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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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gehend, und es wirkte, als locke er seine Zeugen über die Schwelle, wie man es es mit Hühnern oder ängstlichen Hündchen macht.
    Doch sie waren gar nicht so ängstlich, die Eheleute Anna und Cosimo Bembo – Guerrini hatte schnell noch einmal in den Akten nachgesehen. Vor allem Signora Anna begann sofort zu reden, nachdem sie dem Commissario die Hand geschüttelt und sich in einem der etwas narbigen Ledersessel niedergelassen hatte. Cosimo Bembo dagegen nickte nur freundlich und drehte den Hut in seinen Händen.
    Während Anna Bembo redete, hatte Guerrini Zeit, sie zu studieren. Sie erzählte, dass sie vierzig Jahre lang Nachbarn der Signora Malenchini waren, vierzig Jahre! Flink bekreuzigte sie sich, legte dann ihre schmalen Hände übereinander auf das rechte Knie. Anna Bembo war schlank und zierlich, ein wenig eingeschrumpft vielleicht, und Guerrini dachte, dass sie unter den Händen knacken würde, wenn man sie zu kräftig anfasste. Aber sie sah seriös aus, da hatte Tommasini schon Recht gehabt. Es lag vor allem an dieser unauffälligen Eleganz, einer gut geschnittenen dunkelblauen Wolljacke über hellblauer Seidenbluse, dem halblangen engen Rock, schlichten Schuhen mit halbhohem Absatz. Nahezu alle älteren Italienerinnen aus gutbürgerlichem Hause besaßen diese besondere Gabe, sich elegant zu kleiden; eine Eigenschaft, die Guerrini an seinen Mitbürgerinnen sehr schätzte. Es erschien ihm als ein Ausdruck einer Kultur, die kostbar und vom Aussterben bedroht war.
    «Sie war eine gute Nachbarin, die Signora Malenchini, nicht wahr Cosimo!»
    Cosimo Bembo nickte kaum merklich. Auch er war dünn und ein wenig vertrocknet. Sehr blass, beinahe gelblich, und das feine hellgraue Wolljackett schien zu groß für ihn, wie auch seine Füße, deren Länge Guerrini irritierte.
    «Sie war uns beinahe wie ein Familienmitglied. Wir haben so viel mit ihr durchgemacht … den Tod ihres Mannes, Gott hab ihn selig …» Wieder bekreuzigte sie sich. «Und dann den Kummer mit ihrem einzigen Sohn. Es war einfach furchtbar. Sie hatte immer nur Kummer, die arme Signora Malenchini, nicht wahr, Cosimo?!»
    Cosimo nickte und drehte wieder den Hut in seinen zarten Greisenhänden. Guerrini schaukelte leicht auf seinem Drehsessel hin und her.
    «Das ist sehr traurig», sagte er langsam. «Aber warum glauben Sie, dass die Signora Malenchini keines natürlichen Todes gestorben ist?»
    Anna Bembo öffnete ihren Mund, um tief Luft zu holen, ihre Augen weiteten sich ein wenig, und Guerrini registrierte den winzigen Hauch von türkisfarbenem Puder auf ihren Lidern.
    «Es war der Hund», stieß sie hervor.
    «Der Hund?» Guerrini zog fragend seine Augenbrauen hoch, obwohl er die Geschichte bereits aus den Akten kannte.
    «Sie hatte einen Hund, den sie über alles liebte. Sein Name war Bimbo. So hat sie übrigens immer ihren Sohn gerufen. Bimbo … Er war ein süßer kleiner Kerl, der Bimbo!»
    «Wer? Der Sohn oder der Hund?», fragte Guerrini.
    «Der Hund natürlich!», antwortete sie mit Würde und runzelte die Stirn. Sie hüstelte hinter vorgehaltener Hand, warf Guerrini einen tadelnden Blick zu und redete weiter: «Er war schon alt, der Hund, mindestens vierzehn. Aber Bimbo war kerngesund. Kleine Hunde werden sehr alt, müssen Sie wissen, Commissario. Ich kannte einen Hund, der war neunzehn Jahre alt, einen winzigen Hund. Ganz grau und winzig. Bimbo war nicht ganz so winzig, aber auch sehr klein. Eine Mischung aus Pudel und irgendwas. Sehr klug und witzig. Das war Bimbo!»
    Guerrini nickte gemeinsam mit Signor Bembo, fand die Ähnlichkeit der Namen seltsam: Bembo und Bimbo. Aber so war das Leben, voller Merkwürdigkeiten.
    «Bimbo», murmelte er. «Was geschah mit Bimbo?»
    «Man hat ihn entführt und umgebracht, Commissario! Es war ein gemeiner, hinterlistiger Mord an einem kleinen Hund! Nicht wahr, Cosimo?»
    Cosimo nickte langsamer als zuvor, brummte sogar etwas.
    «Wer hat ihn entführt und umgebracht?», fragte Guerrini.
    «Ah, es ist nur so eine Vermutung, Commissario», antwortete sie beinahe leichthin, spreizte ein wenig die Finger und strich über ihr sorgsam gewelltes graues Haar, das einen kaum merklichen blauen Schimmer hatte. «Nein, eigentlich nicht nur eine Vermutung!», fügte sie plötzlich hinzu. «Wir sind ganz sicher, dass es sich so zugetragen hat, nicht wahr, Cosimo!»
    «Si, cara!» Cosimo Bembo richtete sich ein wenig auf und legte seinen Hut auf Guerrinis Schreibtisch.
    «Und wer könnte den kleinen Hund

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