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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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verließen sie den Pfad, der parallel zur Küste verlief, und stiegen steil nach oben, um die erste Hütte der Cabuns zu suchen. Es war anstrengend, und sowohl Laura als auch Guerrini geriet außer Atem.
    Die erste Hütte lag, halb verfallen, tief in einer unerwarteten Senke am Hang. Sie war eindeutig unbewohnt. Trotzdem kletterten die beiden Kommissare zu ihr hinunter, umrundeten sie, schauten durch die trüben Fenster. Farne wucherten hinter dem Häuschen, und wilder Hopfen rankte über das Dach. Ein Vogel gab Alarm, flatterte unter zerbrochenen Balken hervor.
    Sie erschraken beide. Laura empfand eine eigenartige Erregung, alle ihre Sinne waren angespannt.
    «Es gibt keine Hexen», murmelte Guerrini und drückte ihren Arm.
    «Ich wär mir da nicht so sicher», gab sie zurück.
    «Bin ich ja nicht, deshalb sage ich es … um mir selbst Mut zuzusprechen!»
    Sie gingen weiter, durchquerten ein schmales Waldstück, fanden die Hütten der Cabuns nun in kurzen Abständen. Manche waren in sehr gutem Zustand, wurden offenbar noch immer genutzt – für die Weinernte oder die Arbeit in den Feldern. Andere wirkten gänzlich verlassen. Aber keine zeigte Anzeichen, dass sich jemand in ihnen verbarg.
    Es wurde spät, und die Sonne verschwand hinter den Bergen im Westen. Noch immer folgten sie dem Weg, den der junge Carabiniere auf der Karte eingezeichnet hatte, waren inzwischen beim Abstieg und konnten das Dorf Manarola unter sich liegen sehen. Der Übergang von der Küste zum Meer war nicht mehr zu erkennen, nur weit draußen glänzte das Wasser rosig und golden.
    Es war eines der letzten Cabun-Häuschen, das endlich in der Dämmerung vor ihnen lag, und drinnen brannte Licht. Sehr schwaches Licht zwar, aber eindeutig Licht. Wie ein Vogelnest lag die Hütte über einem Hang, der beinahe senkrecht abfiel. Laura und Guerrini warteten hinter einer Mauer, bis es ganz dunkel wurde. Das winzige Licht flackerte hin und wieder, stammte vermutlich von einer Kerze oder Petroleumlampe. Zu hören war nichts, nur manchmal das Rattern eines Zuges tief unter ihnen und das Rauschen des Windes.
    Als es dunkel genug war, schlichen sie sich an das kleine Haus an, mussten dabei dem Pfad folgen, der zwischen zwei Steinmauern verlief, erreichten den schmalen Vorplatz, duckten sich an der Mauer entlang zum Fenster. Laura wunderte sich, dass sie die Fenster nicht verdunkelt hatten. Die Bewohner fühlten sich entweder sehr sicher oder hatten nichts zu befürchten.
    «Schau du», flüsterte Guerrini.
    Behutsam schob sich Laura vor, nutzte den Zweig eines Feigenbaums als Deckung, sah endlich ins Innere der Hütte. Auf einem kleinen Tisch stand eine Petroleumlampe, die den Raum schwach erleuchtete. Weiße Wände, ein Regal, ein Herd. Die Hütte war leer.
    Der Angriff kam so unerwartet, dass sie noch nicht einmal Zeit hatte, schützend den Arm zu heben. Es schien Laura, als wäre der Katzenkopf zum Leben erwacht, als würde dieses unaussprechliche Entsetzen sie von allen Seiten zugleich anspringen. Es war Kreischen, Schlagen, Wüten. Sie hörte Guerrini brüllen, sich selbst schreien, schlug wild um sich, versuchte abzuwehren, was über sie herfiel.
    Es war stockfinster. Ein schwerer Gegenstand krachte immer wieder auf sie herab, bis sie ihn endlich zu fassen bekam. Irgendwann erkannte sie, dass sie eine gusseiserne Bratpfanne in der Hand hielt. Und da wusste sie auch, dass ihre Gegnerin eine Frau war oder es vielleicht auch zwei Frauen waren.
    Laura schwang die verdammte Pfanne und stieß sich von der Mauer ab. Metall krachte auf Metall. Auch die andere hatte offenbar eine neue Waffe. Mit beiden Händen umfasste Laura den Stiel der Pfanne und schwang sie mit aller Kraft. Sie hörte einen Schrei, plötzlich war niemand mehr da … keine Schritte zu hören, weiter rechts vielleicht ein Stolpern, irgendwas fiel zu Boden, schepperte. Dann war es still.
    Laura horchte in die Dunkelheit, hörte nur das Rasen ihres Herzens, ließ endlich die Pfanne sinken, spürte zum ersten Mal deren Gewicht. Ihre rechte Schulter schmerzte. Da hatte sie einen Schlag abbekommen. Zum Glück keinen auf den Kopf, dachte sie. Trotzdem fühlte sie sich taumelig, fiel gegen die Hauswand zurück, versuchte, ruhig zu atmen, einen klaren Kopf zu bekommen. Wo war Guerrini? Er hatte hinter ihr gestanden, als der Angriff über sie hereinbrach. Laura tastete sich an der Hauswand entlang bis zur niedrigen Trockenmauer, die den Vorplatz vom Steilhang trennte. Mit zitternden Händen suchte

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