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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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quält.«
    »Aber wie? Die Taverne ist alles, was ich besitze! Ich kann doch nicht einfach davonlaufen!«
    »Keine Sorge! Du wirst hier bleiben können.« Noch ehe er die Worte ausgesprochen hatte, zog Ranuccio seinen Dolch und stieß ihn dem überraschten Wirt ins Herz. Dann winkte er zwei seiner Männer und deutete auf das Haus. Die beiden traten hinein und einen Augenblick später gellte der Todesschrei einer Frau auf.
    Ranuccio quittierte das Geräusch mit einem Auflachen, und seine Stimme klang so zufrieden, als hätte er an diesem Ort nur einen Becher Wein und ein ausgezeichnetes Mahl zu sich genommen. »Komm, Borelli! Wir können aufbrechen! Bis Pesaro ist es noch weit, und mich drängt es, die Geliebte des alten Monte Elde auszuprobieren! Dafür aber möchte ich ein Bett unter mir wissen und die Sicherheit fester Mauern um mich herum.«
    Borelli nickte mit grünlich angelaufenem Gesicht. Zwar scheute auch er sich nicht, Blut zu vergießen, doch Ranuccios kaltschnäuzige Art ließ ihn schaudern. Ihm war jedoch klar, dass sein Vetter nicht anders hatte handeln können. Da es keine Zeugen gab, würden ihnen auch keine nach Rache dürstenden Monte-Elde-Söldner auf den Fersen sitzen, und bis die Nachricht von Caterinas Verschwinden zur Eisernen Kompanie gelangte, hatten sie sich längst in der Burg von Malatestas Verwandten eingenistet.
    Während Borelli dem Gemetzel einige gute Seiten abgewann, versuchte Caterina trotz ihrer höllisch unbequemen Lage und ihrer Todesangst einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Am liebsten hätte sie Borelli und dessen Vetter Ranuccio ihre Wut und ihre Verachtung ins Gesicht geschleudert, doch zum Glück lag ihre Zunge halb taub und wie angeschwollen im Mund, so dass sie keinen vernünftigen Laut herausbringen konnte. Daher formulierte sie ihre Verwünschungen nur im Kopf. Niemals zuvor, noch nicht einmal nach dem Tod ihres Vaters und ihres Bruders, hatte sie das Wort Vendetta so deutlich begriffen wie an diesem Tag. Sollte sie diesen Männern entkommen können, würde sie alles tun, um die Mörder ihrer Leute zu bestrafen.

11.
    D er Betäubungstrank musste Caterina noch vor dem Abritt übermannt haben, denn sie kam übergangslos wieder zu sich, als grobe Hände sie vom Pferd zerrten und neben einen blühenden Busch warfen, als wäre sie ein Sack Getreide. Sie fiel auf Biancas weichen Körper und hörte ihre Freundin in halber Bewusstlosigkeit stöhnen und wimmernd nach ihrem Bruder rufen. Caterina nahm an, Bianca wäre ebenfalls nicht ganz betäubt gewesen und hätte Camillos Tod miterleben müssen. Als sie sich aufrichten und die Freundin trösten wollte, packten sie zwei Männer, drehten ihr die Hände auf den Rücken und fesselten sie mit Lederschnüren.
    In diesem Augenblick kam Bianca zu sich. Sie erhob sich noch halb betäubt, sah die Banditen und öffnete den Mund zu einem Schrei. Sofort waren drei der Kerle über ihr, rangen sie zu Boden und stopften ihr einen Knebel in den Mund. Auch Caterina wurde geknebelt, und dann band man sie und ihre Freundin an zwei hochragende Wurzeln, so dass sie nicht mehr in der Lage waren, sich gegenseitig zu berühren. Ranuccio und seine Kumpane entzündeten ein kleines Lagerfeuer und holten die Vorräte an Schinken, Wurst und Käse aus den Satteltaschen, die sie in der Herberge hatten mitgehen lassen. Dabei ließen sie Weinschläuche kreisen. Ihre Gefangenen erhielten weder zu essen noch zu trinken.
    Trotz der frühsommerlichen Hitze des Tages kühlte die Nacht stark ab und ohne Decken froren die beiden Freundinnen erbärmlich. Während in Caterina immer wieder die Bilder der Morde aufstiegen, peinigten Bianca, die sich denken konnte, was passiert war, mindestens ebenso schreckliche Vorstellungen. Am Morgen nahm man ihnen die Knebel aus dem Mund, und einer der Räuber stopfte erst Caterina und dann Bianca die Öffnung eines Weinschlauchs zwischen die Lippen. Caterina verschluckte sich so, dass sie zu ersticken glaubte, und hustete würgend. Der Räuber spottete, weil sie sich wie ein Wurm am Boden krümmte, und steckte ihr ein Stück zäh gewordenen Brotes in den Mund, das, wie er sagte, bis zum Abend ihre einzige Mahlzeit sein würde. Zum Dank bedachte Caterina ihn und Borelli mit etlichen Verwünschungen, erreichte damit aber nur, dass man ihr einen schmutzigen Lappen in den Mund stopfte und mit weiteren Tüchern festband. Bianca widerfuhr die gleiche Behandlung, obwohl sie verbissen geschwiegen hatte. Ihnen war klar, dass die Kerle

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