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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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meinem Enkel Heinrich, Mathildas ältestem Sohn, zu verheiraten. Damit hätte er eine noch sicherere Aussöhnung zwischen Weifen und Staufern, und ich möchte zu gerne Philippes Gesicht sehen, wenn er davon erfährt.«
    Sie war bester Laune, als Longchamp in Begleitung von Henrys unehelichem Sohn Will von Salisbury eintrat. Zu ihrer Überraschung erhielten die beiden ebenfalls einen Kuß auf die Wange. »Das Leben ist wunderbar, und ich wüßte nichts, was mir so sehr Spaß machte, als zu regieren!«
    »Es sieht so aus«, sagte Longchamp, nachdem er wieder seine Haltung erlangt hatte, »als hätten Euer Gnaden die guten Neuigkeiten schon erhalten?«
    »Philippes Eheschwierigkeiten? Ja, davon weiß ich schon.«
    Longchamp verneinte und wandte sich an den Grafen von Salisbury. »Erzählt Ihr es, Will.«
    Salisbury räusperte sich. »John hat mir geschrieben. Da die Dinge festgefahren sind, schlägt er einen sechsmonatigen Waffenstillstand vor.«
    »So, tut er das«, antwortete Alienor langsam. Der Ausdruck in ihren Augen verriet nichts. »Nun, da ich im Gegensatz zu meinem Sohn John an dem Frieden in diesem Königreich interessiert bin, willige ich ein - wenn er mir Windsor und Wallingford von seinen Anhängern übergeben läßt.«

    Longchamp stieß vernehmbar die Luft aus, und Will sagte zweifelnd: »Dazu wird er sich nicht bereitfinden.«
    »Ich glaube doch«, entgegnete Alienor. »Denn siehst du - ich habe den Verdacht, daß auch er weiß, was Philippes Verhalten mit Ingeborg bedeuten könnte, und er will sich den Rücken offenhalten.«

    Der Herbst war zurückgekehrt, und die Bürger von London versammelten sich täglich um die Sankt-Pauls-Kathedrale. Dort erfuhr man nicht nur die neuesten Nachrichten aus aller Welt, besonders von dem gefangenen König; hier, in der Krypta, wurde auch das Lösegeld für Richard zusammengetragen. Viele drängten sich, um vielleicht einen Blick auf die gutbewachten Schätze werfen zu können.
    Die von Heinrich VI. verlangte Summe entsprach in etwa 34.000
    Kilogramm reinem Silber, und so viel Reichtum auf einem Haufen würde das Volk wohl nie wieder in seinem Leben sehen können.
    Bewegung kam in die Menge, als ein paar Neuankömmlinge zu Pferde und in Sänften eintrafen. Man erkannte Hubert Walter, den erst vor wenigen Monaten gewählten Erzbischof von Canterbury, und den Bürgermeister von London, Harry Fitz Aylwin, die, wie man wußte, von der Königin zu Verantwortlichen für das Lösegeld gemacht worden waren; beide wurden mit Beifall begrüßt. Die Leute waren besonders stolz auf Harry Fitz Aylwin, denn erst vor zwei Jahren hatte London das Recht erhalten, einen Bürgermeister zu wählen.
    Doch der Beifall wurde zum Jubel, als die Menschen erkannten, daß aus einer der Sänften die Königin selbst stieg. Der Zwiespalt mit den Normannen war in diesen Zeiten vergessen; Alienor war für England zu einem Symbol der von Feinden umlagerten Insel geworden, ihre unbesiegbare Dame, die das Reich aufrecht hielt.
    »Es scheint, daß nicht jeder mir übelgesonnen ist«, stellte Alienor gegenüber dem kaiserlichen Gesandten in ihrer Begleitung fest. Sie winkte den Menschen zu und wandte sich dann an den Bürgermeister von London.
    »Verschafft mir einen Platz, von dem aus man mich verstehen kann. Ich glaube, sie haben es wirklich verdient zu erfahren, was vor sich geht.«

    »Soll ich für Euch übersetzen, Euer Gnaden?« erbot sich Harry Fitz Aylwin.
    Alienor wehrte ab. »Wenn ich seit vierzig Jahren hier Königin wäre, ohne zumindest ein wenig von Eurer Sprache aufgeschnappt zu haben, wäre es um meine geistigen Fähigkeiten schlecht bestellt. Ich will nicht behaupten, daß ich sie gut spreche, aber für diesen Zweck reicht es.«
    Der Bürgermeister brachte sie zu dem Eckstein, von dem an Sonntagen die Zisterzienser ihre Predigten hielten. Ein leichter Wind kam auf. Alienors tiefe, tragende Stimme erhob sich über die Köpfe der Menge hinweg. Sie sprach mit sehr starkem Akzent, doch verständlich, was ihr einen erneuten Beifall einbrachte.
    »Die Gesandten des Kaisers sind nun endlich eingetroffen, um das Lösegeld für meinen Sohn, den König, zu überprüfen. Wenn sie ihrem Herrn zu seiner Zufriedenheit berichten können, hat er den siebzehnten Januar des nächsten Jahres als den Tag bestimmt, an dem der König wieder in Freiheit gelangt. Ich werde selbst reisen, um dem Kaiser die geforderten Geiseln und das Lösegeld zu übergeben.«
    Sie hielt einen Moment inne, bis sich die

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