Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall
ja lange suchen …», murmelte Baumann.
«Wie?»
«Ach nichts. Grüßen Sie Herrn Malenge.»
Als Laura am Abend nach Hause kam, verglich Angelo Guerrini seinen Gips mit ihrem.
«Zwei zur Enthaltsamkeit verdammte Invaliden», stellte er anschließend so ernsthaft fest, dass Laura lachen musste, obwohl ihr eigentlich nicht danach zumute war.
«Ich kann überhaupt nichts machen! Es ist der rechte Arm», jammerte sie.
«Vielleicht ist das die Weisheit des Schicksals!»
«Was für eine Weisheit?»
«Das Schicksal verordnet dir eine Ruhepause, Laura.»
«Du redest wie mein Vater!»
«Dein Vater ist ja auch ein kluger Mann.»
«Und was verordnet das Schicksal dir?»
«Darüber nachzudenken, wohin ich gehen will.»
«Noch mehr kluge Sprüche?»
«Reicht das nicht?»
«Doch. Ich jedenfalls gehe jetzt zum Sofa, lege die Beine hoch und hoffe, dass ich einen Drink bekomme. Wo sind eigentlich die Kinder?»
«Sie holen Abendessen beim Chinesen! Das haben sie sich gewünscht.»
«Und sie sind nicht vor dir weggelaufen?»
«Nein. Luca interessiert sich für die Struktur der Mafia, und deine Tochter wollte mehr über die Geschichte der Cabun-Frauen wissen.» Guerrini hüpfte auf einem Bein in die Küche und füllte zwei Gläser mit Rotwein.
«Es tut mir Leid, aber du musst die Gläser selbst holen, sonst kommen sie leer bei dir an.»
«Immerhin ergänzen sich unsere Behinderungen.» Laura erhob sich seufzend, trug ein Glas nach dem anderen sorgsam zum Sofa im Wohnzimmer.
«Es war die Frau, nicht wahr?», sagte Guerrini, als er sich neben sie setzte.
«Ja, es war die Frau.»
«Wie lange weißt du es schon?»
«Eigentlich erst seit dem Angriff in den Weinbergen.»
«Weshalb?»
«Mir ist aufgefallen, wie stark und gefährlich Frauen sein können.»
«Erst in den Weinbergen?»
«Bitte versuche ernst zu bleiben. Ich bin noch nie von einer Frau so heftig angegriffen worden. Ich werde das auch nie vergessen. Und ich denke, dass Dr. Denner wirklich Angst vor Valeria hatte. Es ist eine sehr seltsame Geschichte.»
«Wenn meine Mutter wütend wurde, dann konnte man auch Angst vor ihr haben. Sie sprühte Funken. Deshalb nannte mein Vater sie eine Hexe.» Angelo ließ den Wein im Glas kreisen.
«Meine konnte auch sprühen, obwohl sie meistens ganz warmherzig und liebevoll war. Mein Vater liebte es, wenn sie außer sich geriet.»
«Und wie ist es bei dir?»
«Ich fühle mich den Cabuns verwandt. Das sagte ich doch schon.»
«Dann würde ich vorschlagen, dass wir jetzt unsere Gläser auf die Hexen erheben.»
Laura nickte. Sogar das Nicken schmerzte in der Schulter. «Ich möchte darauf trinken, dass die Hexen neue intelligente Wege finden, ihre Würde zu verteidigen. Das mit den Bratpfannen richtet zu viel Schaden an.»
Guerrini lachte und zog sie an sich.
«Au!», schrie Laura. «Wir müssen völlig neue Formen der Annäherung finden. Ganz vorsichtige!»
Danken möchte ich Ariane Gottberg, die Laura ihren schönen Namen borgte, Marie Brückner, die mir stets Vorbild war, Helga Wutz für ihre kritische und empathische Begleitung und meiner Lektorin Ulrike Beck für die gute Zusammenarbeit.
Informationen zum Buch
Jede Familie hat ein dunkles Geheimnis – doch keines ist sicher vor Kommissarin Gottberg.
Ein totes Mädchen im Hof eines Schwabinger Mietshauses gibt Kommissarin Laura Gottberg Rätsel auf. Das Opfer ist eine junge Italienerin, die als Au-pair bei einer Münchner Ärztefamilie arbeitete. Um den Fall zu lösen, muss Laura in die Heimat des Mädchens fahren – ein kleines Dorf in den Cinque Terre, wo die Frauen der Familie Cabun eines vorzüglich können: schweigen.
«Ein spannender Krimi, klasse geschrieben.» (Lübecker Nachrichten)
«Ein vielschichtiger Krimi mit so vielen Handlungssträngen, dass man sich glatt eine Fortsetzung wünscht.» (NRZ)
«Sensible Charakterstudien, spannender Plot und unterhaltsam – ein Lichtblick moderner Krimiliteratur.» (Wiener Journal)
Informationen zur Autorin
Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der «Süddeutschen Zeitung». Wenn sie nicht gerade in Italien für ihre Geschichten recherchiert oder mit Ehemann Paul durch dessen australische Heimat wandert, ist sie in ihrem Haus in der Nähe von München anzutreffen.
Weitere Veröffentlichungen:
Nacht der Stachelschweine
Wie Krähen im Nebel
Wolfstod
Hundszeiten
Die Stunde der Zikaden
Impressum
Rowohlt Digitalbuch,
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