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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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mich auch.»

    Eine halbe Stunde später stand Laura im Wohnzimmer der Cabuns. Niemand setzte sich – weder sie noch Roberto Cabun oder seine Frau Carla. Auch der Sohn Marco stand, mit dem Rücken an die Wand gelehnt.
    «Ich fühle mit Ihnen. Aber ich muss Ihnen auch sagen, dass inzwischen viele merkwürdige Dinge geschehen sind. Genau solche Dinge, über die wir in München gesprochen haben, Signor Cabun, Signora!» Laura musste ihre Kraft zusammensuchen, fühlte sich seltsam schwach nach dem Gespräch mit Angelo. Noch nie hatte sie mit jemandem über den verdammten Hühnerkopf geredet.
    «Der Vorfall von letzter Nacht ist dabei ziemlich harmlos», sagte sie, dachte das Gegenteil. «Ein Katzenkopf und ein Stein richten nur begrenzten Schaden an. Aber Dr.   Denner hat ein Messer in den Rücken bekommen, sein Bruder eins in den Bauch. Und überall hat man eine Frau gesehen, die Ihrer Tochter sehr ähnlich sah.»
    Roberto Cabun hatte sich in den wenigen Tagen verändert. Erst war Laura sich nicht sicher, was sich verändert hatte, doch als er ins Licht trat, das durch die offene Terrassentür hereinfiel, sah sie es: Sein dunkles Haar war beinahe weiß geworden.
    «Meine Tochter ist tot!» Seine Stimme klang matt. «Wenn sie denen, die dafür verantwortlich sind, als Geist erscheint, dann soll es mir recht sein, Commissaria. Es wäre gut, wenn die sich so erschrecken würden, dass sie tot umfallen!»
    Jaja, ich versteh dich ja, dachte Laura. Mir würde es nicht anders gehen. Laut sagte sie: «Es ist nur eines merkwürdig … Auch ich habe eine junge Frau gesehen, die Valeria ähnlich sieht. Und zwar hier in Riomaggiore. Und diese junge Frau ist vor mir weggelaufen. Nach der Beerdigung gestern hat ein junger Mann zu mir gesagt, dass ich besser verschwinden solle, und heute Morgen lag dieser Katzenkopf vor meiner Tür, und ein Stein flog durchs Fenster. Irgendwie sind das Geschichten, die zusammengehören. Ich weiß noch nicht genau, wie … aber vielleicht spielt auch Claretta Cabun eine Rolle dabei!»
    «Claretta?» Carla Cabun fuhr auf. Sie war sehr bleich und hatte dunkle Ringe unter den Augen. «Was wissen Sie von Claretta?»
    «Nicht besonders viel, Signora. Nur, dass sie sehr wichtig für Ihre Familie ist und dass sie den Stolz der Cabun-Frauen verkörpert.»
    «Wer hat Ihnen das erzählt?»
    «Darüber möchte ich nicht sprechen.»
    «Haben Sie mit meiner Mutter geredet?» Roberto Cabun keuchte. «Glauben Sie ihr kein Wort. Meine Mutter hat schon lange den Verstand verloren. Das müssen Sie doch gemerkt haben, Commissaria!»
    «Ich werde Ihnen nicht sagen, mit wem ich gesprochen habe, Signor Cabun!» Laura warf einen Blick zu Marco hinüber, der sie aus kalten Augen anstarrte.
    «Ich möchte von Ihnen nur wissen, ob es in Riomaggiore eine junge Cabun gibt, die Valeria ähnlich sieht, und ob irgendjemand aus Ihrer Familie länger in München geblieben ist als Sie oder vielleicht erst vor ein, zwei Tagen von einer Reise zurückkehrte.»
    «Niemand», stieß Roberto Cabun hervor. «Sie waren alle hier! Und es gibt niemand, der Valeria ähnlich sieht!» Er drehte sich um und verließ das Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu. Marco folgte seinem Vater, ließ die Tür ein zweites Mal knallen. Nur Carla Cabun und Laura blieben zurück.
    Valerias Mutter schaute auf den Boden, ihre Arme hingen schlaff herunter.
    «Vielleicht wäre es besser, wenn wir die alten Geschichten endlich vergessen würden», flüsterte sie kaum hörbar.
    «Haben Sie eine Antwort auf meine Fragen, Signora?»
    Carla Cabun schüttelte müde den Kopf. «Nein, Commissaria. Ich habe keine Antwort. Sie werden hier auch keine finden.»

    Gemeinsam mit zwei Streifenpolizisten und dem jungen Mann von der Polizeischule wartete Kommissar Baumann darauf, dass die schmale Seitenstraße im Stadtteil Freimann still wurde. Wer zur Arbeit musste, war endlich fort – mit dem Auto oder zu Fuß. War ohnehin nicht viel los hier. Zwei Häuser standen leer und sollten bald abgerissen werden. Eines dieser Häuser hatte der angehende junge Kriminalbeamte observiert – vielmehr ein Gartenhaus im hinteren Teil des etwas verwilderten Anwesens. Jetzt war er sicher, dass die beiden gesuchten Afrikaner sich darin versteckten. Auch Nachbarn, die er befragte, hatten in den letzten Tagen dunkle Gestalten in dem Garten gesehen.
    «Dunkle oder dunkelhäutige?», hatte Baumann den jungen Mann gefragt.
    «Beides!»
    Kommissar Baumann fühlte sich ein wenig unbehaglich, doch er

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