Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
leben. Zumindest war das das Letzte, was ich von dir gehört habe.«
    »Nachdem Eure Eltern tot waren und Ihr zu Eurem Oheim nach Molterossa gebracht worden seid, war das Leben in der Heimat arg langweilig. Als dann der Capitano kam, um Söldner für Euren Onkel anzuwerben, habe ich alles liegen und stehen lassen und mich ihm als Rossbub angeschlossen. Natürlich habe ich gehofft, Euch auf Molterossa zu treffen und mit Eurer Hilfe mehr zu werden als ein einfacher Knecht. Aber als wir in die Stadt kamen, hatte Euer Oheim Euch bereits verjagt. Da ich mich nicht allzu dumm angestellt habe, bin ich schon bald zu den Söldnern gesteckt worden, und das hat sich nun als Vorteil erwiesen.«
    Gaetano grinste über den Streich, den er dem Capitano und Rodolfos Onkel hatte spielen können, aber Rodolfo konnte seine Heiterkeit nicht teilen, denn von diesem Augenblick an würde sein Jugendfreund auf Molterossa als Verräter gelten – und gnadenlos zu Tode gepeitscht werden, wenn man ihn erwischte.
    »Ich danke dir, Gaetano. Dir ist aber klar, dass du dich in Molterossa und Umgebung nicht mehr blicken lassen kannst. Am besten bleibst du bei mir, auch wenn ich nicht weiß, was mir die Zukunft bringen wird. Ich kann nur hoffen, dass der Marchese Olivaldi mich als Condottiere in seinen Diensten behält – obwohl ich Mariano und meine restlichen Leute verloren habe. Wie ich Ugolino Malatesta kenne, wird dieser versuchen, sie in seine eigene Truppe zu stecken.«
    Auf Gaetanos rundem Gesicht malte sich ein glückliches Lächeln ab. »In Euren Diensten zu stehen ist genau das, was ich mir immer gewünscht habe – ganz gleich, ob als Söldner oder Euer Knecht.«
    »Ich hoffe, du wirst mehr als das. Sollte meine kleine Kompanie noch existieren, werde ich dich zum Anführer eines Dutzends Lanzen machen.« Obwohl Rodolfo es für unwahrscheinlich hielt, dass der Marchese ihn nach der Schlappe bei Rividello noch als freien Condottiere behalten würde, nahm er sich vor, Gaetano so gut zu belohnen, wie er es vermochte. Zunächst aber galt es, möglichst viele Meilen zwischen sich und eventuelle Verfolger zu legen. Da die Pferde ausgeruht wirkten, brachen sie auf und ritten stramm nach Süden. Im Lauf des Tages blieb die Gegend um Rividello immer weiter hinter ihnen zurück, und sie konnten es wagen, auf Sinalunga zuzuhalten. Unterwegs erstanden sie bei einem Hirten etwas Schafskäse und pflückten Oliven von einem Baum, der den Rest eines ansonsten niedergehauenen Haines bildete.
    In der Nähe von Asciano übernachteten sie unter freiem Himmel und setzten ihren Weg am nächsten Morgen mit der festen Überzeugung fort, den Männern des Herzogs von Molterossa entkommen zu sein. Rodolfo überlegte schon, ob er es wagen könnte, nach Siena zu reiten, um sich und Gaetano mit allem zu versorgen, was sie für ihre Reise brauchten, doch die Tatsache, dass Caterinas Söldner ihn nach seiner Gefangennahme ausgeplündert hatten und sie auf die paar Münzen angewiesen waren, die Gaetano besaß, ließ ihn davon absehen. Das wenige Geld reichte gerade für ein paar bescheidene Mahlzeiten und vielleicht noch für eine oder zwei Übernachtungen in einer einfachen Herberge. Daher beschloss Rodolfo, auch Siena zu meiden, und ritt weiter Richtung Westen.
    Im Lauf des Nachmittags entdeckte er weiter unten am Berg eine fast bis zu ihm hochwirbelnde Staubwolke. Neugierig geworden spornte er sein Pferd an und sah schon bald auf einen Kriegstrupp hinab, der zu seiner Verwunderung nicht die Hauptstraße benützte, sondern auf einem wenig begangenen, zwischen zwei Höhenrücken verlaufenden Weg über Casole d’Elsa in Richtung Volterra zog.
    Ein Heer in dieser Gegend bedeutete nichts Gutes. Aus Siena konnte es kaum stammen, dann wäre es gewiss den großen Straßen gefolgt. Noch während Rodolfo überlegte, wer sich hier so heimlich auf dem Gebiet dieses Stadtstaats bewegte, bemerkte er einen hünenhaften Offizier auf einem Pferd, das einem kleinen Elefanten glich. Dieser Mann war so einmalig, dass Rodolfo unwillkürlich seinen Namen flüsterte. »Botho, der Tedesco!« Jetzt erkannte er auch Steifnacken, der an der langen Schlange der Krieger entlangritt und sie zu größerer Eile anfeuerte. Angespannt hielt er nun nach Caterina Ausschau und entdeckte sie auch bald. Sie ritt zwischen zwei Männern an der Spitze des Zuges, und zwar ganz schamlos auf einem Männersattel, wie er mit einigem Ingrimm bemerkte. Während sein Blick die Tedesca verfolgte, schloss Gaetano

Weitere Kostenlose Bücher