Die Löwin
Schurken rückhaltlos unterstützen.«
Der Gesandte der Herzogs hatte seine Gelassenheit wieder gefunden und vermochte Caterina ohne Zorn in die Augen zu blicken, denn sie hatte ihm gerade einen in seinen Augen sehr weiblichen Grund für ihren Hass auf Mailand genannt, nämlich den Mord an ihrem Vater. Trotz des Schwurs von Pisa schien sie nicht von der Schuldlosigkeit des Herzogs Gian Galeazzo und seiner Vertrauten überzeugt zu sein. Einen Mann hätte er für diese Unverschämtheit vor seine Waffe gefordert und bestraft. Bei einer Frau aber konnte er eine solche Haltung nicht ernst nehmen. Seine Worte waren daher auch weniger an Caterina selbst als an ihre Offiziere gerichtet, denn ihm war klar, dass diese Frau sich so lange, wie der Neffe des Herzogs von Molterossa zu ihren engsten Beratern zählte, nicht von ihrem Rachefeldzug abbringen ließ. Sobald aber Pisa ganz in der Hand Mailands war, war auch das Schicksal der Eisernen Kompanie besiegelt, denn ohne Geld würde die Capitana eine Condotta in der Provence oder in Neapel annehmen müssen – oder ihre Kompanie an den Meistbietenden verkaufen.
Erleichtert, weil die Eisernen mit dieser Frau an der Spitze im Grunde kein Problem mehr für Mailand und Herzog Gian Galeazzo darstellten, verbeugte der Gesandte sich vor Caterina und bat sie, ihn zu entschuldigen, da er die ausgelösten Männer im Namen seines Herrn begrüßen wolle.
»Tut dies!«, erklärte Caterina. »Ich habe Euch übrigens Signore Aldebrando di Muozzola zusammen mit den Gefangenen der Schlacht übergeben lassen, obwohl Euer Herr seinen Namen nicht ausdrücklich erwähnt hat.«
»Den Sohn des Capitano del Popolo? Er hat also überlebt.« Der Gesandte atmete auf. Diese Nachricht würde seinen Herrn erfreuen. Jetzt konnte Gian Galeazzo seine Gnadensonne über den Sohn des unglückseligen Umberto di Muozzola aufgehen lassen und allen seinen Verbündeten damit zeigen, dass Treue sich lohnte.
Caterina sah in die zufriedene Miene des Mannes, die seine Gedanken verriet, und ärgerte sich ein weiteres Mal. Anscheinend ließ sie sich bei jeder Begegnung von den Männern der Visconti-Schlange übertölpeln. Es wäre besser gewesen, den jungen Muozzola einen Kopf kürzer zu machen, als Gian Galeazzo Visconti einen weiteren Triumph zu gönnen. Aus diesem Grund verabschiedete sie die Mailänder Delegation mit säuerlicher Miene und atmete erleichtert auf, als die Gruppe sich noch vor der Mittagsstunde zusammen mit den ausgelösten Gefangenen auf den Weg machte. Caterina kehrte in die Stadt zurück, nahm ein ausgezeichnetes Mahl in der Gesellschaft ihrer Offiziere zu sich und fand sich dabei im Zentrum aller Blicke wieder.
»Die Leute faseln etwas von einem baldigen Aufbruch. Entspricht dies der Wahrheit?« Amadeo störte es, dass Caterina sich zum Abmarsch entschlossen zu haben schien, ohne ihn selbst oder seinen Onkel zu Rate zu ziehen.
»Also das würde mich auch interessieren.« Steifnacken beugte sich vor und maß seine Capitana mit einem vorwurfsvollen Blick. Bislang hatte Caterina ihn stets ins Vertrauen gezogen, und er fragte sich, was geschehen war, weil sie sich diesmal so verschlossen gab.
»Wann können wir abmarschieren?«, wollte Caterina von ihm wissen.
Steifnacken überlegte kurz. »In drei oder vier Tagen.«
Caterina schüttelte energisch den Kopf. »Das ist zu spät. Die Truppe muss sich morgen früh auf den Weg machen.«
»Morgen früh schon? Das ist unmöglich!« Amadeo fuhr von seinem Sitz hoch und hob in einer beschwörenden Geste die Arme. »Signorina, bis alle Vorräte besorgt und die Quartiere geräumt sind, vergehen nun einmal etliche Tage. Außerdem müssen wir mit meinem Oheim Kontakt aufnehmen.«
»Genau das werden wir nicht tun, denn das würde uns wertvolle Zeit kosten. Was die Vorräte und das Gepäck betrifft, so sehe ich nicht ein, warum die Sachen nicht innerhalb weniger Stunden auf Tragtiere geladen werden können. Die Wagen lassen wir nämlich zurück. Die Wege, die wir einschlagen werden, sind dafür nicht geeignet. Steifnacken, Botho, ihr kümmert euch nach dem Essen darum. Ihr, Caetani, bleibt in meiner Nähe und lasst Euch nicht einfallen, einen Boten zu Eurem Oheim zu schicken. Es ergeht strenger Befehl, dass von jetzt an bis zu unserem Abrücken niemand mehr die Stadt verlassen darf. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
»Das habt Ihr, Capitana!« Von allen unbemerkt war der Bote aus Pisa in den Raum getreten und setzte sich nun so
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