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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Geschenke. »Glaubt Ihr nicht, dass es auch für Euch an der Zeit ist, Euren Frieden mit Mailand zu machen, Euer Gnaden? Ihr seid doch auch jetzt kein unabhängiger Souverän, sondern ein Vasall des Heiligen Stuhls. Wäre es denn wirklich so schlimm für Euch, Euer Lehen aus der Hand eines anderen, weitaus mächtigeren Mannes anzunehmen als von Seiner angeblichen Heiligkeit Bonifacio?«
    Der Gesandte musterte Caetani angespannt. Da dieser nicht antwortete, sprach er schnell weiter. »Es wäre nicht zu Eurem Nachteil, Euer Gnaden, denn der Herzog der Lombardei würde Euch für Euer Entgegenkommen reich belohnen. Schon jetzt reicht seine Herrschaft weit über die Landschaft hinaus, deren Titel er trägt, und Seine Majestät der Kaiser deutete bereits an, dass er einer weiteren Rangerhöhung meines allererhabensten Vetters wohlwollend gegenüberstünde. Wenn Ihr, der Ihr so hoch im Rang steht wie kaum ein anderer in diesen Landen, den ersten Schritt dafür tun könntet, würdet auch Ihr höher steigen, als Ihr es Euch jemals erträumt habt.«
    Arnoldo Caetani schüttelte unwillig den Kopf. »Was soll Euer Geschwätz bedeuten?«
    »Wenn Euer Gnaden Seiner Majestät Kaiser Wenzeslao erklären könntet, dass die Macht Gian Galeazzos der eines Königs von Italien gleicht, wie es zur Zeit der Imperatori Otto und Federico Barbarossa der Fall war, würde dieser meinem erhabenen Vetter gewiss diesen Titel zugestehen. In diesem Fall könntet Ihr Eurem Erben Amadeo Rang und Herrschaft eines Herzogs der Romagna hinterlassen, und Eurem Neffen Rodolfo würde eine Herrschaft verliehen, die des Namens d’Abbati würdig ist.«
    Dieser Vorschlag zeigte Arnoldo Caetani, wie weit die Pläne seines Feindes bereits gediehen waren. Gian Galeazzo wagte also schon den Griff nach der Königskrone Italiens. Für einige Augenblicke verließ den alten Mann der Mut. Er dachte an Amadeo, der sich bei solchen Aussichten sofort Mailand unterwerfen würde, und kämpfte gegen die Erkenntnis an, dass all seine Mühen, dem Einfluss des Visconti Einhalt zu gebieten, vergebens gewesen waren.
    Gian Galeazzos Bote dauerte das Schweigen seines Gastgebers zu lange, und daher spielte er noch seinen letzten Trumpf aus. »Auf Pisa braucht Ihr nicht mehr zu hoffen, Euer Gnaden. Iacopo Appiano hat das Schicksal seiner Stadt vertrauensvoll in die Hände Mailands gelegt.«
    Das war genau eine Provokation zu viel. Arnoldo Caetani kannte Appiano von vielen Gesprächen her und er wusste, dass dieser sich Mailand niemals unterwerfen würde, ohne ihn vorher über diesen Schritt zu informieren. Wenn Gian Galeazzo nun auch Pisa unter seine Herrschaft gezwungen hatte, war dies gewiss nicht mit dem Einverständnis Appianos geschehen, sondern durch List oder Gewalt.
    »Irgendwann wird Euer Herr sich überfressen, Signore! Gebe Gott, dass ich dann noch lebe und seinem Untergang zusehen kann. Doch nun solltet Ihr Euch in das Gemach begeben, das mein Majordomo Euch anweisen lässt, und Euch ausruhen. Zu Eurem Schutz werden wir den Riegel sowohl bei dieser Kammer wie auch bei jenen, in denen Eure Begleiter untergebracht werden, vorlegen lassen. Morgen früh könnt Ihr dann in Eure Heimat zurückkehren und Eurem Herrn berichten, dass Eure Mission gescheitert ist.«
    Arnoldo Caetani wusste zwar nicht, was er noch gegen Mailands wachsende Machtfülle unternehmen konnte, doch in jedem Fall hatte er zu lange gegen Gian Galeazzo Visconti gekämpft, um sich am Abend seines Lebens zwingen zu lassen, sein Brot aus den Händen dieses Mannes zu empfangen.
    Der Gesandte öffnete den Mund zu einer geharnischten Gegenrede, doch Caetani gab seinen Wachen einen Wink. Vier kräftige Burschen nahmen den Mailänder in die Mitte und führten ihn zur Tür hinaus. Als diese sich hinter dem Gesandten schloss, atmete der Herzog erst einmal durch und sah sich die Geschenke an, die vor ihm lagen. Nach zwei, drei Augenblicken fand er, dass es schade um die hübschen Dinge wäre, rief seinen Majordomo und befahl ihm, die Sachen in seine Schatzkammer zu schaffen.

11.
    R odolfo d’Abbati hatte schon angenehmere Ritte erlebt als diesen. Er saß mit auf dem Rücken gefesselten Händen auf seinem Pferd, das ihn mit jedem Schritt näher an Molterossa brachte, wo sein zorniger Onkel auf ihn wartete, und haderte mit dem Schicksal. Seine Bewacher ritten schnell und gönnten weder sich selbst noch ihm eine Pause, so dass es schien, als flögen die Orte an ihnen vorbei. Zumeist passierten sie kleine Dörfer mit

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