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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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hatte sich dazu entschlossen, das Gartenhaus in Augenschein zu nehmen und ganz besonders seine mysteriösen Bewohner. Seit immerhin zwei Stunden beobachtete er nun selbst das Grundstück, doch bisher hatte sich nichts gerührt. Gegen Mittag lag die kleine Straße völlig menschenleer da, außer den Spatzen und dem Rauschen des Verkehrs auf dem nahen Autobahnzubringer war nichts zu hören.
    «Jetzt», sagte Baumann.
    Sie stiegen aus dem dunklen BMW, hatten die Kollegen im Streifenwagen, der um die Ecke geparkt war, bereits alarmiert. Die Polizisten kamen von der andern Seite, Baumann und der junge Helmut Mitterer gingen durch die hölzerne Gartenpforte. Sie quietschte. Baumann blieb kurz stehen, horchte. Alles blieb still. Hier im Garten war neben den Spatzen das Summen unzähliger Bienen zu hören. Die verwilderten Beete quollen über von Tulpen, Narzissen, Veilchen.
    Sie schlichen an der Hauswand entlang, bis sie freien Blick auf das Gartenhäuschen hatten. Die Kollegen waren bereits angekommen, gaben Deckung. Baumann und sein Assistent liefen geduckt auf das Häuschen zu, erreichten die Tür, stellen sich links und rechts davon auf. Beinahe unbewusst tastete der junge Kommissar nach der Waffe in seinem Schulterhalfter, zog die Hand wieder zurück. Nein, er wollte Roberto Malenge und seinem Freund nicht mit gezogener Waffe gegenübertreten. Eigentlich wollte er anklopfen, es erschien ihm aber doch zu riskant. Deshalb nickte er dem jungen Kollegen zu, wollte sich gerade gegen die Tür werfen, als er den Spalt sah.
    Die Tür war offen. Millimeter um Millimeter schob er sie auf. Nichts geschah. Baumann machte zwei, drei vorsichtige Schritte, sah einen Schatten vor sich, einen sehr dunklen Schatten. Genau gegenüber. Er riss seine Pistole aus dem Halfter, duckte sich zur Seite. Jetzt war der Schatten weg.
    Als er es wagte, den Kopf zu heben und genauer auf die Stelle zu schauen, an der er den Schatten gesehen hatte, entdeckte er den großen Spiegel.
    Scheiße, dachte er. Beinahe hätte ich auf mein Spiegelbild geschossen.
    Er stand jetzt halb im Raum, noch immer von der Tür geschützt. Aus einer Ecke drang leises Schnarchen. Es kam von einem zerwühlten Matratzenlager. Zwei Männer lagen dort, wachten selbst dann nicht auf, als Baumann und Mitterer vor ihnen standen. Sie waren nicht schwarz, so viel konnte Baumann sehen. Eher braun. Tamilen, schätzte er. Illegale.
    Er kam sich mies vor, als die beiden beinahe gleichzeitig hochfuhren und ihn entsetzt anstarrten. Rief die Kollegen von der Streife herein. Sie übernahmen die Prozedur – natürlich hatten die beiden verängstigten Männer keine Papiere. Man konnte sie also mitnehmen.
    Scheiße, dachte Baumann wieder. Dann überlegte er, was Laura gemacht hätte. Vermutlich wäre sie nicht so forsch vorgegangen, hätte länger beobachtet. Aber auch sie wäre nicht darum herumgekommen, die Tamilen einzusammeln. Obwohl, bei ihr konnte man nie wissen …
    «Dafür gibt’s keinen Orden», sagte er bissig zu Helmut Mitterer, dem Polizeianwärter, dessen Namen Laura sich nie merken konnte. «Am liebsten würde ich dich sofort auf die verdammte Polizeischule zurückschicken, damit sie dir was beibringen.»
    «Aber die beiden waren dunkel und …», versuchte Mitterer einzuwenden, als sie wieder vor dem Wagen standen.
    «Halt den Mund! Du kannst froh sein, wenn ich diese Pleite nicht der Hauptkommissarin erzähle. Die versteht bei solchen Sachen überhaupt keinen Spaß!»
    Mitterer zog den Kopf ein und wagte keinen weiteren Widerspruch. Allerdings fand er sein Vergehen nicht so schlimm – immerhin hatten sie zwei Illegale erwischt. Das war ja auch etwas.

    Als Laura das Haus der Cabuns verließ, stand Valerias Großmutter in ihrer halb geöffneten Haustür.
    «Sie werden ihn suchen, nicht wahr, Signora Commissaria?»
    Laura blieb stehen, nickte. «Ja, ich bin dabei. Aber es wird mir nicht leicht gemacht. Letzte Nacht hat jemand einen Katzenkopf vor meine Tür gelegt und das Fenster eingeworfen.»
    Die alte Maria Valeria bekreuzigte sich. «Hier müssen Sie nicht suchen, Signora. Er ist nicht hier. Sie müssen zurückfahren!»
    «Er ist vielleicht nicht hier – aber etwas ist hier, Signora Cabun. Und dieses Etwas ist auch nicht gut. Vielleicht hat jemand die Botschaft von Claretta missverstanden!»
    Die alte Frau senkte den Kopf, hustete leise. «Nein», sagte sie kaum hörbar. «Niemand darf einer Cabun etwas antun. Wir stehen alle füreinander ein!» Damit ging sie langsam

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