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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Ihnen!»
    Baumann zuckte die Achseln und drückte auf den Klingelknopf. Die Wohnungstür wurde so schnell und schwungvoll aufgerissen, dass Laura und Baumann ein wenig zurückwichen. Vor ihnen stand ein großer, gut aussehender Schwarzer mit einem buschigen Pferdeschwanz aus Rastalocken. Die Knöpfe seines blauen Leinenhemds standen bis zum Bauchnabel offen.
    «Oh!», sagte er erstaunt, entdeckte seinen Wohnungsgenossen hinter den beiden Unbekannten und sah ihn fragend an. «Freunde von dir, Aristide?»
    «Polizisten!», gab Aristide zurück.
    Laura registrierte, wie der Körper des Mannes sich anspannte, seine Augen sich verengten. «Roberto Malenge?», fragte sie, und als er nickend einen halben Schritt zurücktrat, fügte sie hinzu: «Laura Gottberg, Kripo München. Das hier ist Kommissar Baumann. Wir brauchen Ihre Hilfe, und wir haben eine traurige Nachricht für Sie.»
    Er sah verwirrt aus, schien heftig nachzudenken, aber zu keinem Ergebnis zu kommen. «Jaja», stammelte er endlich. «Kommen Sie herein. Außer mir und Aristide ist im Augenblick niemand hier. Wir können uns in die Küche setzen. Da gibt es genügend Stühle.»
    «Soll ich dabeibleiben?», fragte Aristide.
    «Wär nicht schlecht!» Roberto Malenge zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen, tat einen tiefen Atemzug, der wie ein Seufzer klang. Sie folgten ihm in den engen dunklen Flur, waren erstaunt über die große Küche, deren Wände mit bunten Postern und Originalgemälden bedeckt waren. Ungewöhnliche Bilder – die Silhouette eines schwarzen Mannes vor kalten Straßenfluchten, Hochhäusern, leeren Landschaften. Die Poster dazwischen zeigten vor allem Regenwälder, Palmenstrände, den Kilimandscharo, ein afrikanisches Dorf.
    «Einer unserer WG-Genossen studiert Kunst», erklärte Aristide, als Laura sich aufmerksam umsah.
    Sie ließen sich alle vier nieder, saßen ein bisschen verloren um den runden Esstisch herum.
    «Soll ich Kaffee machen?», fragte Aristide und legte seinen roten Schal sorgfältig über die Rückenlehne eines Stuhls.
    «Nein, das ist nicht nötig», erwiderte Laura und sah Roberto Malenge an. «Wollen Sie wirklich, dass Aristide hört, was wir Ihnen mitteilen müssen?»
    Roberto strich mit beiden Händen über die dicken Strähnen seiner Rastalocken. «Jaja, natürlich», murmelte er. «Ich habe keine Ahnung, was Sie mir sagen wollen. Ich wüsste nicht, dass ich etwas Verbotenes getan oder gegen Ihre Gesetze verstoßen hätte!»
    Laura dachte, dass sie lieber wieder gehen würde. Sie hatte absolut keine Lust, diesen jungen Mann in die Reihe der Verdächtigen aufzunehmen. Aber sie wusste, dass es unprofessionell war, dass er sehr wohl in diesen Kreis gehörte – ein eifersüchtiger Liebhaber vielleicht, einer, der in seinem Stolz verletzt worden war, der sich zurückgesetzt fühlte, diskriminiert, verraten. Sie hoffte, dass Peter Baumann jetzt etwas sagen würde, dass er die Nachricht überbringen könnte, doch der Kommissar betrachtete nachdenklich die Bilder an den Wänden und machte keinerlei Anstalten, die Initiative zu ergreifen.
    Laura fühlte die Blicke der beiden Männer auf sich, die wachsende Spannung im Raum. «Herr Malenge …», begann sie. Er fuhr auf. «Herr Malenge, kennen Sie eine junge Italienerin namens Valeria Cabun?»
    Sein Blick streifte sie nur kurz, wanderte schnell zu Baumann, zu Aristide, unsicher, fragend, dann stützte er beide Hände auf seine Knie, senkte den Kopf und starrte auf den Boden.
    «Kennen Sie Valeria?», fragte Laura noch einmal.
    «Ja», murmelte er undeutlich. «Warum? Ist das verboten?»
    «Nein», erwiderte Laura. «Natürlich nicht. Aber …», sie zögerte, «… ich weiß nicht, in welchem Verhältnis Sie zu Valeria standen … Es ist eine traurige Nachricht, die ich Ihnen bringen muss: Valeria ist tot.»
    Roberto Malenge sprang auf. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er Laura und Baumann an, wiegte seinen Oberkörper hin und her.
    «Nicht sie!», flüsterte er heiser. «Nicht Valeria. Nicht meine Löwin …»
    Als Aristide neben ihn trat und vorsichtig eine Hand auf seine Schulter legte, brach der große Mann plötzlich zusammen und weinte. Er knickte ein, als hätte ihm jemand die Beine weggezogen, fiel schwer auf den Stuhl zurück und verbarg sein Gesicht in beiden Händen. Sein ganzer Körper zuckte, und er weinte so heftig, dass Laura nur mit Mühe die Erschütterung zurückdrängen konnte, die in ihr aufstieg. Mit einem Seitenblick auf Baumann nahm sie

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