Die Löwin
Condottiere konnte mit dieser Schar genug Ruhm und Beute erwerben, um seine Kompanie wachsen und zu einem Machtfaktor werden zu lassen.
Borelli ahnte nichts von den Plänen seines Vetters, schob seinen Dolch in die Scheide und trat auf Caterina zu. Demonstrativ fuhr er mit der Rechten in ihr Dekolleté und krallte seine Finger in ihre Brüste. »Ich hoffe, du bist noch Jungfrau, Base. Das würde meine Rache vollkommen machen.«
Da Caterina nicht geknebelt war, sammelte sie schon Speichel, um ihm ins Gesicht zu spucken. Da aber näherten sich seine Finger dem Messer, das sie in ihrem Mieder verborgen hatte. Sie versteifte sich vor Angst, er könne es ertasten, und so fiel sie wieder in die Rolle, die Bianca ihr vorgespielt hatte, und gab ihrem Gesicht einen flehenden Ausdruck.
»Lieber Vetter, bitte verschone mich! Es fließt doch das gleiche Blut in unseren Adern! Gewiss können wir uns einigen. Willst du nicht den Platz wieder einnehmen, den du bei meinem Vater innehattest? Wenn meine Männer sich an dich gewöhnt haben, kannst du die Eiserne Kompanie im Kampf als Capitano anführen. Schau, für ein Weib wie mich schickt es sich doch nicht, mit den Soldaten zu ziehen.«
Borelli lachte schallend auf. »Jetzt bist du so ängstlich geworden wie ein kleines Mädchen. Aber das hättest du dir früher überlegen müssen, statt mich aus der Eisernen Kompanie zu verdrängen. Sobald wir auf Malatestas Burg sind, gehörst du erst einmal mir. Wenn ich genug von dir habe, können die anderen Männer dich durchziehen.«
Dabei blickte er die Räuber an, deren feindselige Mienen sich bei diesen Worten aufhellten. Offensichtlich hatte er den richtigen Ton getroffen, denn ein Mann, auf dessen Wort die anderen viel gaben, machte eine verächtliche Handbewegung in Richtung des Toten. »Gallo hat genau gewusst, dass das Weib zuerst für den Cugino unseres Hauptmanns bestimmt ist. Danach hätte er sie haben können! Er war ein Narr, den Signore herauszufordern.«
Ranuccio knirschte leicht mit den Zähnen, denn er hatte bei all seinen Plänen nicht daran gedacht, wie geschickt sein Vetter mit Söldnern umzugehen wusste. Borelli hatte sich nicht nur mit leichter Hand aus der Schlinge gezogen, sondern auch den anderen Männern klar gemacht, dass er der Capitano war und damit auch Vorrang vor ihrem früheren Hauptmann hatte. Also würde er sich etwas anderes einfallen lassen müssen, wie er seinen Vetter beseitigen und sich an dessen Stelle setzen konnte. Um sich abzulenken, ging er zu Bianca hinüber und schob ihr die Hand ebenso unter die Bluse, wie Borelli es bei Caterina getan hatte. »Noch ein wenig Geduld, meine Liebe! In spätestens zwei Tagen wirst du einen richtigen Mann in dir spüren!«
Obwohl sein Griff ihr Schmerzen bereitete, gelang es Bianca, erwartungsvoll zu stöhnen und ihm einen beinahe anbetenden Blick zu schenken. »Wenn Ihr mir nur ein wenig Wein und Brot gebt, werde ich alles für Euch tun, Signore Ranuccio.«
Ranuccio zog die Hand zurück und grinste seinen Vetter an. »Ein Weib ist wie ein Pferd. Man muss ihm nur den Brotkorb ein wenig höher hängen, schon wird es so zahm, dass man es besteigen kann.«
Borellis Augen glitzerten auf und er schob das Becken vor. »Am liebsten würde ich es gleich hier tun!«
»Das würde ich dir nicht raten! Du könntest unsere wackeren Burschen danach nämlich nicht davon abhalten, die Weiber ebenfalls zu pflügen. In den ersten Tagen aber will ich dieses Schätzchen alleine benutzen.« Er strich Bianca dabei über den Unterleib und griff sich dann in den Schritt, der sich merklich ausbeulte. Für einige Augenblicke sah es so aus, als wolle er seinen Worten zum Trotz über sein Opfer herfallen. Dann richtete er sich schnaufend auf, kehrte zum Lagerfeuer zurück und erteilte zwei Leuten einen knappen Befehl. Diese fesselten Caterina und Bianca so, dass sie sich nicht mehr bewegen konnten, und knebelten sie wieder.
Am nächsten Tag waren Caterina und Bianca beinahe froh, so sorgfältig auf die Pferde gebunden zu werden, denn ihre Muskeln protestierten mit schmerzhaften Krämpfen gegen die erzwungene Regungslosigkeit, und ihnen fehlte die Kraft, sich im Sattel zu halten. Sie atmeten sogar auf, als ihr Ziel in Sicht kam, obwohl sie ahnten, welche Qualen dort auf sie warteten. Es handelte sich um eine Burg, die auf einem hochragenden Felssporn thronte, aber dennoch nicht so aussah, als könne sie Feinden lange standhalten. Ein beinahe lächerlich niedriger Mauerring umgab die
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