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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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das Mädchen hatte immerhin einen schnellen Verstand.
    »Ja«, bestätigte sie. »Richards lieber Freund und Kreuzzugsgefährte Philippe.«

    Richards Augen unter dem rotblonden Haar waren eisig wie das Nordmeer und ungefähr ebenso bedrohlich. »Was zum Teufel bezweckt Ihr mit so etwas?« fragte er. Tankred wünschte sich tausend Meilen weit weg von Catania. Seine Lage wurde immer schwieriger.
    Der neue Kaiser Heinrich VI. weilte bereits auf italienischem Boden und wartete nur auf seine Kaiserkrönung, um sich Sizilien im Namen seiner Gemahlin zu holen.
    Er erklärte nun, allen Mut zusammenraffend: »Das war eine Verteidigungsmaßnahme. Man hat mich darüber unterrichtet, daß Ihr plant, mir mein Königreich wegzunehmen, und wenn man sich Eure bisherigen Taten ansieht…«
    »Wer ist man?« schnitt Richard ihm das Wort ab.
    Tankred wich aus. »Habt Ihr die Stirn, es zu leugnen? Ich habe Grund zu der Annahme, daß Ihr Euch bereits mit Heinrich von Hohenstaufen verbündet habt.«
    »Wie bitte?« fragte Richard ungläubig.
    Der sizilianische König fuhr auf: »Hat sich Eure Mutter, Eure Mutter, die Ihr zu Euch kommen zu lassen von mir verlangt, hat sie sich nun am zwanzigsten Januar in Lodi mit Heinrich und seiner Gemahlin getroffen oder nicht?«
    »Jesus«, sagte Richard, »er war auf dem Weg zu seiner Krönung, und sie konnte ihm nicht gut ausweichen, ohne einen so mächtigen Mann unnötig zu beleidigen oder? Macht Euch doch nicht lächerlich wegen Heinrich von Hohenstaufen. Die Staufer sind die natürlichen Feinde meiner Familie; wißt Ihr nicht, daß meine Schwester Mathilda mit dem größten Gegner Kaiser Friedrichs, Herzog Heinrich aus dem Geschlecht der Welfen, vermählt war?«

    Die Antwort kam so selbstverständlich und freimütig und mit einem leicht verächtlichen Unterton, daß Tankred geneigt war, Richard Glauben zu schenken. Vielleicht hatte er nur unnötig einen Verbündeten verärgert? » Nun ja«, sagte er unsicher, »ich gebe es zu, es klingt überzeugend, was Ihr da sagt.«
    »Falls Ihr bis jetzt noch nicht bemerkt habt, daß ich es nur eilig habe, von hier wegzukommen, dann seid Ihr blind. Und wenn ich so wahnsinnig wäre, mich nicht nur mit Euch, sondern auch mit Heinrich von Hohenstaufen anzulegen, der bestimmt etwas gegen eine Eroberung meinerseits hätte, dann säße ich hier für alle Ewigkeit fest, und das Heilige Land ginge unterdessen vor die Hunde.«
    Diese kalte Dusche brachte Tankred vollkommener zur Einsicht, als es die Bitte um Vertrauen und Glauben je gekonnt hätte. »Nun sagt mir«, fuhr Richard fort und ging einen Schritt auf Tankred zu, so daß dieser unwillkürlich zurückwich, »woher wißt Ihr eigentlich den genauen Tag, an dem meine Mutter den Staufer traf? Und wer hat Euch gegen mich aufgehetzt? Es muß jemand von meinen Hauptleuten sein, sonst hättet Ihr seine Lügen nicht so leicht geschluckt. Wer war es?«
    Tankreds Mund zuckte. »Der König von Frankreich«, preßte er schließlich heraus, erleichtert, es losgeworden zu sein. Richard erstarrte. »So«, sagte er tonlos. »Ach so.«

    Philippe lehnte sich auf ein Kissen zurück. Er lag auf einem der orientalischen Diwane, mit denen der Palast, den ihm Tankred zur Verfügung gestellt hatte, reichlich ausgestattet war. »Was hast du erwartet?« fragte er spöttisch und machte sich nicht die geringste Mühe, zu leugnen. Innerlich fluchte er allerdings auf Tankreds mangelndes Rückgrat. Er hätte wissen müssen, daß Tankred bei der ersten Konfrontation mit Richard klein beigeben würde. »Deine Mutter hat die Alpen nicht allein überquert, oder? Ist dir eigentlich klar, Richard, daß es für die französische Krone eine unerträgliche Beleidigung ist, wenn meine Schwester über zwanzig Jahre lang mit dir verlobt war und dann einfach beiseite geschoben wird?«

    Richard, jetzt in die Verteidigung gedrängt, war jedoch darauf vorbereitet. Es stimmte, er hatte Philippe hintergangen, indem er vorgegeben hatte, Alais heiraten zu wollen, und heimlich bereits einer anderen Ehe zugestimmt hatte. Aber, dachte er, und sein Zorn kehrte zurück, das war noch kein Grund, um ihn bei Tankred derart zu verleumden und in den Rücken zu fallen, und er sagte das auch laut. »Er hätte mir um ein Haar den Krieg erklärt, und dann wäre unser ganzer Kreuzzug gefährdet gewesen!«
    »Von Tankred? Das soll wohl ein Scherz sein.«
    »Wenn dir die Männer, die zwischen Akkon und Saladin eingesperrt sind, langsam verhungern und nur noch auf uns hoffen

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