Die Löwen
weil es bei der Anstrengung half, was sie auch Rabia sagen wollte, nur dass sie nicht beides tun konnte: pressen und sprechen.
In der nächsten Zwischenpause kniete Rabia nieder, löste die Zugschnur an Janes Hose und zog sie behutsam über Leib und Beine aus. »Möchtest du Wasser lassen, bevor ich dich wasche?« fragte sie.
»Ja.«
Sie half Jane beim Aufstehen und stützte sie, als Jane hinter die Schirmwand ging; hielt sie dann bei den Schultern, während sie auf dem Topf saß.
Zahara brachte eine Schüssel mit warmem Wasser und trug den Topf fort. Rabia wusch Janes Bauch, Schenkel und Genitalien, wobei sie zum ersten Mal etwas forscher vorging.
Danach legte sich Jane wieder hin. Rabia wusch sich die Hände und trocknete sie. Sie zeigte Jane ein kleines Gefäß mit blauem Pulver - Kupfersulfat, vermutete Jane – und sagte: »Diese Farbe flößt den bösen Geistern Angst ein.«
»Was willst du tun?«
»Ein wenig davon auf deine Stirn streichen.«
»Na gut«, sagte Jane und fügte hinzu: »Danke.«
Rabia tat etwas Pulver auf Janes Stirn. Ich habe nichts gegen Magie, solange sie harmlos ist, dachte Jane, aber was wird sie tun, falls es ein wirkliches medizinisches Problem gibt?
Und um wie viele Wochen genau kommt dieses Baby zu früh?
Während sie noch besorgt grübelte, setzte die nächste Kontraktion ein, sodass sie sich nicht darauf konzentrierte, in der richtigen Weise mitzupressen, und natürlich tat es wieder sehr weh. Ich darf mir keine Sorgen machen, dachte sie, ich muss ganz entspannt sein.
Danach fühlte sie sich erschöpft und recht schläfrig. Sie schloss die Augen. Und fühlte dann, wie Rabia ihr Hemd aufknöpfte – das, welches sie sich am Nachmittag von Jean-Pierre geliehen hatte, vor einer Ewigkeit. Rabia begann, Janes Bauch mit irgendetwas Salbenartigem zu massieren, wahrscheinlich mit geklärter Butter. Sie drückte ihre Fingerkuppen in die Bauchdecke. Jane öffnete die Augen und sagte: »Versuch nicht, das Baby zu bewegen.« Rabia nickte, fuhr jedoch mit ihrer Untersuchung fort, die eine Hand an der oberen Wölbung von Janes Bauch, die andere an der unteren. »Der Kopf ist unten«, sagte sie schließlich. »Alles ist gut. Aber das Baby wird sehr bald kommen. Du solltest jetzt aufstehen.«
Zahara und Rabia halfen Jane, sodass sie stehen und zwei Schritte vorwärts auf die mit Sand bedeckte Plastikplane machen konnte. Rabia war jetzt hinter ihr und sagte: »Stell dich auf meine Füße.«
Jane tat es, obwohl sie nicht recht wusste , was dies eigentlich sollte. Rabia brachte sich und Jane in eine Art Hockposition. »Setz dich auf mich«, sagte sie. »Ich kann dich halten.« Jane ließ ihr ganzes Gewicht auf den Schenkeln der alten Frau ruhen. Dies war also die Stellung, welche die Kreißende hier beim Gebären einnahm. Jane fand sie überraschend bequem und angenehm.
Dann fühlte sie, wie ihre Muskeln sich wieder spannten. Sie biss die Zähne aufeinander und begann wieder stöhnend, nach unten zu pressen. Zahara kauerte vor ihr. Eine Zeit lang Jane nichts wahr als den Druck. Endlich ließ er nach, und sie erschlaffte, ausgepumpt, nur halb bei Bewusstsein ließ sich völlig von Rabia stützen.
Als es wieder losging, war da ein neuer Schmerz, in ihrem Schoß zwischen den Beinen.
Zahara sagte plötzlich: »Es kommt.«
»Jetzt nicht mehr pressen«, sagte Rabia. » Lass das Baby herausgleiten.«
Der Druck minderte sich. Rabia und Zahara tauschten die Plätze, und Rabia hockte sich zwischen Janes Beine, mit aufmerksamem Blick. Erneut kam der Druck. Jane biss die Zähne aufeinander. Rabia sagte: »Nicht pressen. Ganz ruhig sein.« Jane versuchte, ihren Körper zu entspannen. Rabia blickte zu ihr hoch und streckte die Hand empor, um ihr Gesicht zu fühlen. Sie sagte: »Beiß nicht die Zähne aufeinander. Mach, dass der Mund locker ist.« Jane ließ den Unterkiefer hängen und fand, dass ihr das beim Entspannen half.
Wieder kam dieses brennende Gefühl, schlimmer als zuvor, und Jane wusste , dass das Baby fast schon geboren war: Sie konnte spüren, wie sich sein Kopf herauspresste , sodass ihre Öffnung unglaublich weit gedehnt wurde. Sie schrie auf vor Schmerz - und plötzlich hörte er auf, und einen Augenblick lang konnte sie überhaupt nichts fühlen. Sie blickte nach unten. Rabia langte zwischen ihre Schenkel, wobei sie die Namen der Propheten rief. Durch einen Tränenschleier sah Jane in den Händen der Hebamme etwas Rundes und Dunkles.
»Nicht ziehen«, sagte Jane. »Nicht am Kopf
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