Die Löwin von Aquitanien
können, gleichgültig sind«, entgegnete Richard heftig, »mir sind sie es nicht!«
Philippe verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. »Natürlich sind sie mir nicht gleichgültig«, sagte er besänftigend. »Tatsache bleibt aber, daß du dein Wort gegenüber Alais und mir gebrochen hast.«
»Alais hatte nie den Wunsch, mich zu heiraten«, sagte Richard kühl, »und was dich angeht…«
»Ich warne dich, Richard. Noch ist deine Mutter nicht hier. Du hast noch die Gelegenheit, eine Vertragsverletzung zu vermeiden.«
In Philippes Stimme schlich sich ein leiser Anflug von Drohung ein.
Richard blieb unbeeindruckt. »Ich möchte Alais nicht fallenlassen, sie kann an meinem Hof als geehrte Verwandte bleiben, solange sie es wünscht. Aber ich kann sie unmöglich zu meiner Gemahlin machen. Wenn du weiterhin darauf bestehst«, erwiderte er mit derselben Härte, »sehe ich mich gezwungen, die Hilfe der Kirche anzurufen.«
Der König von Frankreich war zum ersten Mal ein wenig verblüfft. Er setzte sich auf. »Die Kirche?«
»Wenn ein Mann eine Frau heiratet, die die Geliebte seines Vaters war, so betrachtet das die Kirche als Inzest«, sagte Richard und beobachtete, wie Philippes überlegene Miene sich langsam wandelte.
»Das würdest du nicht wagen!«
»Ich kann Zeugen aufbringen, Philippe. Und wie steht es dann um die Ehre der französischen Krone? «
Beide schwiegen eine Zeitlang. Philippes Gesicht blieb ausdruckslos, obwohl er innerlich kochte. Er war so sicher gewesen, Richard manipulieren und durchschauen zu können. Richard gegenüber in der schwächeren Position zu sein, empfand er als ungeheuer demütigend.
Vor allem, da er wußte, daß Richard das Vexin behalten würde, denn es war nun schon so lange in normannischer Hand, daß sich daran kaum etwas ändern ließ. Zumindest vorerst nicht.
»Und das Vexin?« fragte er scheinbar gleichgültig.
Richard zuckte die Achseln. »Du weißt genausogut wie ich, daß ich es behalten werde. Ich bin bereit, dir eine Ersatzsumme zu zahlen, wenn du mich ein für allemal von der Verlobung mit Alais entbindest. Außerdem«, setzte er versöhnlich hinzu, »schlage ich vor, daß wir einen Vertrag aufsetzen, der vorsieht, daß das Vexin an meine männlichen Nachkommen übergeht, und wenn ich keine legitimen Erben haben sollte, fällt es wieder an dich und deine Erben zurück.
Was hältst du davon? Ist das annehmbar?«
»Ich werde es mir überlegen«, sagte Philippe unverbindlich. Dann lachte er. »Du bist der unverbesserliche Ritter, Richard, nicht wahr?
Die Möglichkeit, daß du von deiner kleinen Braut einen Erben bekommst, ist so gering, daß sie mich schon wieder hoffen läßt. Ich sollte dir für das großzügige Angebot danken.«
Richard, der während ihres Gespräches nach seiner Gewohnheit ruhelos auf und ab gegangen war, blieb abrupt stehen. »Hol dich der Teufel«, sagte er hilflos.
Philippes ironisches Gelächter erklang noch einmal. »Ja, wenn wir das nicht besser wüßten - ist es nicht so, Richard?« Richard sah ihn an, und Philippe erwiderte den Blick.
Richard hatte die Wahrheit über sich schon ziemlich früh entdeckt, und mit dreiundzwanzig hatte er sich, obwohl er verzweifelt dagegen ankämpfte, in den jungen König von Frankreich verliebt. Er hatte immer geahnt, daß man Philippe so wenig vertrauen durfte wie seinem Bruder Geoffrey, daß es ein entsetzlicher Fehler war, etwas für einen Menschen zu empfinden, der durch seine Stellung allein ein möglicher Feind war, aber er war nie in der Lage gewesen, Gefühle, die ihn überfielen, zu unterdrücken.
Und während er sich vollauf darüber im klaren war, daß Philippe etwas im Schilde führte, konnte er wieder nicht anders, als sich von Philippe herabziehen zu lassen, seine Umarmung zu erwidern und ihn zu küssen. »Bevor das arme kleine Mädchen ankommt«, sagte Philippe.
Berengaria konnte ihre Augen nicht von ihrem Bräutigam losreißen. Mit ein wenig boshaftem Mitleid dachte sie an die französische Prinzessin, die statt Richard mit seinem alten Vater vorliebgenommen hatte.
Sie hatte sich schnell mit ihrer Schwägerin Joanna angefreundet, die ihrer Mutter ungeheuer ähnelte; bis auf Henrys grüne Augen war die fünfundzwanzigjährige Joanna ein Ebenbild Alienors. Joanna, Alienor und Richard tauschten Erinnerungen und Verse aus der Zeit von Poitiers aus, sprachen aber auch über die Zukunft.
»Leider werde ich nicht dabeisein«, bemerkte Alienor, »ich muß mich sofort auf den Rückweg
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