Die Löwin von Aquitanien
Bündnis mit mir angetan wären.«
»Wenn einige nichtswürdige Verräter…« begann der Bischof von Winchester hitzig, doch Becket unterbrach ihn unbotmäßigerweise, was ihm einen tadelnden Blick seines Erzbischofs einbrachte.
»So kommen wir nicht weiter. Ihr habt behauptet, Ihr wolltet das Volk nicht länger unter den Auseinandersetzungen der Großen leiden lassen. Nun, der König wünscht Frieden. Wünscht Ihr ihn auch, oder ist Euer Ehrgeiz zu stark? Wenn dem so ist, Euer Gnaden, dann dürfte das Eure Glaubwürdigkeit rasch mindern.«
Henry gab seine provozierende Haltung auf und trat ein paar Schritte auf den Geistlichen zu. Forschend betrachtete er ihn. Thomas Becket hatte ein widersprüchliches Gesicht; der sinnliche Mund eines Genießers vereinigte sich mit den tiefliegenden Augen eines gottesfürchtigen Mystikers, und die Adlernase, die von einer breiten Stirn gekrönt wurde, tat ein übriges, um den Widerspruch noch zu verstärken. Ein paar endlose Sekunden lang starrten sie sich an.
»Auch ich will Frieden«, sagte Henry schließlich mit einem Achselzucken, »aber zu meinen Bedingungen, nicht zu Stephens. Doch es ist spät; ich schlage vor, wir sprechen morgen weiter.«
Damit waren sie entlassen, unmißverständlich, als habe der junge Plantagenet bereits die Autorität eines Königs. Henry kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe, dann rief er ihnen nach: »Wie ist Euer Name?«
»Thomas Becket, Euer Gnaden.«
»Becket, es wird gut sein, Euch nicht zu vergessen.«
Die geistliche Gesandtschaft des Königs entschied sich für das Benediktinerkloster als Bleibe. Eine Woche lang führten die beiden Bischöfe und ihr Begleiter erbitterte Streitgespräche mit Henry, doch als sie am siebenten Morgen zu ihm kamen, hatte er eine Überraschung für sie.
»Hochwürdiger Erzbischof«, sagte er übertrieben ernst, »setzt Euch lieber gleich, denn eine böse Kunde harret Euer.«
»Was gibt es?« fragte der Erzbischof argwöhnisch.
Henry verschränkte die Arme ineinander. »Um es kurz zu machen
- Stephens Sohn Eustace scheint nicht eben davon begeistert zu sein, daß wir hier dabei sind, sein Erbe aufzuteilen. Statt jedoch etwas für seinen Vater zu tun und gegen mich zu Felde zu ziehen, hat er sich dafür entschieden, Eure Ländereien zu verwüsten.« Mit einem boshaften Lächeln schloß er: »Eustace ist wohl überzeugt, Ihr wäret mein Freund.«
Der Erzbischof von Canterbury mußte sich in der Tat auf dem dargebotenen Stuhl niederlassen. Seine Gedanken rasten. Er verfluchte Eustace innerlich, nicht nur um seiner Ländereien willen, sondern auch der verheerenden Auswirkungen wegen, die diese Tat auf König Stephens noch verbleibende Getreue haben mußte. Wenn ihre Anführer übereinander herfielen…
Doch Henry ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. »Kirchen, Klöster, Bauernhütten«, zählte er freundlich auf. »Alles bevorzugtes Brennholz für meinen Verwandten. Er ist gerade dabei, sich bei der Bevölkerung ungeheuer beliebt zu machen, nicht wahr?«
Der Erzbischof stöhnte unwillkürlich. Ein wenig Mitleid tauchte in Henrys graugrünen Augen auf. »Becket«, sagte er, »ich glaube, wir sollten dem hochwürdigen Erzbischof die Möglichkeit geben, sich zu erholen - und dem ehrwürdigen Bischof die Gelegenheit, ihn mit christlicher Nächstenliebe zu trösten. Auf ein Wort mit Euch.«
Thomas Becket zögerte, dann schloß er sich dem Herzog an, als dieser den Raum verließ. Sie gingen schweigend bis zum Garten des Klosters. Hier blieb Henry stehen. Auf lateinisch, das er ausgezeichnet beherrschte, sagte er: »Also, Becket, Ihr seid doch kein Dummkopf. Eustace hat Stephens Sache endgültig den Todesstoß versetzt, falls sie überhaupt je eine Zukunft hatte. Man wird ihn nie als Thronfolger und König anerkennen. Und Stephens Griff um die Krone lockert sich mit jedem Tag mehr. Warum tun wir uns nicht allen einen Gefallen und beenden diesen Krieg?«
Ebenfalls in Latein erwiderte Becket: »Auch Ihr seid kein Narr, Euer Gnaden. Alles gut und schön, aber Ihr wißt doch, daß der König Euch zuliebe nicht einfach abdanken kann.«
»Wer verlangt, daß er es tun sollte?« fragte Henry. »Ich meinte es ernst, als ich sagte, daß ich Frieden will. Ich könnte das Königreich jetzt ganz erobern, wie Euch sehr wohl klar ist, aber ich würde es vorziehen, wenn Stephen mich als seinen Erben einsetzt. Er ist ein kranker alter Mann, und ich bin noch jung. Was habe ich zu verlieren? «
Thomas Becket schöpfte
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