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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Ein Deputy namens Grice hatte Danny Padgitt das Hemd in Anwesenheit von Brooner und Sheriff Coley ausgezogen.
    Ersten Tests zufolge gehörte das Blut zu zwei verschiedenen Blutgruppen: 0 positiv und B positiv. Weitere Untersuchungen durch das staatliche Kriminallabor hatten ergeben, dass das Blut mit der Blutgruppe B positiv von Rhoda Kassellaw stammte.
    Ich beobachtete Ginger, während sie sich das Hemd ansah. Nach wenigen Minuten wandte sie den Blick ab und fing an, etwas zu schreiben. Ohne Überraschung stellte ich fest, dass sie an ihrem zweiten Tag im Gericht noch besser aussah. Hoffentlich änderte sich ihre Stimmung bald.
    Das Hemd war an der Vorderseite zerrissen. Während er aus dem Wrack seines Pick-ups gekrochen war, hatte Danny sich Schnittwunden zugezogen, die mit zwölf Stichen genäht werden mussten. Brooner brachte eine passable Schilderung der Ereignisse für die Geschworenen zustande. Dann holte Ernie Gaddis eine Staffelei, auf die 190

    er zwei vergrößerte Fotos der Fußabdrücke stellte, die auf der Terrasse von Rhoda Kassellaws Haus gefunden worden waren. Er nahm die Schuhe, die Padgitt bei seiner Einlieferung ins Gefängnis getragen hatte, vom Tisch mit den Beweismitteln. Brooner stolperte mühsam durch seine Aussage, die eigentlich ein Kinderspiel hätte sein müssen, aber es wurde deutlich, dass alles passte.
    Brooner hatte entsetzliche Angst vor Lucien Wilbanks und geriet schon bei der ersten Frage ins Stottern.
    Wilbanks ignorierte geschickt die Tatsache, dass Rhodas Blut auf Dannys Hemd gefunden worden war, und hackte stattdessen auf den Schwierigkeiten herum, die der Vergleich von Fußabdrücken aufwerfe. Schließlich musste Brooner zugeben, dass er auf diesem Gebiet nur unzureichend geschult war. Wilbanks konzentrierte sich auf eine Reihe von Erhebungen am Absatz des rechten Schuhs, die Brooner auf dem Fußabdruck nicht finden konnte, obwohl er bei der Befragung durch Gaddis ausgesagt hatte, dass der Absatz aufgrund des Bewegungs-ablaufs und der Gewichtsverteilung normalerweise einen besseren Abdruck hinterlasse als der Rest der Sohle.
    Wilbanks schikanierte ihn, bis alle völlig verwirrt waren.
    Selbst ich betrachtete die Fußabdrücke nun mit Skepsis.
    Nicht dass es von Bedeutung gewesen wäre, es gab genug anderes Beweismaterial.
    »Trug Mr Padgitt bei seiner Verhaftung Handschuhe?«, fragte Wilbanks.
    »Das weiß ich nicht. Ich habe ihn nicht festgenommen.«
    »Sie und Ihre Leute haben ihm doch Hemd und Schuhe abgenommen. Wurden auch Handschuhe beschlag-nahmt?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Sie sind doch die gesamte Aufstellung über das 191

    Beweismaterial durchgegangen, Mr Brooner?«
    »Das bin ich.«
    »Und als Leiter der Ermittlungen sind Sie mit allen Aspekten des Falls eingehend vertraut?«
    »Ja, Sir.«
    »Wurden irgendwo Handschuhe erwähnt, die Mr Padgitt trug oder die ihm abgenommen wurden?«
    »Nein.«
    »Gut. Wurde der Tatort auf Fingerabdrücke untersucht?«
    »Ja.«
    »Das wird routinemäßig gemacht, nicht wahr?«
    »Ja, immer.«
    »Und natürlich haben Sie nach der Verhaftung auch Mr Padgitts Fingerabdrücke genommen?«
    »Ja.«
    »Gut. Wie viele Fingerabdrücke von Mr Padgitt haben Sie am Tatort gefunden?«
    »Keinen.«
    »Nicht einen einzigen?«
    »Keinen.«
    Wilbanks wählte diesen günstigen Augenblick, um seine Befragung zu beenden. Es war schwer vorstellbar, dass es dem Mörder gelungen war, das Haus zu betreten, sich dort eine Weile versteckt zu halten, sein Opfer zu vergewal-tigen und es zu ermorden, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. Aber Chub Brooner wirkte nicht sehr vertrauener-weckend. Wenn er die Ermittlungen geleitet hatte, waren möglicherweise jede Menge Fingerabdrücke übersehen worden.
    Richter Loopus ließ die Sitzung für eine vormittägliche Pause unterbrechen. Während die Geschworenen auf-192

    standen, begegnete mein Blick dem von Miss Callie. Sie strahlte mich an und nickte, als wollte sie sagen: »Keine Sorge, ich komme schon zurecht.«
    Man streckte die Beine aus und unterhielt sich flüsternd über das soeben Gehörte. Zu meiner Freude lasen viele im Saal die Times. Ich ging zur Schranke und beugte mich zu Ginger hinab. »Alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich.
    »Ich will nur nach Hause«, sagte sie leise.
    »Möchten Sie mit mir Mittag essen?«
    »Einverstanden.«

    Letzter Zeuge der Anklage war Aaron Deece. Als er kurz vor elf Uhr den Zeugenstand betrat, wappneten wir uns für seine Schilderung jener Nacht. Ernie Gaddis

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