Die Löwin
erfasste, schob sie ihren Becher zurück und begnügte sich damit, Biancas ungezwungener Konversation mit der Ehefrau des Dogen zu lauschen und den Schmuck zu betrachten, mit dem die Dogessa sich beladen hatte. Allein die Ringe an ihren Fingern hätten ausgereicht, Caterinas Schulden bei Hartmann Trefflich mehrfach zu begleichen, und mit der goldenen, juwelengeschmückten Halskette der alten Dame hätte sie ihre gesamte Kompanie ein Jahr lang verpflegen und besolden können. Anscheinend war der Reichtum der Venezianer doch nicht nur ein Gerücht, nur zeigten diese ihn auf eine andere Weise als die hohen Herren in der Lombardei, der Toskana oder der Romagna.
Caterina wandte den Blick ab. Beinahe im gleichen Augenblick klang draußen eine Männerstimme auf. Eine Dienerin schoss herein und erklärte ihrer Herrin, dass ihr Gemahl eingetroffen sei. Caterina atmete erleichtert auf. Wahrscheinlich wollte der Doge die zugesagte Audienz lieber hier im privaten Rahmen abhalten als in seinem Palast, in dem die Wände wohl genauso wie in anderen Herrschaftshäusern Ohren hatten.
Als Antonio Venier eintrat, wollte sie sich erheben, doch der Doge bedeutete ihr mit einer fast schroffen Geste, sitzen zu bleiben, und begrüßte zuerst seine Ehefrau. »Ich hoffe, Ihr befindet Euch wohl, meine Liebe!«
»Mir geht es heute besser als seit langem. Die nette Unterhaltung mit den jungen Damen war sehr angenehm.«
Die Dogessa klang so, als wolle sie ihre Gäste kurzerhand verabschieden. Doch so einfach würde Caterina nicht weichen. Sie sprang auf und blieb vor dem Dogen stehen. »Erlauben Eure Hoheit mir ein paar offene Worte?«
Venier hob die Hand. »Ich bedauere, Signorina, doch ich vermag nichts für Euch zu tun. Dies habe ich bereits Herzog Arnoldo mitgeteilt. Er wollte meinen Standpunkt jedoch nicht akzeptieren und hat Euch gegen meinen Willen hierher geschickt. Ihr seid vergebens gekommen, Signorina. Gian Galeazzo Visconti war stets ein guter Freund und Verbündeter Venedigs und hat bisher keinen Schritt getan, der uns schaden könnte.«
Caterina war es, als öffne sich der Boden unter ihren Füßen und schlügen die schwarzbraunen Wasser der Lagune über ihrem Kopf zusammen. Zwar hatte der Herzog von Molterossa ihr erklärt, dass Mailand und Venedig zehn Jahre zuvor Seite an Seite gegen Francesco Novello da Carrara und dessen Verbündete Krieg geführt hatten, doch hier in Italien, in dem man am Morgen als Todfeind des einen und Freund des anderen erwachte, um am Abend den Feind als Freund zu begrüßen und den einstigen Freund heftig zu bekämpfen, war dies eine sehr lange Zeit. Doch der Doge schien blind für die für Venedig bedrohliche Entwicklung zu sein, obwohl Gian Galeazzo Visconti seine Macht nun beinahe bis an die Grenzen des venezianischen Herrschaftsbereichs ausgedehnt hatte.
»Eure Hoheit, ich …«, begann Caterina, doch Venier unterbrach sie grob.
»Ich sagte: es gibt nichts zu bereden! Venedig wird einem Feind Gian Galeazzo Viscontis keine Hilfe leisten. Kehrt zu Arnoldo Caetani zurück, Signorina, und sagt ihm, dies sei mein letztes Wort.«
Caterina blickte in die kalten Augen des Dogen und begriff, dass jeder weitere Versuch sinnlos war. Dieser starrsinnige alte Mann wollte offensichtlich nicht sehen, dass Mailands Einfluss bereits den gesamten Norden Italiens überschattete. Gleichzeitig quoll in ihr die Wut über den Herzog von Molterossa hoch, der sie wider besseres Wissen in diese beschämende Situation geschickt hatte. Möglicherweise hatte Arnoldo Caetani auf ein Wunder gehofft und erwartet, dass ihr Charme Antonio Venier würde erweichen können. Aber da hatte er sich gewaltig getäuscht.
»Wenn es so ist, Signore, ist es wohl besser, wenn meine Freundin und ich gehen. Signora, ich danke Euch für Konfekt und Wein.« Caterina neigte fast unmerklich das Haupt und rauschte davon.
Bianca folgte ihr mit einer Miene, als müsse sie an sich halten, um nicht zu platzen, machte aber erst im Freien ihrem Unmut Luft. »Was für ein arroganter alter Narr!«
Dann sah sie sich erschrocken um. Zu ihrem Glück befand sich niemand sonst in ihrer Nähe. Malle, die wie ein geprügelter Hund hinter den beiden Freundinnen hergetrottet war, schüttelte sich. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Nach Molterossa zurückkehren, die Stadt und die Burg plündern und danach schauen, ob Florenz uns in seine Dienste nimmt«, antwortete Caterina bissig.
Bianca starrte sie mit offenem Mund an und Malle schlug die Hände über
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