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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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der mit erstaunlicher Gelassenheit auf Guerrinis Attacke reagierte, nur ein wenig die Augenbrauen hob, den Stein betrachtete und fragte, was geschehen sei.
    «Der Stein flog heute Nacht in unser Schlafzimmer, und zwar durch die Scheibe. Außerdem war jemand so freundlich, den Kopf einer toten Katze vor unsere Tür zu legen. Sie sind der Vermieter, Sie wissen, welches unser Zimmer ist. Also sind Sie auch verantwortlich für diesen Anschlag!»
    «Tut mir wirklich Leid! Mi dispiace», antwortete der junge Mann auf eine Weise, die sehr deutlich machte, dass es ihm überhaupt nicht Leid tat. Sein Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck, er hatte es sogar geschafft, die Arroganz zu neutralisieren. Mit einer knappen Bewegung seines Kinns gab er einem anderen jungen Mann ein Zeichen, die Eingangstür genau vor der Nase zweier Touristen zu schließen. Erbost klopften die Ausgesperrten, doch niemand beachtete sie.
    «Es tut mir wirklich Leid», wiederholte der Mann hinter dem Tresen. «Wir werden das Zimmer sofort wieder in Ordnung bringen und die Fensterscheibe ersetzen. Mehr kann ich nicht für Sie tun, Signori!»
    «Ich denke, Sie können eine Menge mehr für uns tun!» Guerrini warf seinen Ausweis neben den Stein. «Wer hat etwas dagegen, dass wir uns in Riomaggiore aufhalten? Sie sind ein Mitglied der Familie Cabun, also können Sie auch meine Frage beantworten!»
    Die Augen des Mannes verengten sich, er stützte die Fingerspitzen auf den Tresen. «Ich verwalte die Belegung der Zimmer und gebe die Schlüssel heraus, Commissario. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.» Er wandte sich halb um, winkte dem Jungen, der sicher nicht älter als siebzehn war. «Bring das Zimmer 33 in Ordnung, Alessandro. Und sag dem Glaser Bescheid!»
    Alessandro nickte, starrte ein paar Sekunden zu lange auf Laura und Guerrini, ehe er verschwand. Der Commissario blickte düster zurück, strafte den Mann hinter den Tresen mit Nichtachtung, schloss die Tür wieder auf und verließ mit Laura das kleine Büro.
    «Wir frühstücken woanders. Wer weiß, was die uns in den Kaffee mischen!»
    «Ich glaube nicht, dass alle Cabuns hinter uns her sind, Angelo!»
    «Ich will trotzdem nicht hier frühstücken. Ich brauche jetzt frische Luft und Sonne. Außerdem möchte ich mir so schnell wie möglich diesen Maresciallo Sarbia zur Brust nehmen!»
    «Was ist mit dir los, Angelo? Auf einmal bist du gar nicht mehr vorsichtig. Was ist mit dem geschlossenen System, in das wir einbrechen?» Laura war mitten auf der Via Colombo stehen geblieben. Guerrini drehte sich heftig um, stieß dabei eine amerikanische Touristin an, entschuldigte sich unwirsch.
    «Also, was ist los?» Laura sah ihn an.
    «Ich kann es nicht leiden, wenn man Katzenköpfe auf anderer Leute Türschwellen legt. Eine Tante meiner Mutter hat das mit Leuten gemacht, die sie nicht mochte – allerdings nahm sie Hühnerköpfe und Hühnerfüße. Sie war eine richtige Hexe!»
    Hühnerköpfe. Laura bewegte den rechten Fuß in ihrem Schuh.
    «Hat es gewirkt?»
    «Ich glaube.»
    «Wie?»
    «Die Leute hatten Angst, schliefen nicht mehr gut, wurden krank! Irgend so was!»
    Laura nickte. «Lass uns einen Kaffee trinken. Du sprichst mit dem Maresciallo, ich spreche mit Valerias Eltern!»
    Schweigend gingen sie nebeneinander in Richtung Hafen, nahmen aber nicht den Weg durch die Bahnunterführung, sondern den über die breiten Terrassen, die darüber angelegt waren. Sie fanden eine kleine Bar, bestellten Cappuccini und Croissants.
    «Der Katzenkopf hat dich sehr erschreckt, nicht wahr?», sagte Guerrini nach einer Weile.
    «Ja, und ich habe mich gestern Abend gefragt, warum das so war. Es ist mir erst am Morgen eingefallen. Seltsam, dass du gerade von Hühnerköpfen gesprochen hast. Ich bin als Kind einmal mit bloßen Füßen auf einen Hühnerkopf getreten. Für mich war es … als hätte ein Ungeheuer seinen Kopf aus der Erde erhoben. Ich weiß nicht, ob du es verstehen kannst, aber es fühlte sich für mich so an, als würde jemand mit Knochen klappern oder die Sense schwingen … Ich kann mich sogar noch daran erinnern, wie er gerochen hat …»
    Guerrini sah sie einfach nur an.
    «Hat das Ungeheuer einen Namen?», fragte er endlich.
    Laura schloss die Augen, zu laut erschienen ihr die Stimmen der Vorübergehenden, das Gurren der Tauben und das Kreischen der Mauersegler.
    «Tod», antwortete sie langsam. «Tod, Gewalt, Grausamkeit … so ungefähr.»
    «Ja», erwiderte Guerrini leise, «davor fürchte ich

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