Die Löwin von Aquitanien
dich da nicht! Hier sind wir hinter unseren Befestigungen sicher, aber auf offenem Feld…«
»Im Moment bereitet mir nicht Saladin Kopfzerbrechen, sondern Konrad von Montferrat und de Lusignan«, unterbrach ihn Philippe und hob eine Hand, um seine Augen gegen die grelle Sonne zu schützen.
»Wenn du Konrad von Montferrat nicht offen unterstützen würdest, wäre das keine so große Schwierigkeit.«
»Er ist im Recht. Wer hat Tyrus gegen Saladin gehalten, während Guy de Lusignan Jerusalem verlor?«
»Himmel, Guy hat hier mehr als genug getan, um das wieder wettzumachen! Außerdem ist er der gesalbte König von Jerusalem.«
Das Geschrei der Araber, die gerade einen fränkischen Sturmtrupp zurückgeschlagen hatten, der durch die neue Mauerlücke eindringen wollte, lenkte ihre Aufmerksamkeit kurzfristig ab. Dann sagte Philippe mürrisch: »Was das betrifft, Guy de Lusignan war nicht König kraft Geburtsrecht, sondern dank seiner Heirat mit der Erbin des Königreichs. Und die ist jetzt tot.«
»Und Konrad«, setzte Richard unnachgiebig hinzu, »hat ihre jüngere Schwester auf eine Weise geheiratet, die mehr als zweifelhaft ist. Das wird noch Ärger geben, wenn wir die Stadt erst eingenommen haben. Übrigens, ich könnte die Ungläubigen bewundern - beinahe zwei Jahre lang haben sie ihre Stadt nun schon verteidigt, mit einem Mut, der einer edleren Sache würdig wäre.«
»Richard, du bist unverbesserlich«, entgegnete Philippe. »Du bemühst dich nach Kräften, sie umzubringen, und anschließend findest du sie bewundernswert. Es sollte mich nicht wundern, wenn du dich gut mit Saladin verstehen würdest. Unseren Spionen zufolge hat er erklärt, er würde dich ohne weiteres über die besten Männer seines Reiches stellen, allerdings nur mit deinem Kopf auf einer Lanze.«
Richard wollte gerade etwas erwidern, als ihm eine Bewegung an der Stadtmauer auffiel. »Jesus«, flüsterte er und packte Philippes Arm. »Philippe, ich glaube, es ist soweit! Da vorne kommt eine Gruppe mit einer weißen Flagge.« Sie rannten alle beide im Laufschritt zu der vordersten Kampflinie. Dort war unter den Belagerern große Aufregung entstanden, und als Richard eintraf, sah er bereits das ausgemergelte, dunkle Gesicht des Mannes, den die Garnison von Akkon geschickt hatte, um ihre Kapitulation anzukündigen.
Die Verhandlungen über die Übergabebedingungen zogen sich weitere drei Tage hin; am Ende wurde vereinbart, daß gegen die Zahlung von zweihunderttausend Dinaren sowie die Rückgabe von fünfzehnhundert christlichen Gefangenen und dem Heiligen Kreuz durch Saladin das Leben der Verteidiger von Akkon geschont werden sollte. Saladin erfuhr erst im nachhinein von diesen Vereinbarungen und war mehr als bestürzt; er war der Idee des Dschihad, des Heiligen Kriegs gegen die Christen, genauso verpflichtet wie Richard der des Kreuzzugs.
Am siebzehnten Juli marschierten die Kreuzfahrer feierlich in Akkon ein, und fast sofort kam ein Problem auf. Herzog Leopold von Österreich ließ seine Standarte neben dem Banner der Könige von England und Frankreich errichten. Richard und Philippe wechselten bezeichnende Blicke, als ihnen das berichtet wurde. Leopold gehörte zu dem winzigen Rest von Friedrich Barbarossas Heer, der mit den Gebeinen des Kaisers hier eingetroffen war (man wollte sie in Jerusalem bestatten), und benahm sich, als sei er der alte Kaiser persönlich.
Sein Banner dort stehenzulassen, wo es war, hieß ihn als gleichberechtigten Heerführer mit einem gleichberechtigten Anteil an der Beute anerkennen, was mehr als lächerlich schien, mußten doch Leopold und seine kleine Scharen von ihnen ernährt werden.
Philippe nickte schweigend, und Richard ordnete an, daß Leopolds Banner sofort heruntergeholt werden solle. Kurze Zeit später stand ihm der wutschnaubende Herzog von Österreich gegenüber.
»Ich verlange, daß die Soldaten, die mir diesen Schimpf angetan haben, sofort bestraft werden!«
»Sie handelten auf meinen Befehl«, entgegnete Richard kalt. Leopold schnappte nach Luft.
»Ihr wagt es… ich habe um Akkon gekämpft wie jeder andere auch und wesentlich länger als Ihr, ich habe das Recht, meine Standarte neben der Euren zu hissen!«
»Wenn jeder Ritter, der an unserer Seite gekämpft hätte, dieses Recht beanspruchte, dann wäre Akkon voller Fahnen«, sagte Richard gelassen. »Außerdem, selbst Guy de Lusignan hat«, er schaute kurz zu Philippe, »gewisser Umstände wegen lieber darauf verzichtet - warum sollte Euch
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