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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Namen noch nicht heraus«, schmetterte Lucien wie jeder gute Anwalt die Frage ab.
    Elf Tage später, am 3. Juni, sei Mo Teale etwa um 9.15
    Uhr morgens erschossen worden. In genau diesem Moment habe Danny neben einem frisch asphaltierten Highway in Tippa County gestanden und sich von einem Vorarbeiter, der bei der Baufirma der Padgitts angestellt sei, einige Dokumente unterschreiben lassen. Der Vorarbeiter und zwei Arbeiter seien bereit, eine Aussage hinsichtlich Dannys Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Mordes zu machen. Der Highway liege mindestens zwei 442

    Stunden von Ned Ray Zooks Farm im östlichen Teil von Ford County entfernt.
    Lucien präsentierte wasserdichte Alibis für beide Morde, obwohl sein kleines Publikum sehr skeptisch war. Es war klar gewesen, dass die Padgitts alles abstreiten würden.
    Und da sie logen, einschüchterten und mit Bestechungs-geldern nur so um sich warfen, konnten sie für alles einen Zeugen finden.
    Sheriff McNatt brachte seine Zweifel zum Ausdruck. Er erklärte Lucien, dass er die Ermittlungen fortsetzen, sich bei einem hinreichenden Verdacht einen Haftbefehl besorgen und auf der Insel einmarschieren werde. Er habe bereits mehrfach mit der Staatspolizei gesprochen, und falls es hundert Beamte brauche, um Danny von der Insel herunterzuschaffen, werde er die Männer auch bekommen.
    Lucien erwiderte, dass das nicht notwendig sei. Wenn ein gültiger Haftbefehl vorliege, werde er sein Bestes tun, um den Jungen der Polizei zu übergeben.
    »Wenn es noch einen Mord gibt«, drohte McNatt, »wird in Clanton das Chaos ausbrechen. Dann werden tausend Möchtegerncowboys über die Brücke zur Insel marschieren und jeden Padgitt erschießen, der ihnen vor die Flinte kommt.«
    Buckley sagte, er und Richter Omar Noose hätten bereits zweimal über die Morde gesprochen, und er sei zuversichtlich, dass Noose »kurz davor« stehe, einen Haftbefehl für Danny auszustellen. Daraufhin bombardierte Wilbanks ihn mit einem Schwall von Fragen über hinreichende Verdachtsmomente und genügend Beweise.
    Buckley argumentierte, dass die Drohung, die Padgitt während des Prozesses ausgestoßen hatte, Grund genug sei, um ihn wegen der Morde zu verdächtigen.
    Die Besprechung geriet außer Kontrolle, da die beiden 443

    sich lautstark über juristische Spitzfindigkeiten stritten.
    Schließlich beendete der Sheriff die Auseinandersetzung, indem er sagte, er habe genug gehört. Dann stand er auf und verließ Wilbanks’ Büro. Buckley folgte ihm. Da wieder Ruhe herrschte, blieb Harry Rex sitzen, um noch ein wenig mit Wilbanks zu plaudern.

    »Lügner beschützen Lügner«, brummte Harry Rex, als er etwa eine Stunde später in meinem Büro auf und ab ging.

    »Luden sagt nur die Wahrheit, wenn sie gut klingt, und das ist bei ihm und seinen Mandanten nicht oft der Fall.
    Und die Padgitts wissen gar nicht, was Wahrheit ist.«
    »Können Sie sich noch an Lydia Vince erinnern?«, fragte ich.
    »An wen?«
    »Die Schlampe, die Wilbanks in den Zeugenstand geholt hat. Sie hat unter Eid ausgesagt, dass Danny neben ihr im Bett gelegen hat, als Rhoda ermordet wurde. Die Padgitts haben sie gefunden, sich ihre Aussage erkauft und sie an Lucien weitergereicht. Diese Familie besteht nur aus Dieben und Lügnern.«
    »Ihr Ex wurde erschossen, richtig?«
    »Kurz nach dem Prozess. Vermutlich wurde er von einem Handlanger der Padgitts umgebracht. Bis auf die Kugeln gab es keinerlei Spuren. Keine Verdächtigen.
    Nichts. Kommt mir bekannt vor.«
    »McNatt hat kein Wort von dem geglaubt, was Lucien gesagt hat. Und Buckley auch nicht.«
    »Und Sie?«
    »Auch nicht. Ich hab Lucien schon vor Geschworenen weinen sehen. Er kann manchmal recht überzeugend 444

    wirken, aber nicht oft. Für mich sah es so aus, als würde er sich viel zu viel Mühe geben, um uns zu überzeugen. Es ist Danny, und ich glaube, er hat einen Helfer.«
    »Glaubt McNatt das auch?«
    »Ja, aber er hat keine Beweise. Eine Festnahme wäre reine Zeitverschwendung.«
    »Aber dann wäre Padgitt wenigstens von der Straße weg.«
    »Nur vorübergehend. Ohne Beweise können sie ihn nicht für immer festhalten. Er ist geduldig. Schließlich wartet er schon seit neun Jahren.«

    Obwohl die Identität der Witzbolde nie festgestellt werden konnte und sie so klug waren zu schweigen, tauchte in den nächsten Monaten das Gerücht auf, es seien die beiden Söhne von Clantons Bürgermeister gewesen. Zwei Teenager waren dabei beobachtet worden, wie sie vom
    »Tatort« flüchteten, aber

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