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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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war es besser, noch ein paar Tage an Ort und Stelle zu bleiben - die Wunde würde schneller heilen, wenn er stilllag und sich wenig bewegte.
    Paradoxerweise war Jean-Pierre jetzt ängstlich besorgt, dass Ellis bei guter Gesundheit blieb, denn falls er starb, würde es zu keinem Treffen der Rebellenführer kommen.
    Während er auf dem alten Pferd das Tal entlangritt, zermarterte er sich das Gehirn, auf welche Weise er mit Anatoli Verbindung aufnehmen konnte. Natürlich hätte er einfach wenden und in entgegengesetzter Richtung nach Rokha reiten können, um sich den Russen zu › ergeben ‹ . Falls sie ihn nicht erschossen, bevor sie daran dachten, ihm Fragen zu stellen, würde er im Handumdrehen mit Anatoli sprechen können. Aber dann würde Jane wissen, wohin er geritten war und was er getan hatte, und sie würde es Ellis sagen, der dann den Zeitpunkt und den Ort des Treffens ändern würde.
    Irgendwie musste er Anatoli einen Brief zukommen lassen. Doch wer sollte ihm die Botschaft überbringen?
    Es gab immer irgendwelche Leute, die durchs Tal kamen und auf dem Weg nach Charikar waren, der von den Russen besetzten und rund 100 Kilometer entfernten Stadt, oder nach Kabul, der Hauptstadt. Da waren die Leute aus Nuristan, mit Butter und Käse, ihren Hauptprodukten, und reisende Händler, die Töpfe und Pfannen verkauften, und Schäfer, die kleine Herden fettschwänziger Schafe zum Markt trieben, und Nomadenfamilien, die ihren geheimnisvollen nomadischen Geschäften nachgingen. Jeder von ihnen mochte sich bereit zeigen, gegen Entgelt einen Brief zum Postamt zu bringen oder ihn sogar einem russischen Soldaten in die Hand zu drücken. Nach Kabul dauerte die Reise drei Tage, nach Charikar zwei. Rokha, wo es russische Soldaten, aber kein Postamt gab, war nur einen Tag entfernt. Jean-Pierre zweifelte nicht, dass er jemanden finden konnte, der den Auftrag übernahm. Natürlich bestand die Gefahr, dass man den Brief öffnete und las, dass Jean-Pierre als Absender entlarvt wurde - mit Folter und Tod als sicherer Folge. !
    Vielleicht wäre er bereit gewesen, dieses Risiko einzugehen. Aber die Sache hatte noch einen anderen Haken. Wer garantierte, dass der Bote, wenn er das Geld erst mal eingesteckt hatte, den Brief auch wirklich ablieferte?
    Als Jean-Pierre gegen Abend Banda erreichte, hatte er das Problem noch immer nicht gelöst. Jane saß auf dem Dach des Krämerhauses, mit Chantal auf einem Knie, und genoss die um diese Stunde frischere Luft. Jean-Pierre winkte beiden zu, betrat dann das Haus und stellte seine Arzttasche auf dem gekachelten Ladentisch ab. Als er beim Leeren der Tasche die Diacetylmorphin-Tabletten sah, wusste er mit einem Mal , wem er den Brief an Anatoli anvertrauen konnte.
    Er entfernte sorgfältig die Papierhülle von einem Packen Watte - Schreibpapier gab’s im Tal nicht – und begann darauf in französischer Sprache zu schreiben: An Oberst Anatolivom KGB -
    Es klang sonderbar melodramatisch, aber wie sonst hätte er anfangen sollen. Weder kannte er Anatolis vollen Namen, noch hatte er seine Adresse. Er fuhr fort: Masud hat eine Versammlung der Rebellenführer einberufen. Sie treffen sich in achtTagen, gerechnet von heute, Donnerstag, den 27. August, in Darg, dem nächsten Dorfsüdlich von Banda. Wahrscheinlich werden sie in der Moschee übernachten und dann am Freitag , der ein heiliger Tag ist, die ganze Zeit zusammenbleiben. Das Treffen soll ihnen Gelegenheit geben, mit einem mir als Ellis Thaler bekannten CIA-Agenten zu sprechen,der vor einer Woche im Tal eingetroffen ist. Dies ist unsere Chance!
    Er fügte das Datum hinzu und unterzeichnete mit Simplex.
    Ein Kuvert hatte er nicht – dergleichen gab es hier ebenso wenig wie Schreibpapier. Was aber konnte er stattdessen benutzen? Er sah sich um. Schließlich fiel sein Blick auf einen Karton mit Plastikbehältern für Tabletten. Er rollte seinen Brief zusammen und schob ihn in einen der Plastikbehälter.
    Die Frage war: Wie sollte er ihn kennzeichnen? Ging die Sache programmgemäß, so würde der Plastikbehälter schließlich in die Hände eines russischen Soldaten von niederem Rang gelangen. Das mochte ein bebrillter, nervöser Schreibstubentyp in einem kahlen Raum sein oder ein stumpfsinniger Ochse von einem Mann, der vor einem Stacheldrahtzaun Wachdienst schob. Wohl in jeder Armee der Welt verstand man sich auf die Kunst, sich vor Verantwortung zu drücken. Das war so gewesen, als Jean-Pierre seinen Wehrdienst in der französischen Armee

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