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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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können.«
    Caterina sah keinen Grund, mit ihrem Wissen hinter dem Berg zu halten. Sie brauchte dringend Verbündete oder wenigstens jemand, der ihr half, die Kosten für die Eiserne Kompanie zu tragen. Nachdem ihre Hoffnungen auf Antonio Venier zerstoben waren wie Asche im Wind, war sie bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen.
    »Wenn Gian Galeazzo Visconti Perugia einnimmt, drängt er den Einflussbereich des Heiligen Stuhls so weit zurück, dass Rom und der Papst als Landesherr in Bedeutungslosigkeit versinken.« Die Stimme des Dicken klang nachdenklich.
    Er schnaufte, zog eine ärgerliche Grimasse und blickte erst seinen Neffen und dann Caterina an. »Von Perugia bis Ancona ist es kein weiter Weg. Ein guter Condottiere könnte diese Strecke mit seinen Leuten in wenigen Tagen zurücklegen und Ancona für Mailand erobern. Vorausgesetzt natürlich, Perugia fällt. Wird es das, Signorina?«
    Caterina zuckte unter seinem scharfen Tonfall zusammen und breitete hilflos die Arme aus. »Ich weiß es nicht, Signore.«
    Sie versuchte, sich an Biordio Michelotti, den Anführer der derzeit dort herrschenden Fraktion, zu erinnern. Zusammen mit seinem Condottiere Sforza Attendolo hatte er sie in Rividello besucht. An Sforzas Mut war gewiss nicht zu zweifeln, doch bei Michelotti hatte sie ihre Zweifel. Sie atmete tief durch und sah die beiden Herren an.
    »Ich glaube, Visconti wird Perugia erobern. Leicht wird es nicht werden, denn Attendolo ist ein guter Condottiere. Aber da Michelotti nicht bereit war, dem Bündnis des Herzogs von Molterossa beizutreten, wird er keine anderweitige Unterstützung erhalten. Bisher glaubt er sich sicher, weil Florenz und das von ihm beherrschte Umland zwischen seiner Stadt und Mailand liegen. Gerade deswegen aber ist er für Visconti das ideale Opfer.«
    »Wärt Ihr so gut, diese Einschätzung etwas zu präzisieren, Capitana?« Caterinas Bemerkungen hatten den dicken Herrn durchaus beeindruckt, und für Augenblicke sah er in ihr nicht mehr die Frau, deren Verstand weit hinter dem jedes Mannes zurückstand, sondern die bisher durchaus erfolgreiche Erbin des Francesco di Monte Elde.
    Caterina befeuchtete ihren Mund mit einem Schluck Wasser und erklärte ihm und seinem Neffen, was sie von Arnoldo Caetani und Iacopo Appiano über Gian Galeazzo Visconti und seinen Aufstieg gehört hatte, brachte ihre eigenen Überlegungen mit ein und erinnerte die Anwesenden daran, dass der Herr von Mailand danach strebte, den Herzogshut der Lombardei mit einer noch wertvolleren Kopfbedeckung zu vertauschen.
    Onkel und Neffe sahen sich kurz an und nickten, als hätten sich ihre Vermutungen bewahrheitet. Dann ergriff wieder der Ältere das Wort. »Es war zu erwarten, dass ein Mann mit einem solch brennenden Ehrgeiz nach der Krone Italiens greifen würde. Mit diesem Glanz im Rücken und der Mark Ancona als Provinz vermag er Venedig niederzuringen, ohne einen Schwertstreich führen zu müssen. Er braucht nur einem frisch eroberten Hafen das Monopol für den Handel mit seinen eigenen Territorien und den Ländern jenseits der Alpen zu verleihen. In dem Augenblick liegt Venedig wie ein toter Fisch in der Lagune. Ob unsere Flotte danach noch in der Lage sein wird, die Adria zu beherrschen, wage ich zu bezweifeln. Antonio Venier ist ein Narr, der dies nicht erkennen will. Doch zum Glück ist der Doge bereits alt und wird über kurz oder lang in das andere Reich eingehen.«
    Er bedachte Caterina mit einem anerkennenden Blick. »Ihr habt wirklich einen scharfen Verstand, Capitana! Ganz erstaunlich für eine Frau! Nun, mehrere meiner Freunde und ich sind bereit, Euch die Summe von zwanzigtausend Dukaten zu übergeben. Dafür dürft Ihr ein Jahr lang keinen Krieg gegen einen erklärten Freund Venedigs führen und müsst Euch darauf beschränken, Molterossa und Arnoldo Caetanis engere Verbündete gegen feindliche Angriffe zu verteidigen. Seid Ihr dazu bereit?«
    Caterina war nicht wohl dabei, sich den genannten Bedingungen zu unterwerfen, ohne zu wissen, was auf sie zukommen mochte. Doch ihr blieb keine andere Wahl. Zusammen mit dem Geld, das der Herzog von Molterossa bereit war, ihr zu zahlen, reichten zwanzigtausend Dukaten aus, um ihre Kompanie ein Jahr lang zu versorgen und zu besolden, vorausgesetzt, es gab keine schlimmeren Verluste durch Krankheit oder Krieg.
    »Ihr wollt meine Kompanie also doch unter Vertrag nehmen!«, stellte sie fest.
    Der Dicke schüttelte den Kopf. »Nein! Hier geht es nicht um eine Condotta, sondern

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