt. Abgesehen davon schadet es nie, wissenschaftlich an eine Sache ranzugehen.«
»Okay. Hast du sonst noch hilfreiche Ratschläge? Vielleicht irgendwas, was einen Hauch weniger wissenschaftlich ist«, sagte Clara schmunzelnd. Offenbar war Lincoln noch nerdiger, als sie gedacht hatte.
»Ja, in der Tat, das habe ich.« Er küsste sie auf den Bauchnabel. »Wiederholung. Nehmen wir mal an, du deckst eine Karte mit einem roten Apfel in der unteren linken Ecke auf, und wenn du das nächste Mal dran bist, deckst du einen blauen Vogel auf, der bloß ein paar Karten neben dem roten Apfel liegt. Dann wiederholst du einfach immer wieder in Gedanken blauer Vogel / roter Apfel, blauer Vogel / roter Apfel, blauer Vogel / roter Apfel – wiederhol es einfach in Gedanken. Wenn du dann irgendwann wieder einen blauen Vogel aufdeckst, verbindet der Schläfenlappen deines Gehirns unterbewusst den blauen Vogel mit dem roten Apfel, und du weißt, dass du die Karte umdrehen musst, die in der Nähe des roten …«
»Okay, okay, okay! Ich hab schon Kopfweh!« Clara lachte. »Ich denke, ich hab’s kapiert.«
»Wirklich?« Lincoln zog die Augenbrauen hoch. »Gut. Dann kann ich mich ja wieder hierauf konzentrieren …« Er schob Claras Hemdchen gerade so weit hoch, dass ihr Bauch frei lag, und übersäte ihn mit sanften Küssen. »Ach ja!« Er hörte auf, sie zu küssen. »Normalerweise gewinnt der Spieler, der als Letzter dran ist und das letzte Paar aufdeckt.« Er schob ihr Hemdchen noch ein bisschen höher.
»Oooh, ich liebe es, wenn du mit mir über Spiele fachsimpelst! Das ist auf eigenartige Weise verführerisch.« Sie grinste ihn amüsiert an und genoss das Gefühl seiner Lippen auf ihrem Körper.
»Ja, warte, bis du meine Hypothese über das Leiterspiel hörst.« Er grinste schelmisch. »Aber zurück zu deiner Liste …«
»Ja! Bitte! Zurück zu meiner Liste«, kicherte Clara und versuchte ihr Bestes, konzentriert zu bleiben, was Lincoln ihr jedoch wirklich nicht leicht machte. »Dann fehlt noch, mich bei Stella dafür entschuldigen, dass ich ihre Twirly Curls Barbie geklaut habe, & sie ihr zurückgeben … und mich bei Stella dafür entschuldigen, dass ich ihr Kresse-Tontierchen geklaut habe (und es aus Versehen vertrocknet ist) .«
Er küsste sie auf den rechten Oberschenkel. »Himmel. Jetzt weiß ich, bei wem ich suchen muss, wenn etwas von meinen Sachen fehlt.«
»Ja, ich rate dir, deine Barbiepuppen zu verstecken«, warnte Clara ihn. »Und schließlich, last but not least, Lehrerin werden . Voilà!«, sagte sie strahlend. »Das wäre dann die ganze Liste.«
»Ich hab eine geniale Idee.« Lincoln küsste sie auf den linken Oberschenkel. »Du könntest die Leute in Memory-Strategie für Gewinner unterrichten!«
»Nicht schlecht …« Sie dachte darüber nach und sagte dann mit einem herausfordernden Grinsen: »Vielleicht werde ich genau das machen. Ja, vielleicht mache ich das.«
»Das klingt tatsächlich, als wärst du auf der Zielgeraden. Es sollte doch möglich sein, dass du all das gebacken kriegst, bevor du fünfunddreißig wirst. Du hast noch – wie viel? Sechseinhalb, sieben Wochen? Ich glaube, das bekommst du hin.« Lincoln
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