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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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machen, und für Richard gibt es auch keinen Grund mehr, länger zu bleiben.«
    Joanna protestierte: »Aber Mutter, Ihr seid doch erst zwei Tage hier!«
    Alienor lächelte und fuhr ihr mit der Hand über den Kopf. »Ich kann die Regierung nicht ewig William Longchamp allein überlassen. Er ist ein guter Mann, aber ich traue den Schwüren gewisser ach so treuer Edler dort nicht.«
    »Ihr meint John«, entgegnete Joanna tadelnd, »das solltet Ihr nicht sagen, Mutter. Nach Eurer Gefangennahme habe ich zwei Jahre mit John verbracht, bevor Vater mich mit Guillaume verheiratete. Er ist genauso zur Liebe und Treue fähig wie wir anderen auch.«
    »Das befürchte ich eben«, antwortete Alienor, und Joanna lachte.
    »O Mutter, Ihr habt mir gefehlt unter all diesen Normannen hier!
    Ich bitte Euch, bleibt doch ein wenig.«
    »Du könntest mich begleiten«, bot Alienor an und lächelte ihrerseits über Joannas verlegene Miene. »Ich weiß, Kind, du möchtest lieber mit deinem Bruder ziehen. Das würde ich an deiner Stelle auch, und wir haben alle Zeit der Welt füreinander, wenn der Kreuzzug zu Ende ist. Außerdem, wenn du mich begleiten würdest, wer achtete dann auf unsere Berengaria hier?«
    Berengarias Blut pulste in ihren Wangen. »Mein Gemahl wird auf mich achtgeben«, flüsterte sie scheu, und Richard erwiderte mechanisch: »Es wird mir eine Freude sein, Dame.«
    Joanna zwinkerte ihrer Mutter zu. »Ich sehe schon, unsere beiden Brautleute wollen mich loswerden«, sagte sie vergnügt.
    Doch Berengaria protestierte hastig: »O nein, Joanna, ich freue mich sehr über Eure Begleitung.«
    »Ich habe noch einen anderen Grund für meine sofortige Abreise.
    Der Papst ist tot, und sein Nachfolger wird den Staufer und seine Gemahlin krönen. Es könnte nützlich sein, an dieser Krönung teilzunehmen.«
    Richard fragte stirnrunzelnd: »Was für einen Eindruck hattet Ihr in Lodi, Mutter?«
    Alienor überlegte. »Heinrich erinnerte mich an eine dieser Schlangen, die ich auf dem Marsch durch Anatolien kennengelernt habe - kalt, auf der Hut und immer bereit, zuzubeißen. Bei einem Kampf zwischen ihm und Tankred würde ich, ohne zu zögern, auf Heinrich setzen. Seine Gattin Constance ist, soweit ich sehen konnte, eine erstaunliche Frau; sehr klug, sehr temperamentvoll, und sie haßt ihren Gemahl. Es würde mich nicht wundern, wenn sie Sizilien für sich selbst wollte, ohne den Staufer.«
    »Selbst wenn er Tankred besiegt«, sagte Richard, »sein Recht auf Sizilien erlischt mit Constance, und sie soll schon viel zu alt sein, um Kinder bekommen zu können - bis jetzt hat sie noch kein einziges.«
    Die Königin machte eine abwertende Geste mit der Hand. »Immer, wenn ich die Leute das behaupten höre, bin ich vom Gegenteil überzeugt, und ich spreche aus Erfahrung. Bei der Geburt meines jüngsten Kindes war ich dreiundvierzig, und Constance ist jünger.«
    Richard ergriff ihre Hand. »Ich wünschte auch, Ihr müßtet nicht gehen, Mutter«, sagte er sehr ernst, und sie brauchte nicht seinem Blick auf Berengaria zu folgen, um zu begreifen, was er meinte.
    Sie drückte seine Hand. »Hast du vergessen, was ich dir als Kind immer versprochen habe?« entgegnete sie leise.

    Alienor traf am Ostersonntag in Rom ein. Die ganze Stadt war auf den Beinen, denn an diesem Tag wurde nicht nur Coelestin III. zum Papst geweiht, sondern auch Heinrich VI. von Hohenstaufen und Constance de Hauteville, die letzte überlebende direkte Erbin Rogers II, wurden zu Kaiser und Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches gekrönt.
    Alienor machte sowohl dem Papst als auch dem hohen Paar ihre Aufwartung.
    »Ich freue mich zu hören, daß die Sache voranschreitet, für die mein Vater sein Leben ließ«, sagte der neue Kaiser und fixierte sie mit seinen seltsam farblosen Augen. »Ich würde mich auch freuen, Euren berühmten Sohn einmal kennenzulernen. Wie ich annehme, habt Ihr die Gastfreundschaft des Usurpators Tankred genossen?«
    »Es war unumgänglich«, antwortete Alienor kühl.
    Constance de Hauteville fragte plötzlich: »Wie steht es auf Sizilien, und wie geht es meinem Vetter?«
    Ihr Gemahl sah sie zornig an, doch sie ignorierte ihn. Alienor stellte für sich fest, daß Constance klargemacht hatte, wo ihre Sympathien lagen; bei Heinrich ganz bestimmt nicht.
    »Euren Vetter habe ich nicht gesehen, da ich mich nur wenige Tage auf der Insel aufhielt«, sagte sie freundlich.
    Heinrich erkundigte sich eisig nach seinem Namensvetter, Alienors Schwiegersohn Heinrich dem

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