Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall
hast uns sehr geholfen!»
Peter Baumann grinste breit.
«Habt ihr eine heiße Spur?», fragte Havel gutmütig.
«Na ja, viel besser sieht es bei uns auch nicht aus», erwiderte Laura. «Immerhin gibt es inzwischen den Namen ihres angeblichen Freundes: Roberto Malenge. Er ist Afrikaner, und das stimmt mit den Aussagen der Denners überein. Und was hast du, Peter?»
«Die Dachwohnung mit dem roten Teppich auf der Treppe wurde von einem Dr. Detlef Schneider gemietet. Er wohnt angeblich in Hamburg, hat aber häufig beruflich in München zu tun. Das hat mir die Immobilienverwaltung erzählt. Mehr wissen die nicht, nur dass er die Miete stets pünktlich überweist und es noch nie Ärger gegeben hat.»
Vor den Glaswänden ging Kriminaloberrat Becker vorüber, winkte und deutete an, dass er gleich zu ihnen kommen würde. Laura warf einen prüfenden Blick zum Schreibtisch der Sekretärin hinüber. Er sah völlig unberührt und verwaist aus, und es war beinahe zwölf.
«Wo ist denn Claudia?», flüsterte sie Peter Baumann zu.
«Noch nicht da! Sie hat mich auf dem Handy angerufen. Musste dringend mit der Kleinen zum Arzt», flüsterte er zurück.
«Du lieber Himmel! Pass auf! Heut bin ich dran!», wisperte sie zurück.
«Was ist denn mit euch los?», fragte Andreas Havel leicht befremdet.
«Wirst du gleich sehen!» Laura wies mit einer leichten Kopfbewegung auf die Tür, die sich in diesem Augenblick öffnete.
«Grüß euch!», sagte Kriminaloberrat Becker. Er blieb vor dem leeren Schreibtisch der Sekretärin stehen, senkte den Kopf und schaute sehr bedeutsam, von unten herauf, mit hochgezogenen Brauen auf seine Mitarbeiter. «Ich möchte, dass von unserer Unterredung ein Protokoll angefertigt wird. Wo ist Claudia?»
«Beim Kinderarzt!», sagte Laura, war beinahe überrascht von ihrer eigenen klaren Antwort. Sie hatte es satt, irgendwelche Ausflüchte zu benutzen. Es stand Claudia zu, mit ihrer Tochter zum Arzt zu gehen! Aus den Augenwinkeln nahm sie Peter Baumanns Stirnrunzeln wahr, das besorgte Staunen in Havels Gesicht.
«So geht das nicht …», begann Becker, doch Laura ließ ihn nicht ausreden.
«So geht es, verehrter Chef!» Laura sprach leise und sehr deutlich. «Eltern haben das gesetzlich verbriefte Recht, sich um ihre kranken Kinder zu kümmern. Falls meine Tochter Sofia oder mein Sohn Luca ernstlich erkranken würde, wäre auch ich nicht hier – ganz egal, wer gerade ermordet wurde! Haben Sie nicht selbst Kinder?»
Beckers Gesicht lief rot an, seine rechte Hand griff in den Nacken. «Sie wissen genau, dass ich Kinder habe. Allerdings hat meine Arbeit niemals darunter zu leiden gehabt!» Er räusperte sich mehrmals, umfasste die Rückenlehne eines leeren Stuhls mit beiden Händen.
«Weil Sie eine Ehefrau haben, die Ihnen das ermöglicht!», gab Laura kühl zurück. «Wenn die Reproduktion der Deutschen sich auf dieses Modell beschränkt, werden wir wahrscheinlich schon innerhalb der nächsten fünfzig Jahre aussterben!»
Andreas Havel stieß einen Laut aus, der sehr an unterdrücktes Losprusten erinnerte, Peter Baumann senkte den Kopf, schluckte und hustete vernehmlich.
«Gut!» Beckers Gesicht färbte sich noch etwas dunkler. «Wenn Sie derart solidarisch für die Rechte der Alleinerziehenden eintreten, dann schreiben Sie eben das Protokoll, Frau Hauptkommissarin!»
Peter Baumann hob endlich den Kopf, räusperte sich noch einmal ziemlich ausführlich, lächelte und sagte: «Ich glaube, das ist nicht nötig, Chef. Wir haben – dank der modernen Technik – Möglichkeiten, ein Protokoll per Recorder aufzunehmen. Wenn Claudia später kommt, kann sie es abtippen.»
«Dann brauchen wir ja in Zukunft keine Sekretärin mehr!», konterte Becker bissig und ließ sich auf den Stuhl fallen, dessen Lehne er bisher festgehalten hatte.
«Natürlich brauchen wir sie – für Koordination, Telephonate, Recherche.» Baumanns Ton war schärfer geworden.
«Gut, gut …» Becker hob beide Hände und seine Schultern, sodass sein Kopf beinahe halslos auf dem Rumpf saß. «Ich sehe schon, dass ich hier einer Verteidigungsfront gegenüberstehe. Ich möchte mit diesen Diskussionen nicht die Ermittlungen aufhalten. Holen Sie schon Ihren Recorder, Baumann. Wir besprechen diese Angelegenheit ein anderes Mal.»
«Ich denke, da gibt es nichts zu besprechen!», erwiderte Laura. «Claudia ist eine hervorragende Assistentin, und wir wüssten nicht, was wir ohne sie machen sollten. Im Gegensatz zu anderen Menschen
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