Die Löwin
die Leute sich wieder beruhigt haben und wir können die Miliz zusammenrufen. Die muss uns gegen die Visconti-Truppen unterstützen, wenn es nicht dem Rest der Einwohner hier an den Kragen gehen soll. Dann kann Malatesta erscheinen! Hier gibt es nichts anderes mehr für ihn zu holen als blutige Köpfe.«
»Dann ist es gut.« Caterina atmete tief durch und wies auf Aldobrando di Muozzola. »Was machen wir mit dem?«
»Ich würde vorschlagen, ihn erst einmal irgendwo einzusperren, wo keiner an ihn herankommt. Wenn er Glück hat, lösen ihn Viscontis Emissäre später aus. Unserem Herzog würde es sicher gefallen, ein paar Dukaten in seine Truhen zu bekommen.« Friedel beugte sich aus dem Sattel nieder, um Aldobrando zu packen, als Caterina ihm auf die Schulter tippte.
»Wieso würde der Herzog von Molterossa das Lösegeld für diesen Mann erhalten? Er ist doch unser Gefangener.«
»Als unserem Auftraggeber stehen ihm ein Teil der Beute zu, die wir machen, sowie das Lösegeld für Gefangene«, erklärte Bianca ihr an Friedels statt und gab dem Söldner den Befehl, Aldobrando wegzubringen. Sie selbst wandte sich an einen der Einheimischen, der auf der Piazza geblieben war. »Unsere Leute brauchen ein Quartier, aber eines, das auch für die Herrin geeignet ist!«
Der Mann lachte auf, wenn auch nicht sehr fröhlich. »Daran gibt es keinen Mangel, denn die Häuser dieser von Gott verfluchten Visconti-Knechte stehen nun leer. Für Monte Eldes Tochter wäre wohl Muozzolas Palazzo angebracht. Wenn ihr wollt, führe ich euch hin.«
»Danke, aber unsere Leute kennen den Weg.« Bianca war mehrmals in Rividello gewesen und wusste, wo der Palazzo zu finden war. Daher setzte sie sich an die Spitze der Gruppe. Friedel versetzte Caterinas Stute einen leichten Klaps, damit sie mit ihnen lief, denn die Capitana saß wie erstarrt im Sattel und schien die Welt um sich herum vergessen zu haben. Pernica lief gehorsam los und schloss zu Biancas Maultier auf. Vier Reiter folgten ihnen als Begleitschutz. Nach den Exzessen des Abends war eine sternenklare und von nur wenigen Geräuschen erfüllte Nacht hereingebrochen, die ihren Mantel gnädig über all das Blut deckte, das noch vor kurzem geflossen war.
12.
M uozzolas Palazzo entpuppte sich als zweistöckiges Gebäude mit flachem Dach und Schießscharten in der Mauerkrone. Die Fenster in der Außenwand waren klein und vergittert, das Tor mit Bronzeblech beschlagen und durch einen Vorbau geschützt. Das trutzige Bollwerk hatte seinen Dienst jedoch nicht erfüllt, denn die Torflügel standen halb offen, so dass Friedel sie vom Sattel aus aufstoßen und durch den hohen Gang in den Hof reiten konnte. Dort war alles still, und erst auf mehrmaliges Rufen des Söldners kamen zwei verängstigte Knechte näher.
»Kümmert euch um die Pferde«, herrschte Friedel sie an und hob die Hand. »Halt, vorher holt ihr noch ein paar Mägde, die sich der Capitana annehmen sollen.«
»Wenn noch welche hier sind! Als die Leute ins Haus eindrangen, sind die meisten geflohen, um nicht von dem Gesindel erschlagen oder vergewaltigt zu werden.« Der Knecht brummte noch ein paar unverständliche Worte in seinen struppigen Bart und schlurfte zum Haus, während der andere den Zügel von Caterinas Stute entgegennahm.
Caterina stieg steifbeinig ab und musste sich am Sattel festhalten, da ihre Beine nachzugeben drohten. Bianca ließ sich von einem Söldner von ihrem Maultier heben und eilte an ihre Seite.
»Gleich ist es geschafft! Dann könnt Ihr Euch erfrischen und eine Kleinigkeit zu Euch nehmen.«
Caterina erinnerte sich an den Podesta, den die Fleischergesellen wie ein Stück Vieh zerlegt hatten, und schüttelte den Kopf. »Heute werde ich nichts über die Lippen bringen.«
»Ihr müsst etwas essen und dann schlafen! Morgen erwartet die Stadt eine siegessichere Capitana zu sehen und kein übernächtigt und krank aussehendes Geschöpf.« Bianca fasste Caterina resolut unter und führte sie auf die Tür des Wohntrakts zu, aus der eben eine alte Magd herausblickte, die die mangelnde Schnelligkeit ihrer Beine wettgemacht hatte, indem sie in ein sicheres Versteck gekrochen war. Als sie sah, dass ihr nichts Schlimmeres drohte, als zwei Damen bedienen zu müssen, kam sie eilfertig näher.
»Sorge dafür, dass die beste Kammer für die Herrin hergerichtet wird, und lass einen Badezuber mit warmem Wasser darin aufstellen«, wies Bianca sie an.
Caterina war in diesem Augenblick froh, dass ihre Begleiterin das Heft
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