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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sie waren zu schnell, um sich erwischen zu lassen. Die beiden Söhne des Bürgermeisters waren in der ganzen Stadt für ihre kreativen, tollkühnen Streiche bekannt.
    Im Schutz der Dunkelheit hatten sich zwei Teenager durch eine dichte Hecke geschlichen und waren keine fünfzehn Meter von Mr Earl Yourys Haus entfernt stehen geblieben. Von dort aus beobachteten sie die Menschenmenge aus Freunden und Nachbarn, die auf dem Rasen vor dem Haus ihr Lager aufgeschlagen hatte und Mr Youry beschützte. Geduldig warteten sie den richtigen Augenblick für ihre Attacke ab.
    Kurz nach elf wurde ein langer Strang Knallfrösche in Richtung Veranda geworfen. Als die Knallfrösche losgin-gen, wäre in Clanton um ein Haar ein Krieg ausgebrochen.
    Männer brüllten, Frauen kreischten. Mr Youry warf sich 445

    zu Boden und kroch auf allen vieren ins Haus. Die Wachposten vor dem Haus rappelten sich aus ihren Klappstühlen hoch, griffen zu den Waffen und suchten Deckung im Gras, während die Knallfrösche fröhlich weiterknallten und Rauchschwaden durch den Garten zogen. Es dauerte dreißig Sekunden, bis alle vierundachtzig Knallfrösche des Strangs explodiert waren. In dieser Zeit rannten etwa ein Dutzend schwer bewaffnete Männer hinter Bäume und schwenkten ihre Waffen in alle Richtungen, bereit, alles zu erschießen, was sich ihnen vor die Flinte wagte.
    Durch den Lärm wurde ein Teilzeit-Deputy namens Travis geweckt, der auf der Motorhaube seines Streifenwagens ein Nickerchen hielt. Er riss seine 44er Magnum aus dem Holster und rannte in vorschriftsmäßig geduckter Haltung auf die Knallfrösche zu. In Mr Yourys Vorgarten wimmelte es nur so von bewaffneten Nachbarn. Aus irgendeinem Grund, den weder Travis noch sein Vorgesetzter in ihrem Bericht erwähnten, feuerte der Deputy einmal in die Luft. Der Schuss war sehr laut.
    Lauter als die Knallfrösche. Er veranlasste einen zweiten nervösen Finger, mit einer Schrotflinte Kaliber .12. einen Schuss in die Bäume abzugeben. Zweifellos hätten jetzt viele andere ihre Waffen abgefeuert, und es hätte wer weiß wie viele Opfer gegeben, wenn Jimmy, der andere Teilzeit-Deputy, nicht laut gebrüllt hätte: »Stellt das Feuer ein, ihr Idioten!«
    Danach fiel kein Schuss mehr, aber es waren noch ein paar Knallfrösche übrig. Als der letzte Knall verhallt war, gingen sämtliche Wachposten zu dem rauchenden Grasstück hinüber und sahen sich die Sache an. In Windeseile sprach sich herum, dass es nur Knallkörper gewesen waren. Mr Earl Youry lugte vorsichtig zur Tür heraus und wagte sich schließlich wieder ins Freie.
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    Mrs Alice Wood, die ein Stück die Straße hinunter wohnte, hörte den Lärm und lief zur Rückseite ihres Hauses, um die Tür abzusperren, als die beiden Teenager unter schallendem Gelächter an ihrer Hintertür vorbei-rannten. Später sagte sie aus, die beiden seien weiß und etwa fünfzehn Jahre alt gewesen.
    Knapp zwei Kilometer weiter, in Lowtown, ging ich gerade die Treppe von Miss Callies Veranda hinunter, als ich die Knallerei hörte. Die Wachposten der Spätschicht –
    Sam, Leon und zwei Diakone – sprangen auf und starrten in die Ferne. Die 44er hörte sich an wie Haubitze. Wir warteten und warteten, und als alles wieder ruhig war, sagte Leon: »Klang nach Knallfröschen.«
    Sam war ins Haus gegangen, um nach seiner Mutter zu sehen. Er kam zurück und berichtete: »Sie schläft.«
    »Ich sehe nach, was passiert ist«, sagte ich. »Wenn es was Wichtiges war, rufe ich an.«
    In Mr Yourys Straße blitzten mir die roten und blauen Lichter von einem Dutzend Streifenwagen entgegen. Der Verkehr staute sich, da immer mehr Neugierige versuchten, einen Blick auf den Tatort zu werfen. Ich sah Busters Wagen, der in einem flachen Straßengraben geparkt war, und als ich ihn ein paar Minuten später gefunden hatte, erzählte er mir, was geschehen war. »Nur ein paar Kinder«, sagte er.
    Ich fand das Ganze lustig, war damit aber eindeutig in der Minderheit.
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    eit ich die Times gekauft hatte, war ich nie länger als vier Tage weg gewesen. Die Zeitung ging dienstags S
    in Druck, erschien mittwochs, und donnerstags stand ich schon wieder unter enormem Termindruck.
    Ein Grund für den großen Erfolg der Times war die Tatsache, dass ich so viel über so viele schrieb, und das in einer Stadt, in der so wenig passierte. Jede Ausgabe hatte sechsunddreißig Seiten. Zog man fünf Seiten für die Kleinanzeigen, drei für offizielle Ankündigungen und etwa sechs für Anzeigen ab,

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